Der 7. Regionalbotschafter*innen-Jahrgang startet ins Amt

Regionalbotschafter*innen-Tag bei der SCHOTT AG in Mainz

Am 25. Juni 2025 fand der 3. Regionalbotschafter*innen-Tag des NETZWERKs Unternehmen integrieren Flüchtlinge bei der SCHOTT AG in Mainz statt. Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen des Austauschs, der Vernetzung und praxisnaher Impulse für die berufliche Integration von Menschen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte.

Rund 80 Teilnehmende – darunter 35 neue und erfahrene Regionalbotschafter*innen – sowie engagierte Unternehmensvertreter*innen aus der Region – kamen zusammen, um sich über Herausforderungen und Erfolgsfaktoren in der Arbeitsmarktintegration auszutauschen und voneinander zu lernen.

Zum Auftakt gewährte die SCHOTT AG im Rahmen eines Unternehmensrundgang spannende Einblicke hinter die Kulissen eines international führenden Unternehmens der Spezialglas- und Materialtechnologie.

Staffelstabübergabe: Wie funktioniert Arbeitsmarktintegration in der Betriebspraxis?

Ein besonderer Moment war die Begrüßung der neuen Regionalbotschafter*innen. Im Rahmen einer symbolischen Staffelstabübergabe stellten sich die neuen Regionalbotschafter*innen vor und teilten ihre Erfahrungen in der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Flucht- und Zuwanderungshintergrund.

Im anschließenden Erfahrungsaustausch standen Themen und Fragen zum Aufenthaltsrecht, zur Fachkräfteeinwanderung / Einwanderung in die Ausbildung, zur Sprachförderung, zum Umgang mit Behörden und zu mangelndem Wohnraum im Mittelpunkt.

Andreas Beckhaus ist Geschäftsführer des Landhotels Herrmannshöhe und neuer Regionalbotschafter für Nordrhein-Westfalen

Andreas Beckhaus, Geschäftsführer des Ladnhotels Herrmannshöhe in Legden/NRW, bildet bereits seit einigen Jahren erfolgreich Azubis aus Drittstaaten aus – überwiegend aus Indonesien. Wie für viele Unternehmen in ländlicheren Regionen, stellte für ihn auch das Thema mangelnder Wohnraum eine große Herausforderung dar. Doch davon lies sich Andreas Beckhaus nicht abbringen und baute eigens ein Mitarbeiterhaus mit 8 Wohneinheiten und 24 Zimmern, die nun seinen ausländischen Mitarbeitenden zur Verfügung stehen. Besonderes Highlight: Die Küche im Mitarbeiterhaus wurde als Lehrküche ausgestattet, damit die Koch-Azubis auch dort üben können.

Eine weitere tolle Erfolgsgeschichte teilte Marcus Herbst: Der demografische Wandel macht auch in der Region Hannoversch Münden nicht halt. Dort war ein Freibad aufgrund der Altersstruktur der Mitarbeitenden perspektivisch von der Schließung bedroht. Vor zwei Jahren konnten sie einen jungen Mann aus dem Iran gewinnen, der als Industrietaucher gearbeitet hat und jetzt seine Ausbildung als Fachangestellter für Bäderbetriebe so gut macht, dass seine Ausbildungszeit um ein Jahr verkürzt wird und er schon bald die Aufsicht des Badebetriebs und die Sicherheit der Badegäste übernehmen kann.

Marcus Herbst ist Personalreferent bei den Versorgungsbetrieben Hann. Münden und neuer Regionalbotschafter für Niedersachsen
Steven Theilig ist Verwaltungsleiter der VAMED Rehaklinik Berching, Integrationsbeauftragter aller Kliniken der VAMED Gesundheit Deutschland und neuer Regionalbotschafter für Bayern.

Der Fachkräftemangel beschäftigt den Pflegebereich schon viele Jahre. Steven Theilig versucht dem entgegenzuwirken, in dem er erfolgreich Pflegekräfte aus dem Ausland rekrutiert. Damit das gelingt ist eine intensive Begleitung der neuen Mitarbeitenden von Anfang an wichtig – sowohl bei bürokratischen Angelegenheiten als auch bei der Integration ins private Umfeld. Aus Erfahrung weiß Steven Theilig, dass die Sprache dabei eine zentrale Rolle spielt. Die Vamed Gesundheit Deutschland unterstützt deshalb gezielt mit Deutschkursen – und damit das Lernen der Fachbegriffe noch besser gelingt, wurde ein spezielles Lehrzimmer eingerichtet, in dem vom Patientenbett bis zu einzelnen Gerätschaften alles in den verschiedenen Herkunftssprachen beschriftet ist.

Keynote: Syrien nach Assad

Den Nachmittag eröffnete der syrische Schriftsteller und Journalist Ahmad Katlesh. In einer eindrücklichen Keynote berichtete er von seiner Reise nach Damaskus kurz nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 und von seinen persönlichen und den gesellschaftlichen Folgen von Flucht, Krieg und Trauma.

