Die Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2023

Auswertung Online-Befragung 2023

Fach- und Hilfskräftemangel:
Hauptantrieb für Integration von Geflüchteten

12.02.2024: Bereits das achte Jahr in Folge hat das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge (NUiF) seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten befragt. Wie bereits in der Befragung von 2022 spielte auch dieses Jahr die Situation der aus der Ukraine geflüchteten Menschen eine besondere Rolle und wurde gezielt erfasst.

Von den zum Befragungszeitpunkt rund 3.800 Mitgliedern haben insgesamt 325 Unternehmen teilgenommen. Zwei Drittel der teilnehmenden Betriebe (72 Prozent) sind kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitenden.

Abbildung 1: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen

Zentrale Erkenntnisse

Die Ergebnisse im Jahresvergleich

1. Das Hauptmotiv für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten ist der Fach- und Hilfskräftemangel (84 Prozent), dicht gefolgt von der Übernahme sozialer Verantwortung (76 Prozent).

Der demografische Wandel ist zunehmend eine Herausforderung für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Die geburtenstarken Babyboomer scheiden aus dem aktiven Berufsleben aus und müssen durch gut ausgebildete Fachkräfte – auch aus dem Ausland – ersetzt werden. Dieser Entwicklung trägt auch die Mitgliederbefragung 2023 Rechnung. Zum ersten Mal überhaupt ist der Fach- und Hilfskräftemangel mit 84 Prozent die Hauptmotivation, Geflüchtete im Betrieb aufzunehmen. Im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um sieben Prozentpunkte (2022: 77 %).

Die soziale Verantwortung bleibt mit 76 Prozent eine weiterhin sehr wichtige Motivation für die Beschäftigung Geflüchteter in den NETZWERK-Betrieben – auch wenn die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozentpunkte gesunken ist. 2022 war diesbezüglich aber sicherlich ein spezielles Jahr. Unmittelbar nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine wollten damals besonders viele Unternehmen ihre Solidarität mit Menschen aus der Ukraine demonstrieren und engagierten sich für eine (berufliche) Perspektive der Geflüchteten hierzulande.

Abbildung 2: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen (Jahresvergleich)

2. Als größte Herausforderung bewerten Unternehmen die komplizierten Verfahren und Vorschriften bei der Beschäftigung von Geflüchteten. Die Unterstützung bei der Wohnungssuche ist dabei auf einen Rekordwert gestiegen (63 Prozent).

In der Mitgliederbefragung 2023 berichten die NETZWERK-Betriebe, dass 42 Prozent von ihnen die komplexen Verfahren bei der Einstellung von Geflüchteten als eine große Herausforderung ansehen. Das ist kaum mehr als im Vorjahr, als es 41 Prozent waren. Auch wenn die wahrgenommenen Schwierigkeiten mit bürokratischen Anforderungen in den letzten Jahren mal mehr, mal weniger ausgeprägt waren, bleiben sie dennoch ein stetiger Punkt auf der Tagesordnung der Unternehmen. Die Ursachen scheinen unverändert: Es sind vor allem die teilweise unterschiedlichen zeitlichen und die teilweise bürokratischen Abläufe und Umsetzungen in den einzelnen Bundesländern, die in der Praxis immer wieder für Herausforderungen sorgen. Dass nun 66 Prozent der Unternehmen ihren geflüchteten Mitarbeitenden bei Behördengängen zur Seite stehen, was einem Anstieg von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, zeigt, dass die Firmen aktiv nach Lösungen suchen und Unterstützung anbieten, wo es möglich ist.

Abbildung 3: Wie bewerten sie die Herausforderungen bei der Integration von Geflüchteten („große Herausforderungen“ im Jahresvergleich)

Diese Unterstützungsbereitschaft zeigt sich auch bei der Wohnungssuche, die ebenfalls auf einen Rekordwert gestiegen ist: von 53 Prozent im Vorjahr auf nun 63 Prozent.

Abbildung 4: Welche Unterstützung bieten Sie den Geflüchteten an?

3. Die Sprachbarriere bleibt eine bedeutende Hürde in der Zusammenarbeit mit Geflüchteten. Im Vergleich zur vorangegangenen Mitgliederbefragung ist der Wert jedoch gesunken und rund 70 Prozent der NETZWERK-Betriebe halten die Sprachprobleme für überwindbar.

Eine ausreichende Sprachkompetenz ist auch in diesem Jahr wieder eine zentrale Voraussetzung für die Beschäftigung Geflüchteter in einem Unternehmen. Bezogen auf geflüchtete Menschen aus der Ukraine nennen 75 Prozent der NETZWERK-Betriebe den Abbau von Sprachbarrieren als entscheidendes Beschäftigungskriterium. Und auch bei der Bewertung der großen Herausforderungen bei der Integration belegen die Sprachprobleme mit 27 Prozent den zweiten Platz. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies jedoch ein Rückgang um zwei Prozentpunkte. Insgesamt halten jetzt 70 Prozent der befragten NETZWERK-Betriebe Sprachprobleme für „generell überwindbar.“ Mögliche Gründe für diesen positiven Trend gibt es mehrere. Zum einen schließen immer mehr Geflüchtete, insbesondere aus der Ukraine, ihre Sprachkurse erfolgreich ab, zum anderen bieten 59 Prozent der NETZWERK-Betriebe Geflüchteten Unterstützung in Form zusätzlicher Sprachkurse an. 

Abbildung 5: Welche spezifischen Voraussetzungen müssen oder müssten Vorliegen, damit Ihr Unternehmen (ggf. weitere) Geflüchtete aus der Ukraine beschäftigt
Abbildung 6: Wie bewerten sie folgende Herausforderungen bei der Integration von Geflüchteten?

