Weg zum Aufenthaltstitel nach §24 Aufenthaltsgesetz für ukrainische Geflüchtete
Zur Beantragung des Aufenthaltstitels nach §24 des AufenthG
Laut Daten aus dem Ausländerzentralregister sind nach dem 24. Februar knapp 900.000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Deutschland registriert. Um hier den vorübergehenden Schutz zu bekommen, sollen ukrainische Geflüchtete einen Antrag nach §24 Aufenthaltsgesetz stellen. Welche genauen Schritte kommen vor der Antragsstellung? Welche Behörden sind für die Ausstellung notwendiger Dokumente zuständig? Auf diese Fragen finden Sie in unserer Grafik „Weg zum Aufenthaltstitel nach §24 AufenthG“ schnell und übersichtlich Antworten.
Außerdem finden potenzielle Arbeitgeber*innen unter anderem wichtige Informationen zum Zeitpunkt, ab dem die Geflüchteten aus der Ukraine bei deutschen Unternehmen eingestellt werden dürfen.
Sie wollen Menschen mit Fluchthintergrund in Ihrem Unternehmen beschäftigen? Die WillkommenslotsInnen helfen Ihnen beim Finden geeigneter KandidatInnen.
Weitere Informationen zur rechtlichen Lage sowie zum Arbeitsmarktzugang von Geflüchteten aus der Ukraine haben wir in unseren FAQs zur Ukraine zusammengefasst.
Hier geht es zur Übersicht all unseren Infografiken.
Übrigens: NUiF verschickt alle Infografiken auch in gedruckter Form. Fragen Sie uns dafür gerne per E-Mail an.
Die Bremer Werbeagentur Brandfisher ist unser 3.000stes Mitglied
Wir freuen uns wirklich sehr, die Bremer Werbeagentur Brandfisher als unser 3.000stes Unternehmen im NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge begrüßen zu dürfen! Geschäftsführer Norman Breitling engagiert sich schon seit mehreren Jahren für soziale Projekte, u.a. auch für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Seine Auszubildende Hazar Alshalabi, die 2016 aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist, hat bereits ihre Ausbildung zur Mediengestalterin erfolgreich bestanden und arbeitet nun als Fachkraft in der Agentur.
Wir sprachen mit Norman Breitling über seine Erfahrungen und Wünsche:
1. Herr Breitling, seit wann engagieren Sie sich schon für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten?
Norman Breitling: Als Wirtschaftsjunior habe ich 2017 die Betreuung von zwei Übergangswohnheimen übernommen. Im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit habe ich mit den Menschen dort den Einstieg in den Arbeitsmarkt vorbereitet, kleinere Feste organisiert, mit ihnen zusammen Weihnachten Kekse gebacken und die Kinder zwei Jahre lang mit Weihnachtsgeschenken versorgt. Über Naji Chehade von den Willkommenslotsen der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven wurde uns dann im April 2018 ein junges Mädchen vorgestellt. Hazar ist mit Ihrer Familie drei Jahre lang über Libyen und die Türkei aus Syrien geflüchtet und war nun auf der Suche nach einer Ausbildung. Die Willkomenslotsen haben ein gutes Onboarding mit uns allen gemacht und das war für uns der beste Einstieg auf Unternehmensseite. Wir sind glücklich und dankbar für diese Erfahrung.
2. Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer Zusammenarbeit mit Geflüchteten gemacht?
Breitling: Die Menschen haben alle ihre unterschiedlichen Geschichten und waren immer sehr froh darüber, wenn jemand insbesondere bei bürokratischen Dingen helfen konnte. Die Art und Weise wie der Berufseinstieg funktionieren kann ist auf der Welt sehr vielfältig. Hier in Deutschland stehen die Menschen oft vor unüberwindbaren Hürden. Privat habe ich unglaublich viel lernen dürfen in der Zeit. Im Betrieb haben die interkulturellen Erfahrungen unsere Unternehmenskultur nachhaltig positiv geprägt. Nach anfänglichen sprachlichen Barrieren hat sich die Mitarbeiterin perfekt in alle Workflows und ins Team eingearbeitet. Wir haben voneinander gelernt und das war wichtig für das gesamte Team.
3. Welche beruflichen Perspektiven und Unterstützungsangebote bieten Sie Menschen mit Fluchthintergrund in Ihrem Unternehmen?
Breitling: Zusammen mit den Willkommenslotsen machen wir ein Onboarding und lassen Geflüchtete im Rahmen einer EQ-Maßnahme in den Job reinschnuppern. Anschließend kann eine Ausbildung als Mediengestalter/in bei uns gemacht werden. Parallel bieten wir hausintern, mit einem externen Lehrer, Sprachunterricht an. Nach der Ausbildung können Mitarbeitende in eine unbefristete Festanstellung übernommen werden. So haben wir es in der Vergangenheit auch mit Hazar gemacht und sie ist nach wie vor bei uns im Team und wir sind sehr glücklich, dass sie ein Teil von Brandfisher ist.