Im Anschluss standen praxisorientierte Workshops im Mittelpunkt. Themen wie rechtliche Rahmenbedingungen im Asyl- und Aufenthaltsrecht, der Einsatz einfacher Sprache im Betrieb, Wege in die Ausbildung sowie der Umgang mit Vorbehalten und Rassismus im Arbeitsumfeld boten wertvolle Impulse für die tägliche Arbeit in den Unternehmen.

Der Regionalbotschafter*innen-Tag zeigte einmal mehr: Integration gelingt, wenn Unternehmen sich austauschen, vernetzen und voneinander lernen. Wir danken allen Teilnehmenden und insbesondere der SCHOTT AG für die Gastfreundschaft und das starke Engagement für eine offene, vielfältige und zukunftsorientierte Ausbildungslandschaft.

Impressionen des Tages

Bildcredits: NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge / Alexander Sell

Hier finden Sie eine Übersicht der Regionalbotschafter*innen des Jahrgangs 2024/25

Hier finden Sie eine Übersicht der Regionalbotschafter*innen des Jahrgangs 2023/24

Hier finden Sie eine Übersicht der Regionalbotschafter*innen des Jahrgangs 2022/23

Hier finden Sie eine Übersicht der Regionalbotschafter*innen des Jahrgangs 2021/22

Hier finden Sie eine Übersicht der Regionalbotschafter*innen des Jahrgangs 2020/21

Hier finden Sie eine Übersicht der Regionalbotschafter*innen des Jahrgangs 2019/20

Die Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2023

Auswertung Online-Befragung 2023

Fach- und Hilfskräftemangel:
Hauptantrieb für Integration von Geflüchteten

12.02.2024: Bereits das achte Jahr in Folge hat das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge (NUiF) seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten befragt. Wie bereits in der Befragung von 2022 spielte auch dieses Jahr die Situation der aus der Ukraine geflüchteten Menschen eine besondere Rolle und wurde gezielt erfasst.

Von den zum Befragungszeitpunkt rund 3.800 Mitgliedern haben insgesamt 325 Unternehmen teilgenommen. Zwei Drittel der teilnehmenden Betriebe (72 Prozent) sind kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitenden.

Abbildung 1: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen

Zentrale Erkenntnisse

Die Ergebnisse im Jahresvergleich

1. Das Hauptmotiv für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten ist der Fach- und Hilfskräftemangel (84 Prozent), dicht gefolgt von der Übernahme sozialer Verantwortung (76 Prozent).

Der demografische Wandel ist zunehmend eine Herausforderung für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Die geburtenstarken Babyboomer scheiden aus dem aktiven Berufsleben aus und müssen durch gut ausgebildete Fachkräfte – auch aus dem Ausland – ersetzt werden. Dieser Entwicklung trägt auch die Mitgliederbefragung 2023 Rechnung. Zum ersten Mal überhaupt ist der Fach- und Hilfskräftemangel mit 84 Prozent die Hauptmotivation, Geflüchtete im Betrieb aufzunehmen. Im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um sieben Prozentpunkte (2022: 77 %).

Die soziale Verantwortung bleibt mit 76 Prozent eine weiterhin sehr wichtige Motivation für die Beschäftigung Geflüchteter in den NETZWERK-Betrieben – auch wenn die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozentpunkte gesunken ist. 2022 war diesbezüglich aber sicherlich ein spezielles Jahr. Unmittelbar nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine wollten damals besonders viele Unternehmen ihre Solidarität mit Menschen aus der Ukraine demonstrieren und engagierten sich für eine (berufliche) Perspektive der Geflüchteten hierzulande.

Abbildung 2: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen (Jahresvergleich)

2. Als größte Herausforderung bewerten Unternehmen die komplizierten Verfahren und Vorschriften bei der Beschäftigung von Geflüchteten. Die Unterstützung bei der Wohnungssuche ist dabei auf einen Rekordwert gestiegen (63 Prozent).

In der Mitgliederbefragung 2023 berichten die NETZWERK-Betriebe, dass 42 Prozent von ihnen die komplexen Verfahren bei der Einstellung von Geflüchteten als eine große Herausforderung ansehen. Das ist kaum mehr als im Vorjahr, als es 41 Prozent waren. Auch wenn die wahrgenommenen Schwierigkeiten mit bürokratischen Anforderungen in den letzten Jahren mal mehr, mal weniger ausgeprägt waren, bleiben sie dennoch ein stetiger Punkt auf der Tagesordnung der Unternehmen. Die Ursachen scheinen unverändert: Es sind vor allem die teilweise unterschiedlichen zeitlichen und die teilweise bürokratischen Abläufe und Umsetzungen in den einzelnen Bundesländern, die in der Praxis immer wieder für Herausforderungen sorgen. Dass nun 66 Prozent der Unternehmen ihren geflüchteten Mitarbeitenden bei Behördengängen zur Seite stehen, was einem Anstieg von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, zeigt, dass die Firmen aktiv nach Lösungen suchen und Unterstützung anbieten, wo es möglich ist.