4. So viele NETZWERK-Betriebe wie noch nie hatten 2023 Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine (60 Prozent). Dabei hat sich der Weg der Kontaktanbahnung verändert. Mehr als die Hälfte der Kontakte (56 Prozent) wurden von den ukrainischen Geflüchteten selbst initiiert.

Nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 wurde in der diesjährigen Mitgliederbefragung erneut die spezielle Situation der Menschen aus der Ukraine in Deutschland abgefragt. Demnach hatten 2023 60 Prozent der NETZWERK-Unternehmen Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine. Mit 12 Prozentpunkten mehr im Vergleich zum Vorjahr ist das eine deutliche Steigerung.

Interessanterweise hat sich dabei der Weg der Kontaktanbahnung geändert. Waren es 2022 vorwiegend noch die persönlichen Kontakte der Mitarbeitenden, die ukrainische Geflüchtete in die Unternehmen gebracht haben, ist 2023 das aktive Zugehen der Ukrainerinnen und Ukrainer auf die Unternehmen der häufigste Weg. 56 Prozent der ukrainischen Geflüchteten wählten diese Option. 17 Prozentpunkte mehr als 2022.

Abbildung 7: Jahresvergleich: Hatte Ihr Unternehmen schon Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine?
Abbildung 8: Jahresvergleich: Wie ist dieser Kontakt zustande gekommen?

5. Zum ersten Mal wurden die NETZWERK-Betriebe zu ihren Erfahrungen mit dem im März 2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) befragt. Bereits 36 Prozent der Mitgliedsunternehmen beschäftigen Mitarbeitende aus Drittstaaten. Insgesamt können sich rund 75 Prozent eine Beschäftigung von Personen aus Drittstaaten vorstellen.

Im Rahmen der Mitgliederbefragung 2023 wurden erstmalig die Erfahrungen der NETZWERK-Unternehmen mit der Beschäftigung von Menschen aus Drittstaaten abgefragt. Stand heute beschäftigen schon 36 Prozent der befragten NETZWERK-Betriebe Fachkräfte oder Auszubildende, die im Rahmen der Fachkräfteeinwanderung nach Deutschland gekommen sind. Ein Grund dafür könnte sein, dass gerade die im NETZWERK engagierten Unternehmen und Betriebe eine besondere Offenheit in Fragen ausländischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitbringen. Und einen großen Erfahrungsschatz obendrein. Schon seit 2016 arbeiten viele NETZWERK-Betriebe an der Integration, Ausbildung und Beschäftigung geflüchteter Menschen. Sie entwickeln Ideen und Lösungen, teilen sie im NETZWERK und sind im Umgang mit Behörden gut vertraut.

Abbildung 9: Beschäftigen sie eingewanderte Fachkräfte oder Auszubildende aus Drittstaaten, die im Rahmen der Fachkräfteeinwanderung nach Deutschland gekommen sind?

Weitere Informationen

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Das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge wurde 2016 als gemeinsame Initiative der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gegründet. Mit aktuell fast 4.000 Mitgliedern ist es deutschlandweit der größte Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für die Beschäftigung von Geflüchteten engagieren. Die Angebote des NETZWERKs wie Informationsmaterialien, Webinare, Workshops und Veranstaltungen sind wie die Mitgliedschaft kostenlos.

Weitere Information unter www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de.

Pressekontakt

Kai von Lengerke

NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge
E-Mail: vonlengerke.kai@dihk.de
Tel.: +49 30 20 308 – 6574

Mitgliederbefragung 2023

Neu erschienen:
Auswertung Online-Befragung 2023

Fach- und Hilfskräftemangel:
Hauptantrieb für Integration von Geflüchteten

Bereits das achte Jahr in Folge hat das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge (NUiF) seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten befragt. Wie bereits in der Befragung von 2022 spielte auch dieses Jahr die Situation der aus der Ukraine geflüchteten Menschen eine besondere Rolle und wurde gezielt erfasst.

Von den zum Befragungszeitpunkt rund 3.800 Mitgliedern haben insgesamt 325 Unternehmen teilgenommen. Zwei Drittel der teilnehmenden Betriebe (72 Prozent) sind kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitenden.

Zur Mitgliederbefragung geht es hier:

Übrigens: Eine Übersicht all unserer Befragungen finden Sie hier.

Die Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2022

Auswertung Online-Befragung 2022

Ausbildung von Geflüchteten: Fach- und Führungskräfte mit Fluchthintergrund haben ihren Weg ganz überwiegend über die Ausbildung in ihre Position gefunden.  

15.02.2023. Das siebte Jahr in Folge befragte das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der damit einhergehenden erhöhten Fluchtbewegung nach Deutschland wurde die Befragung in diesem Jahr um Fragen zum Stand der Arbeitsmarktintegration von Ukrainerinnen und Ukrainern erweitert.  

Von den zum Befragungszeitraum rund 3.300 Mitgliedern haben insgesamt 217 Unternehmen an der Befragung teilgenommen. 3 von 4 der teilnehmenden Betriebe (76 Prozent) sind kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 

Zentrale Erkenntnisse

Die Ergebnisse im Jahresvergleich

1. Die beiden Hauptbeweggründe der Unternehmen, Geflüchtete in ihren Betrieben zu beschäftigen, bleiben die Übernahme sozialer Verantwortung und der Fach- und Hilfskräftemangel. Beide Motivationen verbleiben auf ähnlich hohem Niveau.

