Unternehmen unterstützen Geflüchtete aus der Ukraine

Pressemitteilung

NETZWERK-Unternehmen unterstützen Geflüchtete aus der Ukraine

23. März 2022 Der Einsatz der Unternehmen ist angesichts der Bilder aus der Ukraine und der Ankunft von Geflüchteten in Deutschland enorm. Die Hilfsangebote sind vielfältig. Neben Sach- und Geldspenden stellen Betriebe beispielsweise Wohnraum zur Verfügung oder Teams organisieren den Transfer von Geflüchteten aus den Grenzregionen. Dies zeigt sich auch in dem vom BMWK und DIHK geförderten NETZWERK „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“.

Katja Kortmann, Mitglied im NETZWERK und Hoteldirektorin des Esplanade Hotel Dortmund: „Wir haben uns dazu entschieden, auf verschiedenen Wegen zu helfen. Neben Masken, haltbaren Lebensmitteln, Wasser und Hygieneartikeln werden wir 10 Prozent unserer täglichen Getränkeeinnahmen an verschiedene Hilfsorganisationen spenden. Auch wenn wir nur ein kleines Unternehmen sind, wollen wir unterstützen, wo wir können. Denn wenn jeder auch nur einen kleinen Beitrag leistet, kann damit Großes erreicht werden.“

Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, sagt dazu: „Die Bereitschaft von Betrieben, Geflüchtete auf ganz vielfältige Weise zu unterstützen, ist beeindruckend. Für viele Menschen, die derzeit die Ukraine verlassen müssen, stehen erst einmal eine Unterbringung und die Betreuung der Kinder im Vordergrund. Doch es ist gut zu wissen, dass sich Unternehmerinnen und Unternehmer seit 2015 einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz in der Integration von Geflüchteten erarbeitet haben. Damit bieten sie für diese Menschen eine wichtige Stütze, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sobald das Thema relevanter wird. Ich bin dankbar, dass sich da so viele Unternehmen engagieren.“

Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, ergänzt: „Die Unternehmen im NETZWERK leisten mit ihrem Engagement seit Jahren einen großen Beitrag bei der Mammutaufgabe der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Mit ihrem gesammelten Praxiswissen sind sie zudem eine wichtige Hilfe für Betriebe, die sich zukünftig dem Thema widmen werden. Neben diesem praktischen Wissen der Unternehmen spielen aber auch die Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Ein unbürokratischer Zugang zum Arbeitsmarkt sind ebenso hilfreich wie umfangreiche Unterstützungsangebote zum Spracherwerb.“

Aktuelle Mitgliederbefragung verdeutlicht das große Engagement

Der hohe Stellenwert, den soziale Verantwortung für alle Unternehmen hat, die bereits seit Jahren Geflüchtete beschäftigen, zeigt eine Umfrage, die noch vor dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine bei den rund 3000 Mitgliedern des NETZWERKs „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ durchgeführt wurde. Für viele Unternehmen ist die Übernahme sozialer Verantwortung der Hauptbeweggrund, Geflüchtete zu beschäftigen. Fast 8 von 10 Unternehmen (79 Prozent) geben an, deshalb Geflüchtete in ihren Betrieben auszubilden und zu beschäftigen. Diese Motivation wurde 2017 erstmals bei den Mitgliedsunternehmen abgefragt und befindet sich seitdem durchgängig auf Platz eins.

Betriebe im NETZWERK haben in den vergangenen 5 Jahren konstant ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft für Geflüchtete aufrechterhalten. Fast alle der befragten Unternehmen (97 Prozent) geben an, ihren geflüchteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezielte Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten, um sich besser im Betrieb und im Alltag zurechtzufinden. Am häufigsten unterstützen Betriebe ihre Auszubildenden mit Nachhilfeunterricht (65 Prozent) und bei Behördengängen (60 Prozent). Zudem bieten zahlreiche Unternehmen zusätzliche Sprachkurse an (57 Prozent) und unterstützen bei der Wohnungssuche oder stellen selbst Wohnraum zur Verfügung (49 Prozent).

Weitere Informationen

Von November 2021 bis Januar 2022 haben 275 von knapp 3000 Mitgliedsunter­nehmen des NETZWERKs an der Befragung teilgenommen. Drei von vier der teilnehmenden Betriebe (75 Prozent) sind kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

Die Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2021

Auswertung Online-Befragung 2021

Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten: Die Übernahme sozialer Verantwortung bleibt für NETZWERK-Unternehmen zentrales Motiv.

23. März 2022. Das sechste Jahr in Folge befragte das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die deutsche Wirtschaft wurde die Befragung auch in diesem Jahr um Fragen zum Einfluss der Pandemie auf die Ausbildung und Beschäftigung von Geflüchteten ergänzt.

Von den zum Befragungszeitraum rund 2.800 Mitgliedern haben insgesamt 275 Unternehmen an der Befragung teilgenommen. Drei von vier der teilnehmenden Betriebe (75 Prozent) sind kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

Zentrale Erkenntnisse

Die Ergebnisse im Jahresvergleich

1. Die zentralen Motive der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten bleiben die Übernahme sozialer Verantwortung sowie der Fach- und Hilfskräftemangel.

Die beiden zentralen Motive für Unternehmen, Menschen mit Fluchthintergrund in ihren Betrieben auszubilden und zu beschäftigen, sind weiterhin die Übernahme sozialer Verantwortung (79 Prozent) und der Fach- und Hilfskräftemangel (79 Prozent). Mit 9 Prozentpunkten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr (2020: 70 Prozent) ist der Fach- und Hilfskräftemangel damit auf dem höchsten Niveau seit Befragungsbeginn und spiegelt damit auch die bereits vor der Krise bekannte Herausforderung zahlreicher Betriebe wider, offene Stellen nicht mehr besetzen zu können. Darüber hinaus benennen 4 von 10 Unternehmen die mit der Beschäftigung Geflüchteter einhergehende kulturelle Vielfalt im Betrieb als Motivation für die Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund.

Abb. 1: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen
Abb. 2: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen im Jahresvergleich

2. Die Ausbildung ist weiterhin die häufigste Beschäftigungsform. Die Besetzung von Fachkraftstellen mit Menschen mit Fluchthintergrund erfährt zudem starken Zuwachs.

Erstmals seit Befragungsbeginn liegen die Anteile der Unternehmen, die Geflüchtete ausbilden oder als Fachkraft beschäftigen, in etwa gleichauf. Während 52 Prozent der Unternehmen angaben, Menschen mit Fluchthintergrund auszubilden, beschäftigen nun auch 49 Prozent der befragten Betriebe Geflüchtete als Fachkräfte. Damit hat sich der kontinuierliche Zuwachs an Fachkraftstellen auch in diesem Jahr fortgesetzt und ist im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 12 Prozentpunkte auf 49 Prozent gestiegen.

Abb. 3: Prozentuale Verteilung nach Beschäftigungsform

Auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie hat sich die hohe Übernahmequote vom Auszubildenden zur Fachkraft fortgesetzt. 68 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass ihre Auszubildenden bereits erfolgreich die Prüfungen bestanden haben. Von diesen Betrieben haben bereits 96 Prozent ihre vorherigen Auszubildenden als Fachkraft übernommen. Nur ein Prozent der Unternehmen hat sich gegen eine Übernahme entschieden.

Abb. 4: Übernahme als Fachkraft nach bestandener Abschlussprüfung

Der Anteil an ausbildungs- und berufsvorbereitenden Beschäftigungsformen wie Praktikum und Einstiegsqualifizierung ist auch im Jahr 2021 weiter gesunken. Während vor der Krise 2019 noch 40 Prozent der Unternehmen Geflüchtete im Rahmen eines Praktikums oder anderen vorbereitenden Maßnahmen auf eine Ausbildung vorbereiteten, waren es 2020 nur noch ein Viertel der Unternehmen und im Jahr 2021 nur noch 23 Prozent. Dieser Trend hat sich auch bei dem staatlichen Instrument der Einstiegsqualifizierung fortgesetzt: Während 2019 noch jedes vierte Unternehmen eine EQ angeboten hat, war es im zweiten Jahr der Corona-Pandemie nur noch jedes Neunte (11 Prozent). Die Anteile an Geflüchteten in Führungspositionen und Hilfsarbeitertätigkeiten sind 2021 auf dem Vorjahresniveau geblieben.

Abb. 5: Prozentuale Verteilung nach Beschäftigungsform im Jahresvergleich

3. Die Corona-Pandemie hat insbesondere die Durchführung von Sprachkursangeboten sowie das Finden und Kennenlernen von Bewerberinnen und Bewerbern negativ beeinflusst. Ein angepasster Ausbildungsalltag, regelmäßiger Austausch mit der Berufsschule und digitalisierte Bewerbungsprozesse sind wichtige Stellschrauben, um die Ausbildung aufrechtzuerhalten.

Auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie litten viele Unternehmen unter den Auswirkungen, die die Einschränkungen im Zuge der Pandemie-Eindämmung mit sich brachten. Um besser einschätzen zu können, welche Bereiche in der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Fluchterfahrung besonders negativ beeinflusst wurden, wurden diese erstmalig abgefragt. Die vier am häufigsten genannten Aspekte sind erstens der Zugang und die Durchführung von Sprachkursen (47 Prozent), zweitens das Finden und Kennenlernen von BewerberInnen mit Fluchthintergrund (46 Prozent), drittens das Einschätzen von Qualifikationen (36 Prozent) und viertens die alltägliche Kommunikation im Unternehmen (34 Prozent).

Abb. 6: Aspekte der Ausbildung und Beschäftigung, die durch die Corona-Pandemie besonders negativ beeinflusst wurden

Trotz der genannten negativen Auswirkungen auf verschiedene Bereiche der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund konnten 95 Prozent der befragten Betriebe geeignete Lösungen finden, um trotz Kontaktbeschränkungen und Hygienevorschriften Geflüchtete auszubilden. Knapp die Hälfte der Unternehmen gibt an, dass der Ausbildungsalltag an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst wurde (49 Prozent), indem beispielsweise Inhalte digitalisiert oder die Arbeit in Kleingruppen ermöglicht wurde. 40 Prozent der Unternehmen stehen in aktivem Austausch mit der Berufsschule, um Lerninhalte abzusprechen. Davon wiederum geben mehr als 60 Prozent der befragten Betriebe an, dass sie feste Austauschformate und Kommunikationsroutinen mit der Berufsschule nutzen. Im Rahmen einer Freitextabfrage wurden neben der persönlichen, telefonischen und schriftlichen Kommunikation mit den Lehrkräften vor allem regelmäßige persönliche und digitale Ausbildersprechtage von den Unternehmen als etablierte Kommunikationsroutinen genannt. Darüber hinaus hat mehr als jedes dritte Unternehmen den Auszubildenden spezifische Lernzeiten im Home Office eingeräumt (35 Prozent). Um auch weiterhin ausbilden zu können und geeignete Kandidaten und Kandidatinnen zu finden, hat jedes vierte Unternehmen den Bewerbungsprozess digitalisiert (27 Prozent). Dennoch hat das Pandemiegeschehen auch im Bereich der Ausbildung Spuren hinterlassen: Der Anteil der Unternehmen, die als Folge der Corona-Pandemie weniger Geflüchtete ausbilden, ist zwar weiterhin gering, hat sich im Vergleich zum Vorjahr jedoch fast verdoppelt (2021: 13 Prozent und 2020: 7 Prozent).

Abb. 7: Lösungen im Umgang mit Kontaktbeschränkungen

4. Schwierigkeiten in der Berufsschule und Sprachprobleme werden von den Unternehmen als größte Herausforderungen bewertet. Als zunehmend schwierig schätzen Betriebe komplizierte Verfahren und mangelnde Vorkenntnisse ein.

Die drei größten Herausforderungen für Unternehmen bei der Integration von Geflüchteten sind Schwierigkeiten in der Berufsschule (43 Prozent), Sprachprobleme (34 Prozent) sowie Unsicherheiten in der Personalplanung wegen drohender Abschiebung (33 Prozent). Auch hier scheint die Corona-Pandemie nicht spurlos an den Unternehmen vorübergegangen zu sein. Während die meisten der genannten Herausforderungen in den letzten Jahren als immer weniger herausfordernd eingeschätzt wurden, hat sich dieser Trend bei den meisten Kategorien gedreht. Alle drei Hauptherausforderungen wurden von den Betrieben wieder vermehrt als „nicht zu überwinden“ oder „sehr schwierig“ eingeschätzt. Wobei sich die Schwierigkeiten in der Berufsschule und Sprachprobleme auf einem Höchststand seit Befragungsbeginn befinden. Gründe für den spezifischen Anstieg bei den Schwierigkeiten in der Berufsschule und den Sprachproblemen können sein: die mit den Lockdownphasen eingehenden Unterrichtsausfälle, vermehrt individuelle Fehltage durch Quarantänezeiten und die zunehmende digitale Kommunikation und Beschulung, die für Menschen mit Fluchthintergrund oftmals eine große Herausforderung darstellt. Als zunehmend herausfordernd schätzen die Unternehmen aktuell komplizierte Verfahren (32 Prozent, 2020: 32 Prozent), mangelnde Vorkenntnisse der Geflüchteten (29 Prozent, 2020: 27 Prozent) und die Einschätzung vorhandener Qualifikationen ein (25 Prozent, 2020: 25 Prozent).

Abb. 8: Herausforderungen für Unternehmen, die als „sehr schwierig“ und „nicht zu überwinden“ eingeschätzt werden, im Jahresvergleich
(Anmerkung: Einschätzung der Qualifikationen und Schwierigkeiten in der Berufsschule werden erst seit 2018 abgefragt)

5. Unternehmen bieten Ihren Auszubildenden und Mitarbeitenden mit Fluchthintergrund vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten an. Im Rahmen der Prüfungsvorbereitung haben sich vor allem innerbetriebliche Angebote bewährt.

Fast alle Unternehmen bieten ihren geflüchteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezielte Unterstützungsmöglichkeiten an, um sich besser im Betrieb und im Alltag zurechtzufinden (97 Prozent im Vergleich zu 3 Prozent, die keine Unterstützung anbieten). Hier decken sich die zuvor angeführten Herausforderungen der Unternehmen mit deren Unterstützungsangeboten. Am häufigsten unterstützen Betriebe ihre Auszubildenden mit Nachhilfeunterricht (65 Prozent, 2020: 58 Prozent) und bei Behördengängen (60 Prozent, 2020: 61 Prozent). Nachdem im ersten Coronajahr das Angebot an zusätzlichen Sprachkursen leicht zurückgegangen ist (von 55 Prozent in 2019 auf 50 Prozent in 2020) wurde diese Unterstützungsmöglichkeit in diesem Jahr wieder vermehrt von den Betrieben angeboten (57 Prozent).