4. Gibt es etwas, dass Sie anderen Betrieben mit auf den Weg geben würden?
Breitling: Wir empfehlen jedem Unternehmen sich mit dem Thema „Geflüchtete“ auseinanderzusetzen. Sie werden feststellen welchen positiven Beitrag die Zusammenarbeit leistet und wie schön die Inspiration durch andere Denkweisen und Diversität sein kann.
5. Was wünschen Sie sich für Ihre Mitgliedschaft im NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge?
Breitling: Ich möchte als Botschafter und gutes Beispiel vorangehen und anderen Unternehmen zeigen welche Vorteile eine gute Integration bietet. Gleichzeitig möchte ich von den Mitgliedern lernen und in den Erfahrungsaustausch gehen. Wir alle können Menschen, die ihre Perspektive in der Heimat verloren haben, dabei helfen eine neue Heimat zu finden. Durch eine diverse Positionierung meines Unternehmens möchte ich anderen Menschen zeigen, dass wir alle zusammen viel mehr erreichen können und dass die Unternehmenskultur in einem multikulturellen Umfeld magnetisch für Fachkräfte wird.
NETZWERK-Unternehmen unterstützen Geflüchtete aus der Ukraine
23. März 2022 Der Einsatz der Unternehmen ist angesichts der Bilder aus der Ukraine und der Ankunft von Geflüchteten in Deutschland enorm. Die Hilfsangebote sind vielfältig. Neben Sach- und Geldspenden stellen Betriebe beispielsweise Wohnraum zur Verfügung oder Teams organisieren den Transfer von Geflüchteten aus den Grenzregionen. Dies zeigt sich auch in dem vom BMWK und DIHK geförderten NETZWERK „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“.
Katja Kortmann, Mitglied im NETZWERK und Hoteldirektorin des Esplanade Hotel Dortmund: „Wir haben uns dazu entschieden, auf verschiedenen Wegen zu helfen. Neben Masken, haltbaren Lebensmitteln, Wasser und Hygieneartikeln werden wir 10 Prozent unserer täglichen Getränkeeinnahmen an verschiedene Hilfsorganisationen spenden. Auch wenn wir nur ein kleines Unternehmen sind, wollen wir unterstützen, wo wir können. Denn wenn jeder auch nur einen kleinen Beitrag leistet, kann damit Großes erreicht werden.“
Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, sagt dazu: „Die Bereitschaft von Betrieben, Geflüchtete auf ganz vielfältige Weise zu unterstützen, ist beeindruckend. Für viele Menschen, die derzeit die Ukraine verlassen müssen, stehen erst einmal eine Unterbringung und die Betreuung der Kinder im Vordergrund. Doch es ist gut zu wissen, dass sich Unternehmerinnen und Unternehmer seit 2015 einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz in der Integration von Geflüchteten erarbeitet haben. Damit bieten sie für diese Menschen eine wichtige Stütze, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sobald das Thema relevanter wird. Ich bin dankbar, dass sich da so viele Unternehmen engagieren.“
Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, ergänzt: „Die Unternehmen im NETZWERK leisten mit ihrem Engagement seit Jahren einen großen Beitrag bei der Mammutaufgabe der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Mit ihrem gesammelten Praxiswissen sind sie zudem eine wichtige Hilfe für Betriebe, die sich zukünftig dem Thema widmen werden. Neben diesem praktischen Wissen der Unternehmen spielen aber auch die Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Ein unbürokratischer Zugang zum Arbeitsmarkt sind ebenso hilfreich wie umfangreiche Unterstützungsangebote zum Spracherwerb.“
Aktuelle Mitgliederbefragung verdeutlicht das große Engagement
Der hohe Stellenwert, den soziale Verantwortung für alle Unternehmen hat, die bereits seit Jahren Geflüchtete beschäftigen, zeigt eine Umfrage, die noch vor dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine bei den rund 3000 Mitgliedern des NETZWERKs „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ durchgeführt wurde. Für viele Unternehmen ist die Übernahme sozialer Verantwortung der Hauptbeweggrund, Geflüchtete zu beschäftigen. Fast 8 von 10 Unternehmen (79 Prozent) geben an, deshalb Geflüchtete in ihren Betrieben auszubilden und zu beschäftigen. Diese Motivation wurde 2017 erstmals bei den Mitgliedsunternehmen abgefragt und befindet sich seitdem durchgängig auf Platz eins.
Betriebe im NETZWERK haben in den vergangenen 5 Jahren konstant ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft für Geflüchtete aufrechterhalten. Fast alle der befragten Unternehmen (97 Prozent) geben an, ihren geflüchteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezielte Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten, um sich besser im Betrieb und im Alltag zurechtzufinden. Am häufigsten unterstützen Betriebe ihre Auszubildenden mit Nachhilfeunterricht (65 Prozent) und bei Behördengängen (60 Prozent). Zudem bieten zahlreiche Unternehmen zusätzliche Sprachkurse an (57 Prozent) und unterstützen bei der Wohnungssuche oder stellen selbst Wohnraum zur Verfügung (49 Prozent).
Weitere Beispiele des Engagements der NETZWERK-Unternehmen finden Sie unter: www.nuif.de/engagement
Weitere Informationen
Von November 2021 bis Januar 2022 haben 275 von knapp 3000 Mitgliedsunternehmen des NETZWERKs an der Befragung teilgenommen. Drei von vier der teilnehmenden Betriebe (75 Prozent) sind kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.
Innenministerin Nancy Faeser schließt sich Einschätzung des Bundesarbeitsministeriums an
Wenn Menschen aus einem Herkunftsland kommen, das in den letzten sechs Monaten eine Schutzquote von mindestens 50% hat, erfüllen sie die Erwartung eines „dauerhaften und rechtmäßigen Aufenthalts“, also einer sogenannten „guten Bleibeperspektive“. Zu diesen Herkunftsländern gehörten aktuell Eritrea, Syrien und Somalia. Die „gute Bleibeperspektive“ gilt nur bei Personen mit einer Aufenthaltsgestattung, also für Asylsuchende, die sich noch im Asylverfahren befinden.
Der Zugang zu Integrationskursen ist grundsätzlich an diesen dauerhaften und rechtmäßigen Aufenthalt in Deutschland geknüpft. Menschen mit Fluchtgeschichte, die sich im Asylverfahren befinden, haben vor allem dann Zugang zu Integrationsmaßnahmen, wenn sie aus Ländern mit „guter Bleibeperspektive“ stammen.
Mit dem nun beschlossenen Zugang zu Integrationskursen für Asylantragstellende aus Afghanistan wird der einheitliche Zugang zur Sprachförderung des Bundes wieder gewährleistet. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hatte den Zugang zu Berufssprachkursen für afghanische Staatsangehörige während des laufenden Asylverfahrens bereits Mitte November 2021 geöffnet und die dafür erforderliche „gute Bleibeperspektive“ angenommen.
Integrationsscouts entwickeln Ideen für mehr Vielfalt am Arbeitsplatz
Wie kann das Ankommen für junge Auszubildende mit Flucht- und Migrationshintergrund im Unternehmen erleichtert werden? Wie lässt sich für Vielfalt im Betrieb sensibilisieren? Was funktioniert bereits gut und wo bestehen weiterhin Herausforderungen?
Im Rahmen des Projektes „Integrationsscouts“ haben seit September 2020 insgesamt 18 Auszubildende mit und ohne Fluchthintergrund aus 8 Unternehmen in Nordrhein-Westfalen Ideen entwickelt, wie Vielfalt in ihrem Unternehmen gefördert und sichtbar gemacht werden kann.
Von Azubi-Botschafter bis Vokabel-Sprach-Box
Entstanden sind Konzepte und Maßnahmen, die das Ankommen im neuen Betrieb unterstützen und den Arbeitsalltag erleichtern sollen. Neben unterschiedlichen Paten- und Mentoringprogrammen zwischen neuen und erfahrenen Mitarbeitenden wurden Konzepte entwickelt, die den Abbau sprachlicher Hürden unterstützen, z. B. über berufsspezifische digitale Sprachkurse, über firmenspezifische Abkürzungsverzeichnisse in der mobilen Firmenapp oder mittels einer „Sprach-Box“, die im Arbeitsalltag von Auszubildenden und Ausbildern gefüllt wird.
Als Tandem oder in kleinen Gruppen entwickelten die Auszubildenden eine Idee, um das Thema Integration in ihrem Betrieb zu stärken.
Das NETZWERK-Team unterstützte die Integrationsscouts mit Methoden des Design Thinking bei der Ideenfindung und -umsetzung und ermöglichte mit regelmäßigen Webinaren und Workshops einen intensiven Austausch. Neben spannenden Impulsen zur Projektentwicklung wurde auch für kulturelle Vielfalt sensibilisiert und das gemeinsame Lernen gefördert.
Alle Ideen der Integrationsscouts finden Sie hier.
Nächster Jahrgang startet im Juli 2021 mit Unternehmen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Pilotphase startet im Juli 2021 der nächste „Integrationsscouts“-Jahrgang mit Auszubildenden aus Unternehmen in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Das Programm ist auf sechs Monate angelegt.
Das Projekt „Integrationsscouts“ ist eines der Kernvorhaben des Themenforums „Diversity in der Wirtschaft“des Nationalen Aktionsplans Integration. Mehr Informationen zum Themenforum hier.
Die neuen Regionalbotschafterinnen und -botschafter im NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge
Wie läuft die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in den jeweiligen Bundesländern? Was sind regionale Besonderheiten? Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten? Welche Ideen gibt es bereits, um auch oder gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf Arbeits- und Fachkräfte mit Fluchterfahrung zu setzen? Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden und bundesweit Best Practices zu erarbeiten, hat das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge zum dritten Mal Unternehmensvertreterinnen und -vertreter in den einzelnen Bundesländern ausgewählt, die für ein Jahr den Titel „Regionalbotschafter“ tragen.