Auch im Jahr 2022 bleiben die Übernahme sozialer Verantwortung (81 Prozent) und der Fach- und Hilfskräftemangel (77 Prozent) die beiden zentralen Motive der Unternehmen, Geflüchtete zu beschäftigen. Mit 2 Prozentpunkten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr (2021: 79 Prozent) ist das Bewusstsein der Unternehmen soziale Verantwortung zu übernehmen nochmals leicht angestiegen. Dies hat sich in der Praxis vor allem in der großen humanitären Hilfsbereitschaft vieler Unternehmen gleich zu Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine gezeigt. Zudem wurde von den Betrieben auch schon frühzeitig signalisiert, auch berufliche Perspektiven für die Menschen aus der Ukraine bieten zu wollen.  

Zusätzlich zu der Belastung durch den Krieg in Europa und die Nachwirkungen des Pandemiegeschehens, stellt auch der Fachkräftemangel weiterhin eine große Herausforderung für deutsche Unternehmen dar und wird so ebenfalls zu einem wichtigen Beweggrund für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Entsprechend geben weiterhin 3 von 4 Unternehmen (77 Prozent; 2021: 79 Prozent) an, Geflüchtete aufgrund des anhaltenden Fach- und Hilfskräftemangels einzustellen oder auszubilden.  

Darüber hinaus benennen 4 von 10 Unternehmen die mit der Beschäftigung Geflüchteter einhergehende kulturelle Vielfalt im Betrieb als Motivation für die Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund.  

Abb. 1: Beweggründe der Unternehmen, Geflüchtete einzustellen
Abb. 2: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen im Jahresvergleich
(Anmerkung: Der Beweggrund „Fach- und Hilfskräftemangel entgegenwirken“ wird erst seit 2018 abgefragt.)

2. Die häufigste Beschäftigungsform, die NETZWERK-Betriebe mit Geflüchteten besetzen, ist erstmals die Fachkraftstelle. 7 von 10 Unternehmen haben zudem ihre Fach- und Führungskräfte mit Fluchterfahrung selbst ausgebildet. Die Übernahmequote von Auszubildenden mit Fluchthintergrund war in den befragten NETZWERK-Unternehmen sehr hoch (91 Prozent).

Erstmals seit Befragungsbeginn ist die Fachkraftstelle die häufigste Beschäftigungsform (50 Prozent), die Unternehmen mit Menschen mit Fluchterfahrung besetzen. Der Anteil der Betriebe, die in dieser Rolle Geflüchtete beschäftigen, ist seit 2016 stetig gestiegen und hat sich damit im Vergleich zum Jahr 2016 verfünffacht (2016: 10 Prozent). Dem gegenüber ist der Anteil an Unternehmen, die Geflüchtete ausbilden zum Vorjahr um 9 Prozentpunkte auf 43 Prozent gesunken (2021: 52 Prozent) und die Besetzung von Geflüchteten für Hilfsarbeitertätigkeiten um 8 Prozentpunkte auf 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (2021: 30 Prozent).  

Abb. 3: Prozentuale Verteilung nach Beschäftigungsform

Eine mögliche Begründung dafür könnte sein, dass der Anteil an ausbildungs- und berufsvorbereitenden Beschäftigungsformen wie Praktikum und Einstiegsqualifizierung, laut unserer Befragungen in 2020 und 2021, stark gesunken ist. Dies könnte zufolge haben, dass junge Menschen mit Fluchthintergrund die duale Ausbildung weniger als perspektivreichen Karriereeinstieg kennenlernen konnten, ihn demzufolge weniger in Erwägung gezogen haben und stattdessen versuchten über Hilfsarbeitertätigkeiten am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. 

Abb. 4: Prozentuale Verteilung nach Beschäftigungsform im Jahresvergleich 

Zudem hat sich auch in diesem Jahr die hohe Übernahmequote vom Auszubildenden zur Fachkraft fortgesetzt. 85 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass ihre Auszubildenden bereits erfolgreich ihre Ausbildungsprüfungen bestanden haben. Von diesen Betrieben haben wiederum 91 Prozent ihre vorherigen Auszubildenden als Fachkraft übernommen. Nur sieben Prozent der Unternehmen haben sich gegen eine Übernahme entschieden.  

Abb. 5: Übernahme als Fachkraft nach bestandener Abschlussprüfung 

Dass die duale Ausbildung ein Erfolgsmodell für einen guten Start in eine langfristige berufliche Karriere bietet, zeigt sich auch an der hohen Quote von Geflüchteten, die als Fachkräfte in ihren Betrieben bleiben. Demnach geben 7 von 10 Unternehmen an, die Personen, die sie als Fach- und Führungskräfte beschäftigen, vorab auch selbst ausgebildet zu haben.  

Abb. 6: Übernahme von Auszubildenden als Fach- und/oder Führungskraft 

3. Als größte Herausforderung in 2022 bewerten Unternehmen die komplizierten Verfahren und Vorschriften bei der Beschäftigung von Geflüchteten. Betriebe unterstützen ihre Mitarbeitenden bei behördlichen Angelegenheiten und Herausforderungen im Alltag.

Die Einschätzung der Herausforderungen, die mit der Integration von Menschen mit Fluchthintergrund im Betrieb einhergehen, erfährt in diesem Jahr einen starken Wandel. Während die Herausforderung „komplizierten Verfahren und Vorschriften“ von den Unternehmen vor allem in den Anfangsjahren des NETZWERKs (2016/2017) als große Herausforderung bewertet wurde und im Laufe der Zeit und mit zunehmender Erfahrung mit den bürokratischen Hürden kontinuierlich abnahm, hat sich diese Einschätzung nun wieder verstärkt. 41 Prozent der Betriebe bewerten diese Herausforderung nun wieder als „nicht zu überwinden“ oder „sehr schwierig“ (2021: 32 Prozent).  