Abbildung 3: Wie bewerten sie die Herausforderungen bei der Integration von Geflüchteten („große Herausforderungen“ im Jahresvergleich)

Diese Unterstützungsbereitschaft zeigt sich auch bei der Wohnungssuche, die ebenfalls auf einen Rekordwert gestiegen ist: von 53 Prozent im Vorjahr auf nun 63 Prozent.

Abbildung 4: Welche Unterstützung bieten Sie den Geflüchteten an?

3. Die Sprachbarriere bleibt eine bedeutende Hürde in der Zusammenarbeit mit Geflüchteten. Im Vergleich zur vorangegangenen Mitgliederbefragung ist der Wert jedoch gesunken und rund 70 Prozent der NETZWERK-Betriebe halten die Sprachprobleme für überwindbar.

Eine ausreichende Sprachkompetenz ist auch in diesem Jahr wieder eine zentrale Voraussetzung für die Beschäftigung Geflüchteter in einem Unternehmen. Bezogen auf geflüchtete Menschen aus der Ukraine nennen 75 Prozent der NETZWERK-Betriebe den Abbau von Sprachbarrieren als entscheidendes Beschäftigungskriterium. Und auch bei der Bewertung der großen Herausforderungen bei der Integration belegen die Sprachprobleme mit 27 Prozent den zweiten Platz. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies jedoch ein Rückgang um zwei Prozentpunkte. Insgesamt halten jetzt 70 Prozent der befragten NETZWERK-Betriebe Sprachprobleme für „generell überwindbar.“ Mögliche Gründe für diesen positiven Trend gibt es mehrere. Zum einen schließen immer mehr Geflüchtete, insbesondere aus der Ukraine, ihre Sprachkurse erfolgreich ab, zum anderen bieten 59 Prozent der NETZWERK-Betriebe Geflüchteten Unterstützung in Form zusätzlicher Sprachkurse an. 

Abbildung 5: Welche spezifischen Voraussetzungen müssen oder müssten Vorliegen, damit Ihr Unternehmen (ggf. weitere) Geflüchtete aus der Ukraine beschäftigt
Abbildung 6: Wie bewerten sie folgende Herausforderungen bei der Integration von Geflüchteten?

4. So viele NETZWERK-Betriebe wie noch nie hatten 2023 Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine (60 Prozent). Dabei hat sich der Weg der Kontaktanbahnung verändert. Mehr als die Hälfte der Kontakte (56 Prozent) wurden von den ukrainischen Geflüchteten selbst initiiert.

Nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 wurde in der diesjährigen Mitgliederbefragung erneut die spezielle Situation der Menschen aus der Ukraine in Deutschland abgefragt. Demnach hatten 2023 60 Prozent der NETZWERK-Unternehmen Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine. Mit 12 Prozentpunkten mehr im Vergleich zum Vorjahr ist das eine deutliche Steigerung.

Interessanterweise hat sich dabei der Weg der Kontaktanbahnung geändert. Waren es 2022 vorwiegend noch die persönlichen Kontakte der Mitarbeitenden, die ukrainische Geflüchtete in die Unternehmen gebracht haben, ist 2023 das aktive Zugehen der Ukrainerinnen und Ukrainer auf die Unternehmen der häufigste Weg. 56 Prozent der ukrainischen Geflüchteten wählten diese Option. 17 Prozentpunkte mehr als 2022.

Abbildung 7: Jahresvergleich: Hatte Ihr Unternehmen schon Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine?
Abbildung 8: Jahresvergleich: Wie ist dieser Kontakt zustande gekommen?

5. Zum ersten Mal wurden die NETZWERK-Betriebe zu ihren Erfahrungen mit dem im März 2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) befragt. Bereits 36 Prozent der Mitgliedsunternehmen beschäftigen Mitarbeitende aus Drittstaaten. Insgesamt können sich rund 75 Prozent eine Beschäftigung von Personen aus Drittstaaten vorstellen.

Im Rahmen der Mitgliederbefragung 2023 wurden erstmalig die Erfahrungen der NETZWERK-Unternehmen mit der Beschäftigung von Menschen aus Drittstaaten abgefragt. Stand heute beschäftigen schon 36 Prozent der befragten NETZWERK-Betriebe Fachkräfte oder Auszubildende, die im Rahmen der Fachkräfteeinwanderung nach Deutschland gekommen sind. Ein Grund dafür könnte sein, dass gerade die im NETZWERK engagierten Unternehmen und Betriebe eine besondere Offenheit in Fragen ausländischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitbringen. Und einen großen Erfahrungsschatz obendrein. Schon seit 2016 arbeiten viele NETZWERK-Betriebe an der Integration, