Im Fokus der gemeinsamen Veranstaltung mit dem NETZWERK: Menschen für die Ausbildung begeistern
Rund 150 Berater*innen der Passgenauen Besetzung und Willkommenslots*innen aus ganz Deutschland kamen am 13. und 14. September im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zu einer gemeinsamen Jahrestagung zusammen. Im Fokus der diesjährigen Veranstaltung standen gute Praxisbeispiele und neue Ideen, um die Zielgruppen junge Menschen und Personen mit Flucht- und Migrationserfahrung für die Ausbildung zu begeistern.
Nach einem Grußwort mit Danksagung von Dr. Sabine Hepperle, Abteilungsleiterin Mittelstandspolitik im BMWK, diskutierten wir mit Impulsen aus der Wissenschaft und Praxiseinblicken von Berater*innen und Lots*innen die Frage: wie kann man junge Menschen mit und ohne Fluchterfahrung in Zukunft weiterhin für eine duale Berufsausbildung begeistern, wo liegen mögliche Hürden und welche guten Lösungsansätze gibt es bereits?
Der zweite Tag des Jahrestreffens stand dann ganz im Fokus des Austauschs: In einem BarCamp pitchten und diskutierten die Teilnehmenden Themen, die ihre Arbeit alltäglich begleiten, darunter Möglichkeiten des erfolgreichen Onboardings, Ansprache und Einbindung von Eltern bei der Berufswahl und die Auswirkungen der Neuerungen im Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf die Arbeit beider Programme. Somit konnten wir einerseits gute Praxisbeispiele austauschen und gemeinsam Lösungsansätze für häufige Herausforderung erarbeiten, andererseits aber auch gute Impulse für unsere weitere Arbeit mitnehmen.
Denn: Das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge schult und begleitet die Willkommenslots*innen bei ihrer Arbeit. Durch persönliche Beratung, Schulungen und vielfältige Informationsmaterialien unterstützen wir die Lots*innen bei der Ansprache von Bewerber*innen und professionellen Begleitung von Unternehmen bei der Einstellung und Ausbildung von Menschen mit Fluchterfahrung.
Sie möchten offene Stellen mit Geflüchteten besetzen? Finden Sie kostenlose Unterstützung in Ihrer Region – mit der Deutschlandkarte der Willkommenslots*innen:
Integrationsscouts feiern Gelerntes und präsentieren neue Ideen vor Ausbilderinnen und Ausbildern sowie der IHK Trier
Dieses Jahr kommen die Integrationsscouts aus Unternehmen in Rheinland-Pfalz. Sie sind Auszubildende, die nach Deutschland geflüchtet und eingewandert sind, um sich hier eine berufliche Perspektive aufzubauen und Auszubildende, die in Deutschland aufgewachsen sind. Gemeinsam haben sie in unterschiedlichen Workshops das Ankommen in Deutschland und in Ausbildung und Betriebsalltag reflektiert und überlegt, wie sie Herausforderungen in der Ausbildung und Diskriminierung im Alltag begegnen können.
Projektstart in Berlin und Abschlusstag in Wittlich
Die Projektarbeit begann mit einem Auftakt in Berlin im Juni. In einem geschützten Rahmen für Austausch und Diskussion konnten Erlebnisse offen geschildert, Meinungen ausgetauscht und neue Perspektiven kennengelernt werden. Den Abschluss des Projekts feierten die Integrationsscouts am 14. Juli zusammen mit ihren Ausbilderinnen und Ausbilder in Wittlich in den Räumlichkeiten der creatio GmbH. Mit dabei war auch Ulrich Schneider, Leiter des Geschäftsbereichs Ausbildung bei der IHK Trier, der das Engagement der Auszubildenden im Projekt lobte und sich bei den Ausbilder*innen bedankte, dass sie den Azubis für die Teilnahme die nötigen Freiräume geschaffen haben. Das Projekt wurde vom NETZWERK in enger Zusammenarbeit mit der IHK Trier organisiert und durchgeführt.
Kennenlernen & Teambuilding beim Kochkurs in Berlin
Beim Abschlusstag gab es Urkunden für alle Integrationsscouts
Probleme identifizieren und Ideen entwickeln
Im Rahmen der Projektarbeit wurde ein Blick auf die Themen Integration und Ankommen im Betrieb geworfen und reflektiert, welche Aspekte aus Sicht der Integrationsscouts bereits gut funktionieren und womit sie sich noch schwer tun. Zum Beispiel empfindet beinahe jede*r in der Gruppe Schwierigkeit beim Verstehen von Fachbegriffen und Prüfungsaufgaben. Auf der anderen Seite wurden viele Herausforderungen aufgedeckt, denen insbesondere die Auszubildenden mit Einwanderungsgeschichte täglich auf der Arbeit oder in ihrem Alltag in Deutschland begegnen. Zum Beispiel der direkte Einstieg in die Betriebspraxis unmittelbar nach Ankunft in Deutschland ohne Anleitung, war für einige Integrationsscouts überfordernd. Dialekt in der täglichen Arbeit erschwerte zudem gerade zu Beginn die Kommunikation. Mithilfe von Fragen wie bspw. Wie können wir neu ankommenden Azubis eine Orientierung in die Ausbildung ermöglichen? oder Wie können wir die Belegschaft auf schwer verständlichen Dialekt aufmerksam machen? überlegten die Integrationsscouts, wo genau in ihren Betrieben noch Potenzial für Vielfalt liegt.
Am Abschlusstag präsentierten sie ihre Ideen in einem kurzen Rollenspiel vor ihren Ausbilderinnen und Ausbildern. Viel Applaus und Dank für neu gewonnene Blickwinkel auf das Thema Integration im Betrieb waren die Antwort.
Perspektivwechsel, Sensibilisierung und interkulturelle Kompetenzen
Die Azubis kamen aus unterschiedlichen Ausbildungsberufen und -betriebe und brachten außerdem ihre jeweils unterschiedlichen persönlichen Geschichten in die Gruppe ein – ob zugewandert oder in Deutschland groß geworden. So konnten viele unterschiedliche Perspektiven kennengelernt und eigenes Handeln und Denken hinterfragt werden. Vor allem die Frage „Woher kommst Du?“ wurde in der Gruppe intensiv besprochen. Häufig wird die Frage von fremden Personen ohne Begrüßung und ohne Kontext gestellt, weshalb sich manche der Azubis dadurch auf ihre Herkunft reduziert fühlen. Die Integrationsscouts verstanden so, dass bestimmte Aussagen oder Fragen gut gemeint sein können, allerdings bei den Personen, an die sie gerichtet sind, oft als Verletzung oder Diskriminierung ankommen. Die Integrationsscouts zeigten gegenseitiges Verständnis für die persönlichen Gefühle und Standpunkte in den Diskussionen und lernten dabei sensibel und respektvoll aufeinander einzugehen. Ihre im Projekt erworbenen interkulturellen Kompetenzen können die Integrationsscouts von nun an auch in ihren Ausbildungsbetrieben anwenden.
Teilnehmende Azubis und Unternehmen am Projekt
Amer Hackovic und Daniel Roßkopf von der Mainzer Mobilität, Feras Al Fara und Aida Hushi von Parts Europe GmbH, Feriz Musliu und Besmira Fejza von creatio GmbH, Celine Schiff, Ni Made Indah Kusama Dewi, Giulia Tabbuso uund Elena Dones von Brommenschenkel GmbH, Kevin Getz, Andreas Mohr, Justin Theisen und Taras Korsak von BD Rowa GmbH, Mahmoud Mohamad und Silas Bösch von Schott AG, Jonas Hein, Jasmin Bujak und Hanna Weber von Papier Mettler KG.
Am 4. Juli war der Regionalbotschafter*innen-Tag in Stuttgart
Erstmalig wurden alle Regionalbotschafter*innen des NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge zum Regionalbotschafter*innen-Tag nach Stuttgart eingeladen.
Das Ziel des NETZWERKs ist es, so viele Betriebe wie möglich rund um die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten zu informieren. Um auch regionale Besonderheiten und Angebote einfließen zu lassen und sich hier noch stärker zu vernetzen, hat das NETZWERK Mitte 2019 erstmals Unternehmensvertreter*innen aus den jeweiligen Bundesländern ausgewählt, die für ein Jahr den Titel „Regionalbotschafter*in“ tragen.
Mittlerweile ist das Netzwerk auf über 75 engagierte Unternehmensvertreter*innen angewachsen, die bundesweit die Arbeitsmarktintegration von Zugewanderten vorantreiben. Rund die Hälfte der bisher ernannten Regionalbotschafter*innen ist der Einladung nach Stuttgart ins Hotel Mercure gefolgt.
Staffelstabübergabe: Wie funktioniert Arbeitsmarktintegration in der Betriebspraxis?
Das „Herzstück“ des Vormittags war die Staffelstabübergabe vom amtierenden an den neuen Jahrgang. Dabei hatten die neuen Regionalbotschafter*innen die Möglichkeit, sich vorzustellen und ein gelungenes Beispiel der Arbeitsmarktintegration in ihrem Betrieb zu benennen.
Beispielsweise hat sich Gastgeber und neuer Regionalbotschafter für Baden-Württemberg, Gürkan Gür, als Sprachmentor ausbilden lassen, um Nicht-Muttersprachler*innen das Ankommen im Betrieb zu vereinfachen.
Durch ein Zertifizierungsprogramm der Pädagogischen Hochschule in Weingarten durchlief Gürkan Gür, General Manager des Mercure Hotels in Stuttgart, die Ausbildung als Sprachmentor. Im Fokus stehen dabei videogestützte Lernarrangements um Betriebsabläufe zu verinnerlichen.
Von Erfahrungen lernen: Was tut ein/e Regionalbotschafter*in?
Der neue Jahrgang nutzte die Gunst der Stunde und fühlte auf den Zahn: Was waren eure Aufgaben als Regionalbotschafter*in? Was kann man in dem Jahr als Regionalbotschafter*in bewirken?
Das Alumninetzwerk gab gerne Antworten:
Virginia Scharkowsky ist in der Personalentwicklung der Berliner Stadtreinigung tätig und war Regionalbotschafterin für Berlin 2019.
„Gebt Gas! Das Jahr als Regionalbotschafter*in ist rasend schnell vorbei und die Gelegenheiten, die man bekommt, um zu betonen, wie wichtig Arbeitsmarktintegration für die Gesellschaft ist, sollte man nutzen.“
„Macht euch wichtig! Nutzt den Titel als Regionalbotschafter*in, um Anliegen der Arbeitsmarktintegration bei euren Abgeordneten im Wahlkreis vorzustellen. Bündelt regionale Interessen und arbeitet zusammen!“
Johannes Martin Jeutter ist Inhaber des Gärtnerhofs Jeutter in Göppingen und war Regionalbotschafter für Baden-Württemberg, 2019.
David Strobel war stellvertretend für die Pflegeeinrichtung Münchenstift dabei. Das Unternehmen war 2021 Regionalbotschafter für Bayern.
„Bei Schwierigkeiten mit Behörden braucht man oft einen langen Atem. Wir haben dabei den Fokus auf „kill them with kindness“ gesetzt. Auch wenn Prozesse länger gehen, hat es uns immer mehr geholfen positiv zu den Menschen zu sein und sie so weiter zu motivieren. Dies gilt auch für Mitarbeitende und Azubis mit Zuwanderungsgeschichte.“
Keynote: „Wer in Ungewissheit lebt, macht keine Zukunftspläne“
Die Autorin Mehrnousch Zaeri-Esfahani ermöglichte via Storytelling einen Perspektivwechsel zum Zeitverständnis. Während unser westliches Zeitsystem auf kognitive, analytische Denkweisen ausgelegt ist, gilt in Kulturen, die in Naturzeit leben, eher Kreativität als Erfolgsgarant. Diese Diskrepanz führt häufig zu Missverständnissen. Wer geflüchtet ist, könnte dieses lineare Zeitverständnis erstmal nicht verinnerlichen, da es auf der Flucht keine Vorstellung von Zukunft gäbe, so Zaeri-Esfahani.
Mehrnousch Zaeri-Esfahan floh mit 10 Jahren mit ihrer Familie aus dem Iran nach Deutschland.
Bar Camp: „Wir brauchen mehr als Pflasterlösungen“
In der Bar Camp Session konnten sich die Regionalbotschafter*innen mit Betrieben aus der Region Stuttgart intensiver austauschen. Dabei konnten die Teilnehmenden selbst bestimmen, welche Themen sie besprechen möchten. In zwei 40-minütigen Austauschrunden wurden Ideen zu Wohnraum für geflüchtete Azubis in Ballungszentren, einfache Sprache in Prüfungen, Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland, Onboarding und Rekrutierung von Azubis, rechtliche Rahmenbedingungen und das Ankommen von Geflüchteten im Betrieb besprochen.
Impressionen des Tages
Die Regionalbotschafter*innen des Jahrgangs 2023Sofie Geisel, Geschäftsführerin der DIHK Service GmbH, veranschaulichte in ihrer Keynote, wie wichtig die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten ist. Marina Triebelhorn vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, begrüßte die Teilnehmenden. Die neuen Regionalbotschafter*innen stellten sich vor. Ehemalige Regionalbotschafter teilten ihre Erfahrung. Im Bar Camp wurden Betriebe aus der Region eingebunden. Die Neuerungen des Migrationspakets wurden intensiv besprochen. Zum Schluss wurden die Inhalte des Bar Camps vom NUiF-Team zusammengefasst.
Bildcredits: NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge / Max Kovalenko
Ulrich Temps ist geschäftsführender Gesellschafter der temps GmbH Malereibetriebe. Rund 450 MitarbeiterInnen aus über 30 Ländern sind der Motor des Unternehmens und tragen maßgeblich zum Erfolg der Unternehmensgruppe temps bei. Im hauseigenen Ausbildungszentrum haben dieses Jahr 27 neue Auszubildende ihre Ausbildung begonnen.
Herr Temps, welche Herausforderungen gibt es in der Arbeit mit den Azubis?
Die sprachliche Barriere, vor der die jungen Geflüchteten standen, war am Anfang eine Herausforderung. Es gab bei einigen auch Defizite in den Fächern Mathe, Politik und in der Fachtheorie. Aber hier fanden wir gemeinsame Lösungen, denn auch wenn die Ausbildung von Geflüchteten mit einem Mehraufwand verbunden ist, überwiegt der Nutzen den Aufwand bei Weitem.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Berufsschule aus?
Ich stehe in halbjähriger Abstimmung mit der Schulleitung. Durch den engen Kontakt erfuhren wir von dem Projekt SPRINT, bei dem wir mit einer 12-köpfigen Schulklasse mitwirkten. Dabei verbrachten die SchülerInnen ein Jahr lang zwei Tage pro Woche in der Schule und, begleitet von einem Gesellen, drei Tage pro Woche im Betrieb. Im zweiten Jahr absolvierten sie mit SPRINT-dual vier Tage im Betrieb, wobei es in den letzten zwei Monaten auf die Baustelle ging. Viele SchülerInnen konnten wir anschließend in eine Ausbildung übernehmen. Für uns war das Projekt ein voller Erfolg.
Noch nicht genug? Weitere Interviews mit Lehrkräften und AusbilderInnen gibt es hier.
Sie sind LehrerIn oder AusbilderIn und möchten Ihre Erfahrung mit uns teilen? Sie erreichen uns per Mail: zein.yasmin@dihk.de oder telefonisch: 030-20308-6554.
Seit 2019 ist Hannah Fink als Ausbildungsmanagerin bei der Stadt Stuttgart tätig und an der Berufsschule für Farbe und Gestaltung im Einsatz. Sie unterstützt geflüchtete Auszubildende bei Themen wie Sprachförderung, Nachhilfeangeboten, schulischen Problemen oder Schwierigkeiten im Betrieb. Dafür ist sie im Umfeld der Berufsschule gut vernetzt.
Frau Fink, welche Herausforderungen gibt es in der Arbeit mit den Azubis?
Die Azubis bringen oft andere Bildungserfahrungen mit, die eine Teilnahme am Unterricht erschweren. Und da der Unterricht immer nur blockweise erfolgt, ist es schwer, das schulische Lernen zu verbessern. Außerdem wird dem schulischen Teil der Ausbildung aufgrund von Sozialisationsunterschieden oft weniger Bedeutung geschenkt. Das führt dazu, dass manche Azubis im Betrieb sehr gut arbeiten, aber in der Berufsschule nur schwache Leistungen zeigen.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Betrieben aus?
Wichtig ist die Kommunikation mit der Berufsschule. Wenn es dann Probleme in der Schule oder im Betrieb gibt, können sie gemeinsam besprochen werden. Darüber hinaus ist es hilfreich, mit allen Beteiligten ins offene Gespräch zu gehen und sie für interkulturelle Unterschiede zu sensibilisieren. Als Ausbildungsmanagerin versuche ich da zu vermitteln und alle Akteure an einen Tisch zu bringen.
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Kooperationsverträge zwischen Betrieb und Berufsschule
Heute im Interview: Lea Hendrickx, Ausbildungsbegleiterin- und Koordinatorin bei der Münchenstift GmbH in München.
Im Pflegeunternehmen Münchenstift setzt sich Lea Hendrickx in der Ausbildungsbegleitung dafür ein, dass Geflüchtete zusätzliche Förderangebote bekommen. Sie betreut u. a. alle Themen, die nicht direkt mit der Ausbildung zu tun haben. Von der Kommunikation mit Behörden bis zu Perspektiven nach der Ausbildung fallen viele Herausforderungen und Anliegen in ihre Zuständigkeit
Frau Hendrickx, welche Herausforderungen gibt es in der Arbeit mit den Azubis?
Gerade in Pflegeberufen kann es in der Berufsorientierung zu unterschiedlichen Vorstellungen kommen, denn Pflege wird in jedem Land anders umgesetzt. Deshalb sind Praktika, Hospitations- und Berufs- orientierungstage im Vorfeld sehr wichtig, denn hier können Azubis in den Beruf / die Ausbildung hineinschnuppern.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Berufsschule aus?
Bei der Azubi-Findung arbeiten die Münchenstift und die Berufsschulen im Rahmen eines Kooperationsvertrags eng zusammen: Beide Seiten führen jeweils Bewerbungsgespräche und tauschen sich aus. So ist der Grundstein für die Ausbildung in guter Zusammenarbeit gelegt. Die Münchenstift bildet i. d. R. mit den Berufsschulen ganze Klassen aus. Pro Klasse gibt es für alle Beteiligten nur einen Ausbildungsplan und ein Dokumentationssystem, das die Münchenstift eigens dafür in Abstimmung mit Berufsschulen entwickelt hat.
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Willkommens- und Alphabetisierungsklassen am Oberstufenzentrum
Heute im Interview: Ronald Rahmig, Schulleiter des Oberstufenzentrums Kfz-Technik in Berlin
Ronald Rahmig ist Schulleiter des Oberstufenzentrums (OSZ) Kraftfahrzeugtechnik in Berlin und betreut seit einigen Jahren Willkommensklassen. In diesen werden die WillkommensschülerInnen nicht nur sprachlich betreut, sondern, wenn möglich, gleich in Ausbildung vermittelt. Mittlerweile bietet die Schule auch Alphabetisierungsklassen an.
Herr Rahmig, welche Herausforderungen gibt es in der Arbeit mit den Azubis?
Definitiv das Sprachverständnis. Sinn- und texterfassendes Lesen ist auch ohne Fluchthintergrund oft ein Problem. Hier tun sich viele schwer, man braucht eben Spracherfahrung. Die Verbalisierung von Sachverhalten wird vor allem in der Ausbildung vorausgesetzt. Wenn man von etwas weiter hinten startet, wird es doppelt so schwer. Im Handwerk ist eine abgeschlossene A2 und bei Abschluss B1 gefragt.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Betrieben aus?
Der direkte Draht ist wichtig. Eine Lehrkraft und ein/e Verantwortliche/r im Betrieb sollten im direkten Austausch über Herausforderungen und Erfolge der Azubis stehen. Jedem muss klar sein, dass ein Mensch mit Fluchthintergrund Entwicklungsbedarf hat. Der Betrieb sollte Sprachförderung in den Arbeits- und Ausbildungsalltag integrieren. Für Menschen mit besonderem Sprachförderbedarf braucht man ein Mentorensystem mit einer festen Lehrkraft, die dafür verantwortlich ist.
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Heute im Interview: Simone Stockmann, Berufsschullehrerin an der Franz-Böhm-Schule in Frankfurt am Main.
Frau Stockmann ist seit über sieben Jahren in Frankfurt am Main an der Franz-Böhm-Schule für Wirtschaft und Verwaltung tätig. Seit 2018 unterrichtet sie im Team von ausgebildeten DaZ- LehrerInnen SchülerInnen mit Fluchthintergrund, die eine Ausbildung im Einzelhandel machen. Seitdem bietet die Schule sprachsensiblen Fachunterricht an, für den Betriebe ihre Auszubildenden zum Jahresanfang anmelden können.
Frau Stockmann, welche Herausforderungen gibt es in der Arbeit mit den Azubis?
Wir unterrichten seit über drei Jahren SchülerInnen mit Fluchthintergrund. Schwierig ist, dass Geflüchtete zusätzlich zum Berufs- und Schulstress große Sorgen um ihre Bleibeperspektive haben und fürchten, nach der Ausbildung abgeschoben zu werden. Häufig wissen die Betriebe und Schulen nichts davon und erfahren erst spät von den Schwierigkeiten ihrer SchülerInnen.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Betrieben aus?