Abb. 7: Herausforderungen für Unternehmen, die als „sehr schwierig“ oder „nicht zu überwinden“ eingeschätzt werden, im Jahresvergleich
(Anmerkungen: Die Kategorien „Einschätzung der Qualifikationen“ und „Schwierigkeiten in der Berufsschule“ werden erst seit 2018 abgefragt)  

Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass mit dem russischen Krieg in der Ukraine und der damit einhergehenden großen Zahl an geflüchteten Menschen aus der Ukraine, viele Unternehmen sich erstmals mit den Voraussetzungen der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter Menschen im eigenen Betrieb beschäftigt haben. Denn auch wenn im Vergleich zu den komplexen Asylverfahren, der Arbeitsmarktzugang für Ukrainerinnen und Ukrainer verhältnismäßig unbürokratisch gehandhabt wurde, haben vor allem in den ersten Monaten die unterschiedlichen zeitlichen und zum Teil bürokratischen Abläufe und Umsetzungen in den einzelnen Bundesländern für Schwierigkeiten in der Praxis gesorgt. Hinzu kamen neue Hürden, wie beispielsweise ein schneller Zugang zu Integrations- und Sprachkursen, zu Wohnraum und Kinderbetreuung.  

Dem gegenüber wurden die drei größten Herausforderungen des letzten Jahres „Schwierigkeiten in der Berufsschule“, „Sprachprobleme“ sowie „Unsicherheiten in der Personalplanung wegen drohender Abschiebung“ im Befragungsjahr 2022 als deutlich weniger herausfordernd bewertet. Dies könnte vor allem damit zusammenhängen, dass im dritten Jahr des Pandemiegeschehens der Unterricht in den Berufsschulen, die Arbeit in den Betrieben und Sprachkurs- und Förderangebote wieder wie gewohnt stattfinden konnten. Dass anteilig weniger Betriebe Geflüchtete ausbilden, könnte zudem die Bewertung der Herausforderung „Schwierigkeiten in der Berufsschule“ beeinflussen. 

Als kleine Herausforderungen (wenn überhaupt) wurden in 2022 die Aspekte „kulturelle Unterschiede“ und „Kontakt zu Geflüchteten finden“ von den Unternehmen genannt.    

Abb. 8: Herausforderungen für Unternehmen, die als „kleine Herausforderungen“ oder „kein Problem“ eingeschätzt werden, im Jahresvergleich
(Anmerkungen: Die Kategorien „Einschätzung der Qualifikationen“ und „Schwierigkeiten in der Berufsschule“ werden erst seit 2018 abgefragt)  

Fast alle Unternehmen bieten ihren geflüchteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezielte Unterstützungsmöglichkeiten an, um sich besser im Betrieb und im Alltag zurechtzufinden (97 Prozent im Vergleich zu 3 Prozent, die keine Unterstützung anbieten).  

Passend zu der Herausforderung „komplizierte Verfahren und Vorschriften“, die in 2022 als besonders groß eingeschätzt wurde, unterstützen knapp 6 von 10 Unternehmen die Geflüchteten in ihrem Betrieb bei Behördengängen.  

Abb. 9: Unterstützungsangebote der Unternehmen 
(Anmerkungen: Die Kategorie „Unterstützung bei der Kinderbetreuung“ wurde in 2022 bei der Abfrage hinzugefügt) 

4. 7 von 10 Unternehmen haben regelmäßige Kommunikationsroutinen mit den Berufsschulen ihrer Auszubildenden etabliert.

Zum ersten Mal haben wir unsere Mitgliedsunternehmen in 2022 gefragt, ob ein regelmäßiger Kontakt zu den Berufsschulen ihrer Auszubildenden besteht und wie dieser gegebenenfalls stattfindet. Knapp 7 von 10 Unternehmen gaben an in regelmäßigem Austausch mit den Berufsschulen zu stehen. Häufig genannte Formate sind dabei Ausbilder*innen-Sprechtage oder Sprechtage der Berufsschulen, persönlicher Kontakt zwischen Ausbilder*innen und Berufsschullehrer*innen per E-Mail und Telefon oder regelmäßige Jour Fixe-Termine.

Abb. 10: Kontakt zu Berufsschulen 

Wie in den beiden vergangenen Jahren haben wir unsere Mitgliedsunternehmen außerdem gefragt, welche Maßnahmen ihren Azubis bei der Prüfungsvorbereitung geholfen haben. Auch in 2022, wurden „der Kontakt zu anderen Auszubildenden“, z.B. im Rahmen von Lerngruppen (64 Prozent, 2021: 77 Prozent), „Mentoringprogramme innerhalb des Unternehmens“ (60 Prozent, 2021: 72 Prozent) und die „Unterstützung durch staatliche Förderinstrumente wie ausbildungsbegleitende Hilfen und der Assistierten Ausbildung“ (57 Prozent, 2021: 52 Prozent) als die effektivsten Hilfestellungen bei der Prüfungsvorbereitung genannt.

Abb. 11: Unterstützung bei der Prüfungsvorbereitung 

5. NETZWERK-Unternehmen bieten berufliche Perspektiven für Geflüchtete aus der Ukraine. Die wichtigsten Voraussetzungen für eine Beschäftigung aus Sicht der Unternehmen sind dabei der Abbau von Sprachbarrieren, Gewissheit über die Bleibeabsichten der Geflüchteten und die Schaffung einer sicheren Rechtslage.

Hinweis: Das Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge hat zu den folgenden Fragen parallel zur Mitgliederbefragung eine für Deutschland repräsentative Umfrage gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln durchgeführt.

NETZWERK-Unternehmen sind offen für die Zielgruppe Ukrainerinnen und Ukrainer, knapp die Hälfte der befragten Unternehmen hatte zum Befragungszeitpunkt (4. Quartal 2022) bereits Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine. 