Persönlicher Auftakt in Berlin
Dr. Kathrin Isele, Bildungspolitik, Berufliche Aus- und Fortbildung, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
Sofie Geisel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung im DIHK und Geschäftsführerin der DIHK Service GmbH (rechts)
Zu einem ersten persönlichen Erfahrungsaustausch trafen sich die Regionalbotschafterinnen und -botschafter mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und dem Projektteam vom NETZWERK am 15. September 2021 im Hotel AMANO Grand Central in Berlin.
Erste gemeinsame Ideen und Aktivitäten geplant
Das persönliche Treffen bot den Betrieben neben dem ersten Kennenlernen die Möglichkeit, sich über aktuelle Herausforderungen und Hürden in ihrer täglichen Arbeit auszutauschen. Darüber hinaus konnten sie ihre Fragen rund um die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten an das BMWi, den DIHK und das Projektteam stellen. Neben Unsicherheiten mit dem Themen „Bleibeperspektive“ und „Passbeschaffung“ wurde intensiv über Sprache im Unternehmen vs. Fach – und Prüfungssprache diskutiert.
Neben vielen praktischen Beispielen und dem Austausch über die einzelnen regionalen Bedarfe, wurden die ersten gemeinsamen Veranstaltungen, Aktivitäten und Vernetzungsmöglichkeiten geplant. Wir freuen uns auf ein spannendes Jahr mit unseren Regionalbotschaftern. Die daraus resultierenden Erkenntnisse und Tipps, teilen wir dann natürlich mit all unseren Mitgliedsunternehmen, um weiterhin gemeinsam mit Ihnen die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten voranzutreiben.
Für Nordrhein-Westfalen ist Diana Klömpken von der 3M Deutschland GmbH die neue Regionalbotschafterin.
Es wurden erste Ideen diskutiert und gemeinsame Aktivitäten geplant.
Ulrich Temps von der temps GmbH – Malereibetriebe ist neuer Regionalbotschafter für Brandenburg.
Die Idee der Regionalbotschafter
Mit bundesweit mehr als 2.750 Betrieben ist das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge der größte Zusammenschluss von Unternehmen, die Geflüchtete beschäftigen oder ausbilden. 2019 wurde das Konzept der Regionalbotschafterinnen und -botschafter ins Leben gerufen, um aus dem riesigen Erfahrungsschatz der Mitgliedsunternehmen regionale Besonderheiten herauszustellen und ein Netzwerk aus Experten aufzubauen, das die Arbeitsmarktintegration praktisch lebt und die Expertise an Betriebe in der Region weitergibt. Nach einem Jahr ernennen die Regionalbotschafter Mitte 2022 ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger.
Zu den diesjährigen Regionalbotschaftern zählen
in Baden-Württemberg Bettina Schmauder, Schmauder & Rau GmbH
in Bayern Lea Hendrickx, MÜNCHENSTIFT GmbH
in Berlin Monika Wilczek, Charité CFM Facility Management GmbH
in Brandenburg Ulrich Temps, tempsmGmbH – Malereibetriebe
in Bremen Andreas Rohde, Gestra AG
in Hamburg David Etmenan, Novum Hospitality
in Hessen Cindy Wolf-Rockstroh, SMA Solar Technology AG
in Mecklenburg-Vorpommern Hannes Thies, Hotel Amsee GmbH
in Niedersachsen Jutta Oeltjendiers, Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co.KG
in Nordrhein-Westfalen Diana Klömpken, 3M Deutschland GmbH
in Rheinland-Pfalz Bastian Scherer, EWR Aktiengesellschaft
in Sachsen Lilli Lorenz, MEISER Vogtland OHG
in Sachsen-Anhalt Frank Wenzel, BOHAI TRIMET Automotive Holding GmbH
in Schleswig-Holstein Tobias Klepper, WULFF MED TEC GmbH
in Thüringen Annekathrin Schmidt, Meleghy Automotive GmbH & Co.KG
Weitere Informationen zu den kommenden Veranstaltungen mit den Regionalbotschaftern folgen in Kürze.
Sie möchten Ihre Erfahrungen auch mit dem NETZWERK teilen und im kommenden Jahr Regionalbotschafter werden? Dann melden Sie sich gern unter: info@unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de
Sie haben generell Interesse an einem Erfahrungsaustausch in Ihrer Region? Dann schauen Sie am besten in unserem Terminkalender nach, welche Veranstaltungen aktuell geplant sind. Nichts in Ihrer Nähe? Melden Sie sich gern bei uns und wir prüfen, ob wir bald zu Ihnen kommen: info@unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de
Nachweis für alle Fotos: NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge / Bernd Brundert
Neu erschienen: Flyer mit Profitipps zur Prüfungsvorbereitung
Was sind die größten Herausforderungen in der mündlichen und praktischen Prüfung für Azubis mit Fluchthintergrund? Wie können sich Azubis mit Fluchthintergrund am besten auf die Abschlussprüfungen vorbereiten? Und wie können auch Ausbilder und AusbilderInnen ihre Azubis bestmöglich dabei unterstützen?
Das NUiF hat gefragt – erfahrene IHK-Prüferinnen und Prüfer haben geantwortet!
In einem neuen Infoflyer haben wir die besten Tipps zur Prüfungsvorbereitung von erfahrenen, ehrenamtlichen IHK-Prüferinnen und Prüfern zusammengestellt. Neben allgemeinen Lerntipps werden auch Tipps zur Überwindung sprachlicher Hürden, für ein gutes Zeitmanagement und zum Abbau der Prüfungsangst gegeben.
Dafür haben wir mit Prüferinnen und Prüfern unterschiedlicher Branchen und Regionen über die größten Herausforderungen bei der praktischen Prüfung und ihre Erfahrungen mit den unterschiedlichen Prüfungssituationen gesprochen.
Profitipps für Azubis mit Fluchthintergrund und ihre AusbilderInnen
Heute im Interview:Petra Dietrich, ehrenamtliche Prüferinfür die IHK zu Kiel
1. Frau Dietrich, seit wann sind Sie Prüferin und für welchen Bereich?
Dietrich: Ich prüfe seit über 14 Jahren, hauptsächlich Kaufleute für Büromanagement, kann aber als „Feuerwehrfrau“ auch bei Einzelhandelskaufleuten und Handelsfachwirten prüfen, da ich in einem Handelsbetrieb gelernt und auch ausgebildet habe.
2. Was sind die größten Herausforderungen bei der praktischen Abschlussprüfung?
Dietrich: Zur normalen Nervosität kommt hinzu, dass Viele Angst haben, nach ihren sprachlichen Fähigkeiten eingeschätzt zu werden. Vielfach fehlt das Wissen um das Fachvokabular oder es fällt ihnen in der Prüfungssituation nicht ein. Wir als Prüfer helfen dann mit der Ermunterung „Beschreiben Sie, was alles dazu gehört, den Vorgang, was Sie machen…“ daraus erkennen wir, was der Prüfling weiß.
Manchmal hakt es, weil der Prüfling die Aufgabenstellung aufgrund des Fachvokabulars nicht verstanden hat. Auch dann helfen wir und versuchen die Aufgabenstellung zu umschreiben oder anders zu beschrieben!
3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?
Dietrich: Rechtzeitig anfangen, eher zu früh, als auf den letzten „Drücker“, spätestens ein 1 bis ein 1, 5 Jahre vor den Prüfungen sollte begonnen werden. Den alten Stoff der Berufsschule (wenn möglich) und die Prüfungen der letzten Jahre noch einmal durchgehen, sich in effektiven Lerngruppen Inhalte erarbeiten, ehemalige Auszubildende fragen wie deren Prüfung abgelaufen ist. Aufkommende Fragen aufschreiben und mit der Ausbilderin oder dem Ausbilder klären und immer wieder fragen, fragen, fragen, wenn Unklarheiten oder Fachbegriffe auftauchen.
Für manche Ausbildungsberufe gibt es auch zusätzlich gute Internet-Foren. Ein guter Wegbegleiter für meine Ausbildung war das Buch „Sicher zum/zur…..“ (hier liegt der Fokus auf den Kaufleuten ), aber es gibt auch sehr gute Werke mit „Prüfungswissen“- viele ehemalige Prüflinge geben diese nach ihren Prüfungen auch gern weiter!
4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?
Dietrich: Prüfungen der vorangegangenen Jahre sind einen gute Basis, um sich an die Sprache, den Aufbau und die gewünschten Beantwortungen zu gewöhnen. Diese sind käuflich zu erwerben und lassen sich z. B. gut für eine Unterweisung oder Gruppenarbeit einsetzen. Prüfungssituationen durchspielen: sobald ein Prüfling in der Vorbereitungszeit sich beispielsweise einen Themenkomplex erarbeitet hat, ihn mit Fachfragen dazu befragen. So lassen sich sowohl Fachvokabular als auch Prüfungssituation üben- dies kann beispielsweise in einer Abteilung mit Mitarbeitern als „Prüfern“ geschehen. Hier gilt: je häufiger eine Prüfungssituation durchgespielt wird, desto geringer kann die Nervosität ausfallen.
Prüflinge ständig begleiten: nach Lernfortschritt erkundigen, Hilfe anbieten und üben – am Besten nahezu täglich oder wenn möglich, andere Mitarbeiter als Hilfe zur Seite stellen.
Vielen Dank für das Interview und die zahlreichen guten Tipps, Frau Dietrich!
Noch nicht genug? Weitere Interviews mit PrüferInnen gibt es übrigens hier.
Sie sind Prüfer oder Prüferin und haben auch Tipps für AusbilderInnen? Dann teilen Sie diese gern mit uns!
1. Frau Klömpken, seit wann sind Sie Prüferin und für welchen Bereich?
Klömpken: Ich bin seit 16 Jahren ehrenamtliche Prüferin für die Industriekaufleute bei der IHK Mittlerer Niederrhein.
2. Was sind die größten Herausforderungen bei der praktischen Abschlussprüfung?
Klömpken: Die mündliche Abschlussprüfung der Industriekaufleute besteht aus 2 Teilen, der Präsentation und dem Fachgespräch. In der Regel ist es so, dass sich die Azubis sehr gut auf den Präsentationsteil vorbereiten können. Das Fachgespräch, das in der Bewertung auch stärker gewichtet wird, ist oftmals die größere Herausforderung.
3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?
Klömpken: Wir versuchen unsere Azubis von Anfang an auf die Abschlussprüfung vorzubereiten. Die Förderung der Präsentations- und Kommunikationskompetenz spielt dabei eine wichtige Rolle. Ab dem ersten Lehrjahr erarbeiten die Azubis dafür in unterschiedlichen Projektgruppen Themen & Ideen, die sie dann in größerer Runde vorstellen und präsentieren müssen. Zudem ist es wichtig, dass sich die Azubis auch ein eigenes Netzwerk zu älteren Azubis aufbauen, mit denen ein Erfahrungsaustausch stattfinden kann. Darüber hinaus üben wir mit alten Prüfungsaufgaben und simulieren Prüfungspräsentationen und Fachgespräche. Wenn es um die gezielte Prüfungsvorbereitung geht, organisieren wir für unsere Azubis noch einmal einen externen Lehrer, der ins Unternehmen kommt und hier vor Ort unterrichtet. Das ist sicher nicht für jedes Unternehmen möglich, aber auch die IHK-Prüfungsvorbereitungskurse sind sehr empfehlenswert.
4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?
Klömpken: Ich habe das Gefühl, dass unsere Azubis mit Fluchthintergrund gern genauso behandelt werden möchten, wie die Azubis ohne Flucht- und Migrationshintergrund. Oftmals ist es so, dass sie sich selbst schon sehr viel Druck machen und einen sehr hohen Anspruch haben. Eine Sonderbehandlung würde den Druck nur noch mehr erhöhen. Aber das kommt sicher auch auf den Azubi an.
Auch ein guter Draht zur
Berufsschule und zu den wichtigen AnsprechpartnerInnen in der entsprechenden
IHK ist sehr hilfreich. Kurze Kommunikationswege ermöglichen ein schnelles
Handeln, sollten im Laufe der Zeit sprachliche oder fachliche Schwierigkeiten sichtbar
werden.
Darüber hinaus kann ich nur
empfehlen, selbst im Prüfungsausschuss tätig zu werden. Wenn man die typischen Fallstricke
der mündlichen Prüfung kennt, kann man auch die eigenen Azubis viel besser darauf
vorbereiten.
Vielen Dank für das Interview und die zahlreichen guten Tipps, Frau Klömpken!
Noch nicht genug? Weitere Interviews mit PrüferInnen gibt es übrigens hier.
Sie sind Prüfer oder Prüferin und haben auch Tipps für AusbilderInnen? Dann teilen Sie diese gern mit uns!
Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten: Die Übernahme sozialer Verantwortung bleibt für NETZWERK-Unternehmen zentrales Motiv.
23. März 2022. Das sechste Jahr in Folge befragte das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die deutsche Wirtschaft wurde die Befragung auch in diesem Jahr um Fragen zum Einfluss der Pandemie auf die Ausbildung und Beschäftigung von Geflüchteten ergänzt.
Von den zum Befragungszeitraum rund 2.800 Mitgliedern haben insgesamt 275 Unternehmen an der Befragung teilgenommen. Drei von vier der teilnehmenden Betriebe (75 Prozent) sind kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.
1. Die zentralen Motive der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten bleiben die Übernahme sozialer Verantwortung sowie der Fach- und Hilfskräftemangel.
Die beiden zentralen Motive für Unternehmen, Menschen mit Fluchthintergrund in ihren Betrieben auszubilden und zu beschäftigen, sind weiterhin die Übernahme sozialer Verantwortung (79 Prozent) und der Fach- und Hilfskräftemangel (79 Prozent). Mit 9 Prozentpunkten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr (2020: 70 Prozent) ist der Fach- und Hilfskräftemangel damit auf dem höchsten Niveau seit Befragungsbeginn und spiegelt damit auch die bereits vor der Krise bekannte Herausforderung zahlreicher Betriebe wider, offene Stellen nicht mehr besetzen zu können. Darüber hinaus benennen 4 von 10 Unternehmen die mit der Beschäftigung Geflüchteter einhergehende kulturelle Vielfalt im Betrieb als Motivation für die Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund.
Abb. 1: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen Abb. 2: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen im Jahresvergleich
2. Die Ausbildung ist weiterhin die häufigste Beschäftigungsform. Die Besetzung von Fachkraftstellen mit Menschen mit Fluchthintergrund erfährt zudem starken Zuwachs.
Erstmals seit Befragungsbeginn liegen die Anteile der Unternehmen, die Geflüchtete ausbilden oder als Fachkraft beschäftigen, in etwa gleichauf. Während 52 Prozent der Unternehmen angaben, Menschen mit Fluchthintergrund auszubilden, beschäftigen nun auch 49 Prozent der befragten Betriebe Geflüchtete als Fachkräfte. Damit hat sich der kontinuierliche Zuwachs an Fachkraftstellen auch in diesem Jahr fortgesetzt und ist im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 12 Prozentpunkte auf 49 Prozent gestiegen.
Abb. 3: Prozentuale Verteilung nach Beschäftigungsform
Auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie hat sich die hohe Übernahmequote vom Auszubildenden zur Fachkraft fortgesetzt. 68 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass ihre Auszubildenden bereits erfolgreich die Prüfungen bestanden haben. Von diesen Betrieben haben bereits 96 Prozent ihre vorherigen Auszubildenden als Fachkraft übernommen. Nur ein Prozent der Unternehmen hat sich gegen eine Übernahme entschieden.
Abb. 4: Übernahme als Fachkraft nach bestandener Abschlussprüfung
Der Anteil an ausbildungs- und berufsvorbereitenden Beschäftigungsformen wie Praktikum und Einstiegsqualifizierung ist auch im Jahr 2021 weiter gesunken. Während vor der Krise 2019 noch 40 Prozent der Unternehmen Geflüchtete im Rahmen eines Praktikums oder anderen vorbereitenden Maßnahmen auf eine Ausbildung vorbereiteten, waren es 2020 nur noch ein Viertel der Unternehmen und im Jahr 2021 nur noch 23 Prozent. Dieser Trend hat sich auch bei dem staatlichen Instrument der Einstiegsqualifizierung fortgesetzt: Während 2019 noch jedes vierte Unternehmen eine EQ angeboten hat, war es im zweiten Jahr der Corona-Pandemie nur noch jedes Neunte (11 Prozent). Die Anteile an Geflüchteten in Führungspositionen und Hilfsarbeitertätigkeiten sind 2021 auf dem Vorjahresniveau geblieben.
Abb. 5: Prozentuale Verteilung nach Beschäftigungsform im Jahresvergleich
3. Die Corona-Pandemie hat insbesondere die Durchführung von Sprachkursangeboten sowie das Finden und Kennenlernen von Bewerberinnen und Bewerbern negativ beeinflusst. Ein angepasster Ausbildungsalltag, regelmäßiger Austausch mit der Berufsschule und digitalisierte Bewerbungsprozesse sind wichtige Stellschrauben, um die Ausbildung aufrechtzuerhalten.
Auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie litten viele Unternehmen unter den Auswirkungen, die die Einschränkungen im Zuge der Pandemie-Eindämmung mit sich brachten. Um besser einschätzen zu können, welche Bereiche in der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Fluchterfahrung besonders negativ beeinflusst wurden, wurden diese erstmalig abgefragt. Die vier am häufigsten genannten Aspekte sind erstens der Zugang und die Durchführung von Sprachkursen (47 Prozent), zweitens das Finden und Kennenlernen von BewerberInnen mit Fluchthintergrund (46 Prozent), drittens das Einschätzen von Qualifikationen (36 Prozent) und viertens die alltägliche Kommunikation im Unternehmen (34 Prozent).
Abb. 6: Aspekte der Ausbildung und Beschäftigung, die durch die Corona-Pandemie besonders negativ beeinflusst wurden
Trotz der genannten negativen Auswirkungen auf verschiedene Bereiche der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund konnten 95 Prozent der befragten Betriebe geeignete Lösungen finden, um trotz Kontaktbeschränkungen und Hygienevorschriften Geflüchtete auszubilden. Knapp die Hälfte der Unternehmen gibt an, dass der Ausbildungsalltag an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst wurde (49 Prozent), indem beispielsweise Inhalte digitalisiert oder die Arbeit in Kleingruppen ermöglicht wurde. 40 Prozent der Unternehmen stehen in aktivem Austausch mit der Berufsschule, um Lerninhalte abzusprechen. Davon wiederum geben mehr als 60 Prozent der befragten Betriebe an, dass sie feste Austauschformate und Kommunikationsroutinen mit der Berufsschule nutzen. Im Rahmen einer Freitextabfrage wurden neben der persönlichen, telefonischen und schriftlichen Kommunikation mit den Lehrkräften vor allem regelmäßige persönliche und digitale Ausbildersprechtage von den Unternehmen als etablierte Kommunikationsroutinen genannt. Darüber hinaus hat mehr als jedes dritte Unternehmen den Auszubildenden spezifische Lernzeiten im Home Office eingeräumt (35 Prozent). Um auch weiterhin ausbilden zu können und geeignete Kandidaten und Kandidatinnen zu finden, hat jedes vierte Unternehmen den Bewerbungsprozess digitalisiert (27 Prozent). Dennoch hat das Pandemiegeschehen auch im Bereich der Ausbildung Spuren hinterlassen: Der Anteil der Unternehmen, die als Folge der Corona-Pandemie weniger Geflüchtete ausbilden, ist zwar weiterhin gering, hat sich im Vergleich zum Vorjahr jedoch fast verdoppelt (2021: 13 Prozent und 2020: 7 Prozent).
Abb. 7: Lösungen im Umgang mit Kontaktbeschränkungen
4. Schwierigkeiten in der Berufsschule und Sprachprobleme werden von den Unternehmen als größte Herausforderungen bewertet. Als zunehmend schwierig schätzen Betriebe komplizierte Verfahren und mangelnde Vorkenntnisse ein.
Die drei größten Herausforderungen für Unternehmen bei der Integration von Geflüchteten sind Schwierigkeiten in der Berufsschule (43 Prozent), Sprachprobleme (34 Prozent) sowie Unsicherheiten in der Personalplanung wegen drohender Abschiebung (33 Prozent). Auch hier scheint die Corona-Pandemie nicht spurlos an den Unternehmen vorübergegangen zu sein. Während die meisten der genannten Herausforderungen in den letzten Jahren als immer weniger herausfordernd eingeschätzt wurden, hat sich dieser Trend bei den meisten Kategorien gedreht. Alle drei Hauptherausforderungen wurden von den Betrieben wieder vermehrt als „nicht zu überwinden“ oder „sehr schwierig“ eingeschätzt. Wobei sich die Schwierigkeiten in der Berufsschule und Sprachprobleme auf einem Höchststand seit Befragungsbeginn befinden. Gründe für den spezifischen Anstieg bei den Schwierigkeiten in der Berufsschule und den Sprachproblemen können sein: die mit den Lockdownphasen eingehenden Unterrichtsausfälle, vermehrt individuelle Fehltage durch Quarantänezeiten und die zunehmende digitale Kommunikation und Beschulung, die für Menschen mit Fluchthintergrund oftmals eine große Herausforderung darstellt. Als zunehmend herausfordernd schätzen die Unternehmen aktuell komplizierte Verfahren (32 Prozent, 2020: 32 Prozent), mangelnde Vorkenntnisse der Geflüchteten (29 Prozent, 2020: 27 Prozent) und die Einschätzung vorhandener Qualifikationen ein (25 Prozent, 2020: 25 Prozent).
Abb. 8: Herausforderungen für Unternehmen, die als „sehr schwierig“ und „nicht zu überwinden“ eingeschätzt werden, im Jahresvergleich (Anmerkung: Einschätzung der Qualifikationen und Schwierigkeiten in der Berufsschule werden erst seit 2018 abgefragt)
5. Unternehmen bieten Ihren Auszubildenden und Mitarbeitenden mit Fluchthintergrund vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten an. Im Rahmen der Prüfungsvorbereitung haben sich vor allem innerbetriebliche Angebote bewährt.
Fast alle Unternehmen bieten ihren geflüchteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezielte Unterstützungsmöglichkeiten an, um sich besser im Betrieb und im Alltag zurechtzufinden (97 Prozent im Vergleich zu 3 Prozent, die keine Unterstützung anbieten). Hier decken sich die zuvor angeführten Herausforderungen der Unternehmen mit deren Unterstützungsangeboten. Am häufigsten unterstützen Betriebe ihre Auszubildenden mit Nachhilfeunterricht (65 Prozent, 2020: 58 Prozent) und bei Behördengängen (60 Prozent, 2020: 61 Prozent). Nachdem im ersten Coronajahr das Angebot an zusätzlichen Sprachkursen leicht zurückgegangen ist (von 55 Prozent in 2019 auf 50 Prozent in 2020) wurde diese Unterstützungsmöglichkeit in diesem Jahr wieder vermehrt von den Betrieben angeboten (57 Prozent).
Abb. 9: Unterstützungsangebote der UnternehmenAbb. 10: Unterstützungsangebote der Unternehmen im Jahresvergleich
Auch in diesem Jahr haben wir die Unternehmen, deren Auszubildende bereits die Prüfung bestanden haben, gefragt, welche Maßnahmen bei der Prüfungsvorbereitung geholfen haben. Hier haben sich, wie auch im Vorjahr, vor allem die betriebsinternen Angebote als besonders hilfreich erwiesen und auch einen deutlichen Zuwachs von jeweils mehr als 10 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr erfahren. Dazu zählen der Kontakt zu anderen Auszubildenden, z.B. im Rahmen von Lerngruppen (77 Prozent, 2020: 64 Prozent) und Mentoringprogramme innerhalb des Unternehmens (72 Prozent, 2020: 60 Prozent.) Darüber hinaus benennen die Unternehmen auch die Unterstützung durch staatliche Förderinstrumente wie ausbildungsbegleitende Hilfen und der Assistierten Ausbildung (52 Prozent), zusätzliche Sprachkurse (47 Prozent) und die Unterstützung durch Ehrenamtliche (33 Prozent).
Abb. 11: Genutzte Unterstützungsangebote zur Prüfungsvorbereitung
Das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge wurde 2016 als gemeinsame Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gegründet. Mit aktuell über 2.900 Mitgliedern ist es deutschlandweit der größte Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für die Beschäftigung von Geflüchteten engagieren. Die Angebote des NETZWERKs wie Informationsmaterialien, Webinare, Workshops und Veranstaltungen sind wie die Mitgliedschaft kostenlos.