Abb. 9: Unterstützungsangebote der Unternehmen
Abb. 10: Unterstützungsangebote der Unternehmen im Jahresvergleich

Auch in diesem Jahr haben wir die Unternehmen, deren Auszubildende bereits die Prüfung bestanden haben, gefragt, welche Maßnahmen bei der Prüfungsvorbereitung geholfen haben. Hier haben sich, wie auch im Vorjahr, vor allem die betriebsinternen Angebote als besonders hilfreich erwiesen und auch einen deutlichen Zuwachs von jeweils mehr als 10 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr erfahren. Dazu zählen der Kontakt zu anderen Auszubildenden, z.B. im Rahmen von Lerngruppen (77 Prozent, 2020: 64 Prozent) und Mentoringprogramme innerhalb des Unternehmens (72 Prozent, 2020: 60 Prozent.) Darüber hinaus benennen die Unternehmen auch die Unterstützung durch staatliche Förderinstrumente wie ausbildungsbegleitende Hilfen und der Assistierten Ausbildung (52 Prozent), zusätzliche Sprachkurse (47 Prozent) und die Unterstützung durch Ehrenamtliche (33 Prozent).

Abb. 11: Genutzte Unterstützungsangebote zur Prüfungsvorbereitung

Weitere Informationen

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Das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge wurde 2016 als gemeinsame Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gegründet. Mit aktuell über 2.900 Mitgliedern ist es deutschlandweit der größte Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für die Beschäftigung von Geflüchteten engagieren. Die Angebote des NETZWERKs wie Informationsmaterialien, Webinare, Workshops und Veranstaltungen sind wie die Mitgliedschaft kostenlos.

Weitere Information unter www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de.

Pressekontakt

Katharina Reiche
NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge
E-Mail: reiche.katharina@dihk.de
Tel.: 030 20308 6559

Profitipps aus der Praxis

Profitipps für Azubis mit Fluchthintergrund und ihre AusbilderInnen

Heute im Interview: Petra Dietrich, ehrenamtliche Prüferin für die IHK zu Kiel

1. Frau Dietrich, seit wann sind Sie Prüferin und für welchen Bereich?

Dietrich: Ich prüfe seit über 14 Jahren, hauptsächlich Kaufleute für Büromanagement, kann aber als „Feuerwehrfrau“ auch bei Einzelhandelskaufleuten und Handelsfachwirten prüfen, da ich in einem Handelsbetrieb gelernt und auch ausgebildet habe.

2. Was sind die größten Herausforderungen bei der praktischen Abschlussprüfung?

Dietrich: Zur normalen Nervosität kommt hinzu, dass Viele Angst haben, nach ihren sprachlichen Fähigkeiten eingeschätzt zu werden. Vielfach fehlt das Wissen um das Fachvokabular oder es fällt ihnen in der Prüfungssituation nicht ein. Wir als Prüfer helfen dann mit der Ermunterung „Beschreiben Sie, was alles dazu gehört, den Vorgang, was Sie machen…“ daraus erkennen wir, was der Prüfling weiß.

Manchmal hakt es, weil der Prüfling die Aufgabenstellung aufgrund des Fachvokabulars nicht verstanden hat. Auch dann helfen wir und versuchen die Aufgabenstellung zu umschreiben oder anders zu beschrieben!

3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?

Dietrich: Rechtzeitig anfangen, eher zu früh, als auf den letzten „Drücker“, spätestens ein 1 bis ein 1, 5 Jahre vor den Prüfungen sollte begonnen werden. Den alten Stoff der Berufsschule (wenn möglich) und die Prüfungen der letzten Jahre noch einmal durchgehen, sich in effektiven Lerngruppen Inhalte erarbeiten, ehemalige Auszubildende fragen wie deren Prüfung abgelaufen ist. Aufkommende Fragen aufschreiben und mit der Ausbilderin oder dem Ausbilder klären und immer wieder fragen, fragen, fragen, wenn Unklarheiten oder Fachbegriffe auftauchen.

Für manche Ausbildungsberufe gibt es auch zusätzlich gute Internet-Foren. Ein guter Wegbegleiter für meine Ausbildung war das Buch „Sicher zum/zur…..“ (hier liegt der Fokus auf den Kaufleuten ), aber es gibt auch sehr gute Werke mit „Prüfungswissen“- viele ehemalige Prüflinge geben diese nach ihren Prüfungen auch gern weiter!

4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?

Dietrich: Prüfungen der vorangegangenen Jahre sind einen gute Basis, um sich an die Sprache, den Aufbau und die gewünschten Beantwortungen zu gewöhnen. Diese sind käuflich zu erwerben und lassen sich z. B. gut für eine Unterweisung oder Gruppenarbeit einsetzen. Prüfungssituationen durchspielen: sobald ein Prüfling in der Vorbereitungszeit sich beispielsweise einen Themenkomplex erarbeitet hat, ihn mit Fachfragen dazu befragen. So lassen sich sowohl Fachvokabular als auch Prüfungssituation üben- dies kann beispielsweise in einer Abteilung mit Mitarbeitern als „Prüfern“ geschehen. Hier gilt: je häufiger eine Prüfungssituation durchgespielt wird, desto geringer kann die Nervosität ausfallen.

Prüflinge ständig begleiten: nach Lernfortschritt erkundigen, Hilfe anbieten und üben – am Besten nahezu täglich oder wenn möglich, andere Mitarbeiter als Hilfe zur Seite stellen.

Vielen Dank für das Interview und die zahlreichen guten Tipps, Frau Dietrich!

Noch nicht genug? Weitere Interviews mit PrüferInnen gibt es übrigens hier.

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Sie erreichen uns per Mail: reiche.katharina@dihk.de oder telefonisch: 030-20308-6559.

Profitipps aus der Praxis

Profitipps für Azubis mit Fluchthintergrund und ihre AusbilderInnen

Heute im Interview: Diana Klömpken, ehrenamtliche Prüferin für die IHK Mittlerer Niederrhein.

1. Frau Klömpken, seit wann sind Sie Prüferin und für welchen Bereich?

Klömpken: Ich bin seit 16 Jahren ehrenamtliche Prüferin für die Industriekaufleute bei der IHK Mittlerer Niederrhein.

2. Was sind die größten Herausforderungen bei der praktischen Abschlussprüfung?

Klömpken: Die mündliche Abschlussprüfung der Industriekaufleute besteht aus 2 Teilen, der Präsentation und dem Fachgespräch. In der Regel ist es so, dass sich die Azubis sehr gut auf den Präsentationsteil vorbereiten können. Das Fachgespräch, das in der Bewertung auch stärker gewichtet wird, ist oftmals die größere Herausforderung.

3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?

Klömpken: Wir versuchen unsere Azubis von Anfang an auf die Abschlussprüfung vorzubereiten. Die Förderung der Präsentations- und Kommunikationskompetenz spielt dabei eine wichtige Rolle. Ab dem ersten Lehrjahr erarbeiten die Azubis dafür in unterschiedlichen Projektgruppen Themen & Ideen, die sie dann in größerer Runde vorstellen und präsentieren müssen. Zudem ist es wichtig, dass sich die Azubis auch ein eigenes Netzwerk zu älteren Azubis aufbauen, mit denen ein Erfahrungsaustausch stattfinden kann. Darüber hinaus üben wir mit alten Prüfungsaufgaben und simulieren Prüfungspräsentationen und Fachgespräche. Wenn es um die gezielte Prüfungsvorbereitung geht, organisieren wir für unsere Azubis noch einmal einen externen Lehrer, der ins Unternehmen kommt und hier vor Ort unterrichtet. Das ist sicher nicht für jedes Unternehmen möglich, aber auch die IHK-Prüfungsvorbereitungskurse sind sehr empfehlenswert.

4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?

Klömpken: Ich habe das Gefühl, dass unsere Azubis mit Fluchthintergrund gern genauso behandelt werden möchten, wie die Azubis ohne Flucht- und Migrationshintergrund. Oftmals ist es so, dass sie sich selbst schon sehr viel Druck machen und einen sehr hohen Anspruch haben. Eine Sonderbehandlung würde den Druck nur noch mehr erhöhen. Aber das kommt sicher auch auf den Azubi an.

Auch ein guter Draht zur Berufsschule und zu den wichtigen AnsprechpartnerInnen in der entsprechenden IHK ist sehr hilfreich. Kurze Kommunikationswege ermöglichen ein schnelles Handeln, sollten im Laufe der Zeit sprachliche oder fachliche Schwierigkeiten sichtbar werden.

Darüber hinaus kann ich nur empfehlen, selbst im Prüfungsausschuss tätig zu werden. Wenn man die typischen Fallstricke der mündlichen Prüfung kennt, kann man auch die eigenen Azubis viel besser darauf vorbereiten.

Vielen Dank für das Interview und die zahlreichen guten Tipps, Frau Klömpken!

Noch nicht genug? Weitere Interviews mit PrüferInnen gibt es übrigens hier.

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Ist die Übernahme Auszubildender auch bei Kurzarbeit möglich?

Wenn in einem Ausbildungsbetrieb alle Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt wurden, kann der Betrieb seine Auszubildenden, wenn diese ausgelernt haben, trotzdem übernehmen. Die Übernahme der Ausgelernten und eine gegebenenfalls Einbeziehung in die Kurzarbeit ist problemlos möglich. Dieser Fall ist explizit in § 98 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. c) SGB III benannt.

Christian Rauch, Leiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, begrüßt diese Regelung: „Die zeitnahe Übernahme ehemaliger Auszubildender in ein befristetes oder unbefristetes Beschäftigungsverhältnis gehört zu den zwingenden Gründen für einen Personalaufbau trotz Bezug von Kurzarbeitergeld. Das Gleiche gilt für Studienabgängerinnen und -abgänger. Auf diese Weise wollen wir Unternehmen und Betriebe ausdrücklich dazu ermutigen, die wichtige Aufgabe der beruflichen Ausbildung auch in Krisenzeiten wahrzunehmen.“

Eine vorherige Genehmigung der Übernahme durch die Arbeitsagentur ist nicht erforderlich. Unternehmen und Betriebe geben, wenn sie Kurzarbeitergeld für den betreffenden Monat abrechnen, ergänzend zu dem Leistungsantrag eine kurze Erklärung ab, dass sich die Gesamtzahl der beschäftigten Arbeitnehmer – und ggf. auch die Zahl der Kurzarbeitenden – erhöht hat, weil der/die ehemalige Auszubildende übernommen wurde. Für eine Rücksprache mit Ihrer örtlichen Arbeitsagentur, können Sie diese über Ihre Postleitzahl auf Seite der Agentur für Arbeit finden.

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Profitipps aus der Praxis

Profitipps für Azubis mit Fluchthintergrund und ihre AusbilderInnen

Heute im Interview: Peter Frenz, ehrenamtlicher Prüfer für die IHK für Rheinhessen.

1.Herr Frenz, seit wann sind Sie Prüfer und für welchen Bereich genau?

Frenz: Seit 2008 bin ich ehrenamtlicher Prüfer für die BerufskraftfahrerInnen für die IHK Rheinhessen und zudem auch stellvertretender Vorsitzender des Prüfungsausschusses.

2. Was sind die größten Herausforderungen bei der praktischen Abschlussprüfung?

Frenz: Die größte Herausforderung ist meines Erachtens immer noch die Sprachbarriere. Wir versuchen dieses Thema so früh wie möglich innerhalb der Ausbildung anzugehen, aber dennoch liegen hier oft die größten Schwierigkeiten.

3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?

Frenz: Ich versuche unseren Azubis von Anfang an die Angst vor dem Sprechen und dem Fehlermachen zu nehmen. Ich animiere sie, ihre Gedanken auszusprechen und nachzufragen, wenn etwas nicht verstanden wurde. Hier spielen oftmals kulturelle Unterschiede eine entscheidende Rolle. Vielen Azubis mit Fluchthintergrund fällt es schwer, sich einzugestehen, dass sie etwas nicht verstanden haben und dann um Hilfe zu bitten. Hier versuchen wir von Anfang an klarzustellen, dass Fehler zum Lernen dazugehören. Das gilt auch für die praktische Prüfung. Es ist wichtig, dass die Prüflinge sich nicht scheuen zu sprechen, auch wenn sie sich nicht hundertprozentig sicher sind. Wir PrüferInnen versuchen dann nachzusteuern und den Prüfling mit konkreten Fragen in die richtige Richtung zu lenken.

4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?

Frenz: Wir haben einen sehr guten Kontakt zu unserer Berufsschule aufgebaut. Durch einen regelmäßigen Austausch erfahren wir direkt, wenn sich in einem Bereich Schwierigkeiten anbahnen und können daraufhin geeignete Lösungswege entwickeln. Diesen Austausch würde ich allen AusbilderInnen empfehlen.

Darüber hinaus legen wir viel Wert darauf, dass die Berichtshefte in vollständigen Sätzen ausgefüllt werden. Dies ist eine gute und regelmäßige Übung, um die sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern. Und wir sensibilisieren unsere Azubis mit Flucht- und Migrationshintergrund schon früh für den schönen rheinhessischen Dialekt. Das ist notwendig, da der Kundenkontakt ein wichtiger Teil dieses Berufs ist.

Nichtsdestotrotz schätzen wir aber auch sehr die Mehrsprachigkeit unserer Azubis, da auch unsere Kundinnen ganz unterschiedlicher Herkunft sind und nicht immer perfekt deutsch sprechen. Die Kenntnis einer weiteren Sprache kann hier manchmal sehr hilfreich sein.

Vielen Dank für das Interview und die zahlreichen guten Tipps, Herr Frenz!

Noch nicht genug? Weitere Interviews mit PrüferInnen gibt es übrigens hier.

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Profitipps aus der Praxis

Profitipps für Azubis mit Fluchthintergrund und ihre AusbilderInnen

Heute im Interview: Britta Schwab, ehrenamtliche Prüferin für die IHK für Rheinhessen.

1.Frau Schwab, seit wann sind Sie Prüferin und für welchen Bereich genau?

Schwab: Ich bin Prüferin etwa seit 2003. Zunächst nur für den Beruf IT-Systemkaufleute, etwas später auch für die Kaufleute im Gesundheitswesen

2. Was sind die größten Herausforderungen bei der praktischen Abschlussprüfung?

Schwab: In meinen Augen ist die größte Herausforderung für die mündlichen Prüfungen die häufig mündlich gestellten Fragen zu verstehen. Diese Azubis haben in der Regel zunächst mal das Problem, dass sie Deutsch lernen müssen, damit sie dann die fachlichen Hintergründe verstehen.

Die IT-Systemkaufleute haben den Vorteil, dass sie ein Projekt umsetzen, eine Dokumentation schreiben und dieses Projekt im Rahmen einer Präsentation als mündliche Prüfung vorstellen müssen. Dies ist natürlich auch eine enorme Herausforderung, hat aber den Vorteil, dass dies gut vorbereitet und geübt werden kann.

3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?

Schwab: Hier sehe ich die Azubis in der Pflicht, Deutsch zu lernen. Sie können eine Prüfung nur bestehen, wenn sie die Aufgaben verstehen (egal, ob sie in schriftlicher oder mündlicher Form gestellt werden).

In diesem Zusammenhang sind auch Redewendungen häufige Stolpersteine, über die man sich als Person mit Muttersprache Deutsch keine Gedanken macht, die aber ein Azubi mit Migrationshintergrund nicht versteht. Hier kann man den Azubis nur raten, sofort zu fragen, wenn sie etwas nicht verstehen oder mit Hilfe von Übersetzungsprogrammen oder Wörterbüchern den Sinn nachzuvollziehen.

4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?

Schwab: Gerade im Bereich der IT-Systemkaufleute (oder allen Berufen, bei denen ein Projekt durchgeführt werden muss) sollten die AusbilderInnen die Projektedokumentationen lesen und ggfs. korrigieren und sich die Präsentationen mehrfach anhören, damit die Azubis auch die Sicherheit bekommen, in einer fremden Sprache eine Präsentation zu halten.

Die AusbilderInnen könnten natürlich auch das Deutsch lernen unterstützen. Natürlich sind die Azubis in der Pflicht, Deutsch zu lernen. Allerdings bin ich durchaus der Meinung, wenn ich als AusbilderIn das Abenteuer mit einem Azubi mit Migrationshintergrund eingehe, dann muss ich auch dafür Verantwortung übernehmen.

Die AusbilderInnen sollten auch darauf achten, bei Erklärungen oder Fragen die Sätze so einfach wie möglich zu formulieren, aber die Fachbegriffe zu verwenden, damit die Azubis diese lernen können.

Vielen Dank für das Interview und die zahlreichen guten Tipps, Frau Schwab!

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Profitipps für Azubis mit Fluchthintergrund und ihre AusbilderInnen

Heute im Interview: Melanie Verna, ehrenamtliche Prüferin für den Ausbildungsberuf „Pharmakant/in“

1. Frau Verna, seit wann sind Sie Prüferin und für welchen Bereich genau?

Verna: Ich bin Ausbilderin bei Bayer in Berlin und seit 2018 auch als ehrenamtliche Prüferin für die IHK Berlin tätig, vor allem für die Prüfungen der PharmakantInnen.

2. Was sind die größten Herausforderungen bei der mündlichen Abschlussprüfung?

Verna: Durch die Sprachbarriere sind die Prüflinge mit Fluchthintergrund häufig besonders aufgeregt. Sie haben Angst, die Aufgaben nicht oder falsch zu verstehen. Die größten Herausforderungen gibt es beim Erstellen des Protokolls, das zu jeder Aufgabe verfasst werden muss. Denn hier ist die Verwendung von Fachbegriffen besonders wichtig.

3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?

Verna: Übung macht den Meister, ist mein persönliches Motto für die Prüfungsvorbereitung, das ich auch an die Auszubildenden vermittle. Im Labor achte ich außerdem besonders darauf, dass die für die Prüfung relevanten Fachbegriffe von allen richtig verwendet werden und verbessere bei Fehlern konsequent. Das hilft vor allem den Nicht-Muttersprachlern gut beim Lernen.

4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?

Verna: Wir simulieren die Prüfungssituation im Betrieb so häufig wie möglich und räumen uns dafür immer wieder ganze Tage frei. Der Ablauf der Prüfung wird dann so realistisch wie möglich nachgestellt. So gewöhnen sich die Auszubildenden an das Lösen der Aufgaben unter Zeitdruck und verlieren die Angst vorm Prüfungstag.

Vielen Dank für das Interview und die guten Tipps, Frau Verna!

Noch nicht genug? Weitere Interviews mit PrüferInnen gibt es übrigens hier.

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Profitipps für Azubis mit Fluchthintergrund und ihre AusbilderInnen

Heute im Interview: Jürgen Korte, ehrenamtlicher Prüfer für die Fachkräfte der Lagerlogistik für die IHK zu Dortmund

1. Herr Korte, seit wann sind Sie Prüfer und für welchen Bereich genau?

Korte: Ich bin seit 2012 als ehrenamtlicher Prüfer für die IHK zu Dortmund tätig und dort vor allem für die Zwischen- und Abschlussprüfungen der Fachkräfte für Lagerlogistik.

2. Was sind die größten Herausforderungen bei der praktischen Abschlussprüfung?

Korte: Gerade für Nicht-Muttersprachler ist es manchmal schwierig die Aufgabenstellung in der praktischen Prüfung zu verstehen. Ich empfehle allen Prüflingen sich erst mal ausreichend Zeit zum Lesen und Verstehen der Aufgaben zu nehmen. Bei Unsicherheiten, ob der Inhalt richtig erfasst wurde, sollten die Prüflinge sich nicht scheuen, den/die PrüferIn direkt anzusprechen und noch einmal die Aufgabenstellung mit eigenen Worten wiederzugeben, um zu überprüfen, ob alles richtig verstanden wurde.

3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?

Korte: Wichtig ist es die Fachbegriffe und typischen Formulierungen der Prüfungsaufgaben zu verstehen. Denn diese werden meist auch in der praktischen Abschlussprüfung verwendet. Es macht also Sinn sich mit dieser Prüfungssprache vertraut zu machen.

4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?

Korte: Im Idealfall erhalten die Azubis die Möglichkeit drei Monate vor der Prüfung noch einmal alle relevanten Lernfelder ganz praktisch im Betrieb zu durchlaufen. In unserem Bereich geht das dann vom Wareneingang, über die Kommissionierung bis zum Warenausgang. Gerade in der praktischen Prüfung muss man häufig auch mal ein Formular korrekt ausfüllen und dabei hilft es, wenn diese Aufgaben noch einmal im Betriebsalltag übernommen werden.

Vielen Dank für das Interview und die vielen guten Tipps, Herr Korte!

Noch nicht genug? Weitere Interviews mit PrüferInnen gibt es übrigens hier.

Sie sind Prüfer oder Prüferin und haben auch Tipps für AusbilderInnen?
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Profitipps aus der Praxis

Profitipps für Azubis mit Fluchthintergrund und ihre AusbilderInnen

Heute im Interview: Thomas E. Goerke, ehrenamtlicher Prüfer für die Ausbildungsberufe „Hotelfachmann/-frau“, „Restaurantfachmann/-frau“ und „Fachmann/-frau für Systemgastronomie

1. Herr Goerke, seit wann sind Sie Prüfer und für was genau?

Goerke: Seit ca. 31 Jahren wirke ich mit als Prüfer für die praktischen Abschlussprüfungen der gastronomischen Ausbildungsberufe Restaurant- und Hotelfachmann/frau und bei den mündlichen Prüfungen der Systemgastronomen u.a. für die IHK Ulm und die IHK Region Stuttgart. Darüber hinaus habe ich zwei Prüfungshilfen zur Vorbereitung auf die praktische Prüfung zum Hotelfachmann/-frau und zum Restaurantfachmann/-frau geschrieben, die im Matthaes Verlag erschienen sind. Sie sehen, das Thema liegt mir sehr am Herzen!

2. Was sind die größten Herausforderungen bei der mündlichen Abschlussprüfung?

Goerke: Eine große Herausforderung, mit der Prüflinge häufig zu kämpfen haben, ist meiner Erfahrung nach das Thema Prüfungsangst. Die Angst und Ungewissheit vor dem Prüfungsausschuss und der konkreten Prüfungssituation kann viele Prüflinge bereits bei der Prüfungsvorbereitung hemmen und auch die Leistungsfähigkeit am Tag der Prüfung beeinflussen.

Ein wesentlicher Schritt zum Abbau von Prüfungsangst besteht darin, sie sich bewusst zu machen und zu erkennen, dass in der Prüfung nicht die Wertigkeit der Person, sondern einzelne fachliche Leistungen beurteilt werden. Diese wiederum sind erlernbar, können vorher geübt und bis zur Prüfung beherrscht werden.

3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?

Goerke: Ich empfehle allen Prüflingen sich vorab so viele Informationen über die anstehende Prüfungssituation einzuholen wie nur möglich. Informieren Sie sich über den genauen Prüfungsort und die Rahmenbedingungen und Gegebenheiten vor Ort. Setzen Sie sich frühzeitig mit möglichen Prüfungsinhalten auseinander. Machen Sie sich gedanklich mit der Prüfungssituation vertraut. Spielen Sie die Situation durch, simulieren Sie vorab Prüfungsaufgaben. Und ich sage immer wieder: Fragt nach! Bittet AusbilderInnen und/oder KollegInnen um Hilfe, sollten Ausbildungsinhalte unklar sein. Und das am besten direkt von Ausbildungsbeginn an. Darüber hinaus ist es wichtig, sich mit den organisatorischen Voraussetzungen der Prüfung vorab vertraut zu machen: Welche Unterlagen werden benötigt? Welche Kleidung ist angemessen? Und wie viel Zeit muss ich einplanen, um rechtzeitig am Prüfungsort zu sein?

4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?

Goerke: Das Ausbilden junger Menschen ist eine überaus verantwortungsvolle und aktive Aufgabe. Es gilt die Auszubildenden zu fördern, zu fordern und auch immer wieder zu motivieren. Ich finde es wichtig, den Auszubildenden ein Wir-Gefühl zu vermitteln, damit sie Sicherheit in ihrem Handeln entwickeln können und sich nicht scheuen, Verantwortung zu übernehmen. Und noch ein Tipp zum Thema Sprache: Lassen Sie Ihre Auszubildenden mit Fluchthintergrund regelmäßig Texte aus Fachzeitschriften vorlesen und Inhalte mit eigenen Worten wiedergeben. Dies hilft zum einen, die Fachsprache zu festigen und die Aussprache zu verbessern und zum anderen merkt man recht schnell, was inhaltlich verstanden wurde oder wo noch Förderbedarf besteht.   

Vielen Dank für das Interview und die vielen guten Tipps, Herr Goerke!

Noch nicht genug? Weitere Interviews mit PrüferInnen gibt es übrigens hier.

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