Abb. 12: Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine 

Die Kontakte entstanden dabei vor allem durch persönliche Kontakte der Mitarbeitenden (44 Prozent). Zu vielen Kontakten kam es allerdings auch dadurch, dass die Geflüchteten aktiv auf die Unternehmen zugegangen sind (39 Prozent), die Unternehmen aktiv den Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine aufgenommen haben (31 Prozent) oder ehrenamtliche Personen oder Religionsgemeinschaften den Kontakt hergestellt haben (29 Prozent).  

Abb. 13: Kontaktpunkte zwischen Geflüchteten aus der Ukraine und deutschen Unternehmen 

Dort wo es zu einem Kontakt zwischen den Unternehmen des Netzwerkes und Geflüchteten aus der Ukraine gekommen ist, resultierte dieser Kontakt bereits häufig in einem Anstellungsverhältnis. Auffällig ist dabei, dass ein Großteil dieser Anstellungsverhältnisse Arbeitsverträge waren, während Praktikumsverträge bzw. Probearbeiten und Ausbildungsverträge zunächst eine untergeordnete Rolle zu spielen scheinen.

Abb. 14: Kontaktpunkte zwischen Geflüchteten aus der Ukraine und deutschen Unternehmen 

Ein möglicher Grund dafür könnte der überdurchschnittlich hohe Bildungsstand bei Geflüchteten aus der Ukraine sein (siehe Umfrage des BMI, März 2022). Allerdings wurde in der vorliegenden Befragung nicht explizit erhoben, ob die Geflüchteten Ukrainer*innen zunächst als Hilfskräfte oder bereits als Facharbeiter*innen angestellt wurden.  

Um überhaupt oder gegebenenfalls weitere Geflüchtete aus der Ukraine beschäftigen zu können, müssten, laut den Netzwerkunternehmen, vor allem Sprachbarrieren abgebaut werden (68 Prozent). Zusätzlich wünschen sich die Unternehmen mehr Klarheit über die Bleibeabsichten der Geflüchteten aus der Ukraine (52 Prozent). Ergänzend spielen auch die Faktoren „Schaffung einer sicheren Rechtslage“ (47 Prozent) und „Vereinfachung der Einschätzung und Anerkennung ausländischer Qualifikationen“ (36 Prozent) eine Rolle. 

Abb. 15: Kontaktpunkte zwischen Geflüchteten aus der Ukraine und deutschen Unternehmen 

Weitere Informationen

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Das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge wurde 2016 als gemeinsame Initiative der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gegründet. Mit aktuell über 3.400 Mitgliedern ist es deutschlandweit der größte Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für die Beschäftigung von Geflüchteten engagieren. Die Angebote des NETZWERKs wie Informationsmaterialien, Webinare, Workshops und Veranstaltungen sind wie die Mitgliedschaft kostenlos.

Weitere Information unter www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de.

Pressekontakt

Caroline Strobel
NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge
E-Mail: strobel.caroline@dihk.de
Tel.: +49 30 20 308 – 6551

Die Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2021

Auswertung Online-Befragung 2021

Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten: Die Übernahme sozialer Verantwortung bleibt für NETZWERK-Unternehmen zentrales Motiv.

23. März 2022. Das sechste Jahr in Folge befragte das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die deutsche Wirtschaft wurde die Befragung auch in diesem Jahr um Fragen zum Einfluss der Pandemie auf die Ausbildung und Beschäftigung von Geflüchteten ergänzt.

Von den zum Befragungszeitraum rund 2.800 Mitgliedern haben insgesamt 275 Unternehmen an der Befragung teilgenommen. Drei von vier der teilnehmenden Betriebe (75 Prozent) sind kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

Zentrale Erkenntnisse

Die Ergebnisse im Jahresvergleich

1. Die zentralen Motive der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten bleiben die Übernahme sozialer Verantwortung sowie der Fach- und Hilfskräftemangel.

Die beiden zentralen Motive für Unternehmen, Menschen mit Fluchthintergrund in ihren Betrieben auszubilden und zu beschäftigen, sind weiterhin die Übernahme sozialer Verantwortung (79 Prozent) und der Fach- und Hilfskräftemangel (79 Prozent). Mit 9 Prozentpunkten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr (2020: 70 Prozent) ist der Fach- und Hilfskräftemangel damit auf dem höchsten Niveau seit Befragungsbeginn und spiegelt damit auch die bereits vor der Krise bekannte Herausforderung zahlreicher Betriebe wider, offene Stellen nicht mehr besetzen zu können. Darüber hinaus benennen 4 von 10 Unternehmen die mit der Beschäftigung Geflüchteter einhergehende kulturelle Vielfalt im Betrieb als Motivation für die Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund.

Abb. 1: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen
Abb. 2: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen im Jahresvergleich

2. Die Ausbildung ist weiterhin die häufigste Beschäftigungsform. Die Besetzung von Fachkraftstellen mit Menschen mit Fluchthintergrund erfährt zudem starken Zuwachs.

Erstmals seit Befragungsbeginn liegen die Anteile der Unternehmen, die Geflüchtete ausbilden oder als Fachkraft beschäftigen, in etwa gleichauf. Während 52 Prozent der Unternehmen angaben, Menschen mit Fluchthintergrund auszubilden, beschäftigen nun auch 49 Prozent der befragten Betriebe Geflüchtete als Fachkräfte. Damit hat sich der kontinuierliche Zuwachs an Fachkraftstellen auch in diesem Jahr fortgesetzt und ist im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 12 Prozentpunkte auf 49 Prozent gestiegen.

Abb. 3: Prozentuale Verteilung nach Beschäftigungsform

Auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie hat sich die hohe Übernahmequote vom Auszubildenden zur Fachkraft fortgesetzt. 68 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass ihre Auszubildenden bereits erfolgreich die Prüfungen bestanden haben. Von diesen Betrieben haben bereits 96 Prozent ihre vorherigen Auszubildenden als Fachkraft übernommen. Nur ein Prozent der Unternehmen hat sich gegen eine Übernahme entschieden.

Abb. 4: Übernahme als Fachkraft nach bestandener Abschlussprüfung

Der Anteil an ausbildungs- und berufsvorbereitenden Beschäftigungsformen wie Praktikum und Einstiegsqualifizierung ist auch im Jahr 2021 weiter gesunken. Während vor der Krise 2019 noch 40 Prozent der Unternehmen Geflüchtete im Rahmen eines Praktikums oder anderen vorbereitenden Maßnahmen auf eine Ausbildung vorbereiteten, waren es 2020 nur noch ein Viertel der Unternehmen und im Jahr 2021 nur noch 23 Prozent. Dieser Trend hat sich auch bei dem staatlichen Instrument der Einstiegsqualifizierung fortgesetzt: Während 2019 noch jedes vierte Unternehmen eine EQ angeboten hat, war es im zweiten Jahr der Corona-Pandemie nur noch jedes Neunte (11 Prozent). Die Anteile an Geflüchteten in Führungspositionen und Hilfsarbeitertätigkeiten sind 2021 auf dem Vorjahresniveau geblieben.

Abb. 5: Prozentuale Verteilung nach Beschäftigungsform im Jahresvergleich

3. Die Corona-Pandemie hat insbesondere die Durchführung von Sprachkursangeboten sowie das Finden und Kennenlernen von Bewerberinnen und Bewerbern negativ beeinflusst. Ein angepasster Ausbildungsalltag, regelmäßiger Austausch mit der Berufsschule und digitalisierte Bewerbungsprozesse sind wichtige Stellschrauben, um die Ausbildung aufrechtzuerhalten.

Auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie litten viele Unternehmen unter den Auswirkungen, die die Einschränkungen im Zuge der Pandemie-Eindämmung mit sich brachten. Um besser einschätzen zu können, welche Bereiche in der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Fluchterfahrung besonders negativ beeinflusst wurden, wurden diese erstmalig abgefragt. Die vier am häufigsten genannten Aspekte sind erstens der Zugang und die Durchführung von Sprachkursen (47 Prozent), zweitens das Finden und Kennenlernen von BewerberInnen mit Fluchthintergrund (46 Prozent), drittens das Einschätzen von Qualifikationen (36 Prozent) und viertens die alltägliche Kommunikation im Unternehmen (34 Prozent).

Abb. 6: Aspekte der Ausbildung und Beschäftigung, die durch die Corona-Pandemie besonders negativ beeinflusst wurden

Trotz der genannten negativen Auswirkungen auf verschiedene Bereiche der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund konnten 95 Prozent der befragten Betriebe geeignete Lösungen finden, um trotz Kontaktbeschränkungen und Hygienevorschriften Geflüchtete auszubilden. Knapp die Hälfte der Unternehmen gibt an, dass der Ausbildungsalltag an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst wurde (49 Prozent), indem beispielsweise Inhalte digitalisiert oder die Arbeit in Kleingruppen ermöglicht wurde. 40 Prozent der Unternehmen stehen in aktivem Austausch mit der Berufsschule, um Lerninhalte abzusprechen. Davon wiederum geben mehr als 60 Prozent der befragten Betriebe an, dass sie feste Austauschformate und Kommunikationsroutinen mit der Berufsschule nutzen. Im Rahmen einer Freitextabfrage wurden neben der persönlichen, telefonischen und schriftlichen Kommunikation mit den Lehrkräften vor allem regelmäßige persönliche und digitale Ausbildersprechtage von den Unternehmen als etablierte Kommunikationsroutinen genannt. Darüber hinaus hat mehr als jedes dritte Unternehmen den Auszubildenden spezifische Lernzeiten im Home Office eingeräumt (35 Prozent). Um auch weiterhin ausbilden zu können und geeignete Kandidaten und Kandidatinnen zu finden, hat jedes vierte Unternehmen den Bewerbungsprozess digitalisiert (27 Prozent). Dennoch hat das Pandemiegeschehen auch im Bereich der Ausbildung Spuren hinterlassen: Der Anteil der Unternehmen, die als Folge der Corona-Pandemie weniger Geflüchtete ausbilden, ist zwar weiterhin gering, hat sich im Vergleich zum Vorjahr jedoch fast verdoppelt (2021: 13 Prozent und 2020: 7 Prozent).

Abb. 7: Lösungen im Umgang mit Kontaktbeschränkungen

4. Schwierigkeiten in der Berufsschule und Sprachprobleme werden von den Unternehmen als größte Herausforderungen bewertet. Als zunehmend schwierig schätzen Betriebe komplizierte Verfahren und mangelnde Vorkenntnisse ein.

Die drei größten Herausforderungen für Unternehmen bei der Integration von Geflüchteten sind Schwierigkeiten in der Berufsschule (43 Prozent), Sprachprobleme (34 Prozent) sowie Unsicherheiten in der Personalplanung wegen drohender Abschiebung (33 Prozent). Auch hier scheint die Corona-Pandemie nicht spurlos an den Unternehmen vorübergegangen zu sein. Während die meisten der genannten Herausforderungen in den letzten Jahren als immer weniger herausfordernd eingeschätzt wurden, hat sich dieser Trend bei den meisten Kategorien gedreht. Alle drei Hauptherausforderungen wurden von den Betrieben wieder vermehrt als „nicht zu überwinden“ oder „sehr schwierig“ eingeschätzt. Wobei sich die Schwierigkeiten in der Berufsschule und Sprachprobleme auf einem Höchststand seit Befragungsbeginn befinden. Gründe für den spezifischen Anstieg bei den Schwierigkeiten in der Berufsschule und den Sprachproblemen können sein: die mit den Lockdownphasen eingehenden Unterrichtsausfälle, vermehrt individuelle Fehltage durch Quarantänezeiten und die zunehmende digitale Kommunikation und Beschulung, die für Menschen mit Fluchthintergrund oftmals eine große Herausforderung darstellt. Als zunehmend herausfordernd schätzen die Unternehmen aktuell komplizierte Verfahren (32 Prozent, 2020: 32 Prozent), mangelnde Vorkenntnisse der Geflüchteten (29 Prozent, 2020: 27 Prozent) und die Einschätzung vorhandener Qualifikationen ein (25 Prozent, 2020: 25 Prozent).

Abb. 8: Herausforderungen für Unternehmen, die als „sehr schwierig“ und „nicht zu überwinden“ eingeschätzt werden, im Jahresvergleich
(Anmerkung: Einschätzung der Qualifikationen und Schwierigkeiten in der Berufsschule werden erst seit 2018 abgefragt)

5. Unternehmen bieten Ihren Auszubildenden und Mitarbeitenden mit Fluchthintergrund vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten an. Im Rahmen der Prüfungsvorbereitung haben sich vor allem innerbetriebliche Angebote bewährt.

Fast alle Unternehmen bieten ihren geflüchteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezielte Unterstützungsmöglichkeiten an, um sich besser im Betrieb und im Alltag zurechtzufinden (97 Prozent im Vergleich zu 3 Prozent, die keine Unterstützung anbieten). Hier decken sich die zuvor angeführten Herausforderungen der Unternehmen mit deren Unterstützungsangeboten. Am häufigsten unterstützen Betriebe ihre Auszubildenden mit Nachhilfeunterricht (65 Prozent, 2020: 58 Prozent) und bei Behördengängen (60 Prozent, 2020: 61 Prozent). Nachdem im ersten Coronajahr das Angebot an zusätzlichen Sprachkursen leicht zurückgegangen ist (von 55 Prozent in 2019 auf 50 Prozent in 2020) wurde diese Unterstützungsmöglichkeit in diesem Jahr wieder vermehrt von den Betrieben angeboten (57 Prozent).

Abb. 9: Unterstützungsangebote der Unternehmen
Abb. 10: Unterstützungsangebote der Unternehmen im Jahresvergleich

Auch in diesem Jahr haben wir die Unternehmen, deren Auszubildende bereits die Prüfung bestanden haben, gefragt, welche Maßnahmen bei der Prüfungsvorbereitung geholfen haben. Hier haben sich, wie auch im Vorjahr, vor allem die betriebsinternen Angebote als besonders hilfreich erwiesen und auch einen deutlichen Zuwachs von jeweils mehr als 10 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr erfahren. Dazu zählen der Kontakt zu anderen Auszubildenden, z.B. im Rahmen von Lerngruppen (77 Prozent, 2020: 64 Prozent) und Mentoringprogramme innerhalb des Unternehmens (72 Prozent, 2020: 60 Prozent.) Darüber hinaus benennen die Unternehmen auch die Unterstützung durch staatliche Förderinstrumente wie ausbildungsbegleitende Hilfen und der Assistierten Ausbildung (52 Prozent), zusätzliche Sprachkurse (47 Prozent) und die Unterstützung durch Ehrenamtliche (33 Prozent).

Abb. 11: Genutzte Unterstützungsangebote zur Prüfungsvorbereitung

Weitere Informationen

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Das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge wurde 2016 als gemeinsame Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gegründet. Mit aktuell über 2.900 Mitgliedern ist es deutschlandweit der größte Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für die Beschäftigung von Geflüchteten engagieren. Die Angebote des NETZWERKs wie Informationsmaterialien, Webinare, Workshops und Veranstaltungen sind wie die Mitgliedschaft kostenlos.

Weitere Information unter www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de.

Pressekontakt

Katharina Reiche
NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge
E-Mail: reiche.katharina@dihk.de
Tel.: 030 20308 6559

Analysiert: Die Ergebnisse unserer Mitgliederbefragungen

Die Ergebnisse unserer Mitgliederbefragungen

Das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge befragt jedes Jahr seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Integration von Geflüchteten. Wie viele Geflüchtete haben den beruflichen Einstieg geschafft? An welchen Positionen konnten sie eingesetzt werden? Mit welchen Herausforderungen sehen sich die Unternehmen dabei konfrontiert?

Auf dieser Seite sammeln wir die jährlichen Stimmungsbilder und zentralen Erkenntnisse aus unseren Mitgliederbefragungen.

2023

Fachkräftemangel bleibt
Hauptantrieb

zur Auswertung

2022

Geflüchtete finden
Job über Ausbildung

zur Auswertung

2021

Soziale Verantwortung
bleibt Motiv

zur Auswertung

2019

Ausbildung Geflüchteter
immer attraktiver

zur Auswertung

2018

Aktive Betriebe:
Weniger Probleme

zur Auswertung

2017

Steigendes
Betriebsengagement

zur Auswertung

2016

Herausforderung der
sprachlichen Hürden

zur Auswertung

Die Ergebnisse der Umfrage zur Beschäftigung von ukrainischen Geflüchteten

2022

Über 25% Kontaktaufnahmen

zur Auswertung

Die Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2019

Auswertung Online-Befragung 2019

Die Ausbildung von Geflüchteten wird für Klein- und Mittelständler immer attraktiver

13.02.2020. Das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge befragte zum vierten Mal seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Integration von Geflüchteten. Von den zu dem Zeitpunkt 2.205 Mitgliedsbetrieben haben insgesamt 395 (entspricht 18 Prozent) an der Umfrage teilgenommen. Fast drei Viertel der teilnehmenden Unternehmen (71 Prozent) sind kleine und mittelständische Unternehmen bis 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insgesamt beschäftigen diese Unternehmen 9.313 Menschen mit Fluchthintergrund.

Zentrale Erkenntnisse

  • 1. Die Ausbildung ist weiterhin die häufigste Beschäftigungsform von Geflüchteten. Auch immer mehr Fachkräfte finden sich unter den Geflüchteten.
  • 2. Der Treiber Fach- und Hilfskräftemangel wird für Unternehmen immer stärker.
  • 3. Sprachkurse und Nachhilfe werden immer selbstverständlicher im Unternehmensalltag.
  • 4. Betriebe können Bürokratie und sprachliche Hürden immer besser bewältigen. Am herausforderndsten sind mittlerweile die Schwierigkeiten in der Berufsschule.


Die Ergebnisse im Jahresvergleich


1. Die Ausbildung ist weiterhin die häufigste Beschäftigungsform von Geflüchteten. Auch immer mehr Fachkräfte finden sich unter den Geflüchteten.

Mehr als jedes zweite Unternehmen im NETZWERK (56 Prozent) bildet Geflüchtete aus. Damit ist die Ausbildung mit Abstand die häufigste Beschäftigungsform und im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent angestiegen (2018: 48 Prozent). Bei der Mitgliederbefragung 2016 war es noch jedes dritte Unternehmen (35 Prozent).

Die Zahl der Unternehmen, die Geflüchtete als Fach- oder Führungskräfte beschäftigen, hat sich innerhalb von vier Jahren verdreifacht (2019: 30 Prozent, 2016: 11 Prozent).

Darüber hinaus bereiten ein Viertel der Unternehmen (25 Prozent) Geflüchtete im Rahmen einer Einstiegsqualifizierung (EQ) und mehr als 2/3 im Rahmen eines Praktikums (40 Prozent) auf eine angehende Ausbildung vor. Hilfsarbeitertätigkeiten werden in mehr als jedem vierten Unternehmen von Geflüchteten ausgeführt (29 Prozent).


2. Der Treiber Fach- und Hilfskräftemangel wird für Unternehmen immer stärker.

Der häufigste Grund für die Beschäftigung von Geflüchteten ist weiterhin die soziale Verantwortung, die die Unternehmen übernehmen möchten (von 80 Prozent in 2018 auf 84 Prozent im aktuellen Befragungsjahr angestiegen). Stark zugenommen hat der Treiber Fach- und Hilfskräftemangel: Drei von vier Mitgliedsunternehmen beschäftigen aus diesem Grund Geflüchtete (von 65 Prozent im Jahr 2018 auf 74 Prozent angestiegen).


3. Sprachkurse und Nachhilfe werden immer selbstverständlicher im Unternehmensalltag.

Fast alle Unternehmen bieten Geflüchteten Unterstützung an, um im Betrieb und Beruf anzukommen (96 Prozent vs. 4 Prozent, die keine Unterstützung anbieten). Am häufigsten wird die Hilfe bei Behördengängen angeboten (61 Prozent, 2017 noch 57 Prozent), an zweiter Stelle das Angebot von zusätzlichen Sprachkursen (55 Prozent, 2017 noch 46 Prozent), gefolgt von Nachhilfeunterricht für Auszubildende (54 Prozent, 2017 noch 46 Prozent) und Hilfe bei der Integration ins Umfeld (47 Prozent, 2017 noch 32 Prozent).

Erstmalig abgefragt wurde die kulturelle Öffnung des Betriebs beispielsweise durch das gemeinsame Begehen von Feiertagen oder der Anpassung des Kantinenangebots. Dies hat jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) bejaht.


4. Betriebe können Bürokratie und sprachliche Hürden immer besser bewältigen. Am herausforderndsten sind mittlerweile die Schwierigkeiten in der Berufsschule.

Die fünf größten Herausforderungen für Unternehmen sind die Schwierigkeiten in der Berufsschule (38 Prozent), die Unsicherheit bei der Personalplanung (37 Prozent), die komplizierten Verfahren und Vorschriften (33 Prozent), sprachliche Hürden (26 Prozent) und mangelnde Vorkenntnisse der Geflüchteten (15 Prozent).

Wobei alle Herausforderungen in der Einschätzung der Unternehmen ein wenig abgenommen haben. Die Schwierigkeiten in der Berufsschule werden erstmalig höher eingeschätzt als die bürokratischen Hürden und Unwägbarkeiten für die Unternehmen.

(Anmerkungen: Summe der Antwortenoptionen „Sehr schwierig“ und nicht zu überwinden“; Einschätzung der Qualifikationen und Schwierigkeiten in der Berufsschule werden erst seit 2018 abgefragt)

Weitere Informationen

Von Dezember 2019 bis Januar 2020 haben 395 von 2.205 Mitgliedsunter­nehmen an der Umfrage teilgenommen. Insgesamt beschäftigen diese Unternehmen 9.313 Menschen mit Fluchthintergrund.

Download der Ergebnisse als PDF

Gemeinsame Pressemeldung vom DIHK und BMWi zu den Umfrageergebnissen

Das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge wurde 2016 als gemeinsame Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gegründet. Mit aktuell knapp 2.400 Mitgliedern ist es deutschlandweit der größte Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für die Beschäftigung von Geflüchteten engagieren. Die Angebote des NETZWERKs wie Informationsmaterialien, Webinare, Workshops und Veranstaltungen sind wie die Mitgliedschaft kostenlos.

Weitere Information unter www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de.

Pressekontakt

Ellen Boettcher
NETZWERK Unternehmen
integrieren Flüchtlinge
E-Mail: boettcher.ellen@dihk.de
Tel.: 030 20308 6552

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