Stockmann: Die Sprachförderklassen werden von einem Team aus vier KollegInnen mit einer Zusatzausbildung in Deutsch als Zweitsprache und/oder als Sprachförderlehrkraft geleitet. In den Klassen wird sprachsensibler Fachunterricht gehalten, der Deutschunterricht ist in den Fachunterricht integriert. Zum Schuljahresbeginn wird eine Sprachstandserhebung durchgeführt, um den Förderbedarf zu ermitteln. Anschließend erhalten Betriebe eine Empfehlung mit der Teilnahme für die Auszubildenen in der Sprachförderklasse.
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Heute im Interview: Michael Bach, Berufsschullehrer an der Humpis-Schule in Ravensburg.
Michael Bach fördert als Lehrer mit Zusatzausbildung Deutsch als Zweitsprache und Sprachförderung an einer kaufmännischen Berufsschule SchülerInnen mit Flucht- und Migrationshintergrund. Zusammen mit mehreren Lehrkräften gestaltet er sprachsensiblen Fachunterricht als Zusatzunterricht, um Auszubildenden das Erlernen der deutschen Sprache zu erleichtern.
Herr Bach, welche Herausforderungen gibt es in der Arbeit mit den Azubis?
Natürlich ist die Sprache ein großes Thema. Deshalb wollen wir den Geflüchteten Handwerkszeug mitgeben, damit Prüfungssituationen leichter werden. Fach- und Alltagssprache unterscheiden sich sehr. Sprachsensibilität ist daher wichtig. Wir führen zum Beispiel Wörterbuchtrainings und Übungen mit Operatoren durch, die in den Prüfungsfragen oft genutzt werden. Da Aufgabenstellungen in Prüfungen oft kompliziert formuliert sind, verlieren Prüflinge an dieser Stelle leicht Zeit.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Betrieben aus?
Bach: Die Betriebe erkundigen sich oft, wie der Unterricht läuft. Über die KlassenlehrerInnen der Berufsschule sind wir im direkten Kontakt. Dadurch sind die Betriebe mittendrin und nicht außen vor. Ich denke, anders wäre es gar nicht möglich. Wenn Schwierigkeiten früh genug erkannt werden, kann den Auszubildenden am besten geholfen werden. Hier setzt auch der Sprachförderunterricht an, den wir als Zusatzunterricht für unsere Auszubildenden durchführen.
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Monitoring des Berufsschulalltags für Ausbildungsbetriebe
Heute im Interview: Miriam Sehr und Fred Narewski, BerufsschullehrerInnen an der Adolf-Reichwein-Schule in Limburg.
Die Schule des Landkreises Limburg-Weilburg ist für mehrere Ausbildungsberufe zuständig und begleitet z. B. auch Teilzeitausbildungen. Geflüchtete gibt es an der Schule in allen Bereichen. Seit 2015/2016 gibt es an der Schule die InteA-Klassen (Integration durch Anschluss und Abschluss). Diese speziellen Intensivklassen wurden vom hessischen Kultusministerium initiiert.
Frau Sehr, Herr Narewski, welche Herausforderungen gibt es in der Arbeit mit den Azubis?
Da Zeugnisse für die Fachklassen nur halbjährlich und für die Grundstufenklassen erst am Schuljahresende ausgestellt werden, haben manche Betriebe keinen rechten Überblick, wie es bei ihren Auszubildenden in der Berufsschule läuft.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Betrieben aus?
Sehr und Narewski: Eine enge Einbindung der Ausbildungsbetriebe ist wichtig. Wir haben daher die „blaue Berufsschulkarte“ eingeführt. Diese Karte wird von den Azubis ausgefüllt und von uns Lehrkräften regelmäßig abgeglichen, um Schwierigkeiten frühzeitig zu erkennen. AusbilderInnen bekommen diese Karte regelmäßig von ihren Azubis vorgelegt. So bekommen sie einen Überblick über Fehlzeiten, Noten in Klassenarbeiten und Tests und sie erhalten Infos zur Führung des Berichtsheftes. Als weiteres Instrument zur Information der AusbilderInnen nutzen wir ein Aufforderungsschreiben in Form eines Briefes, den wir an die Betriebe schicken. Probleme in der Berufsschule kommen so früh bei den AusbilderInnen an und ermöglichen rechtzeitiges Handeln.
Vielen Dank für das Interview, Frau Sehr und Herr Narewski!
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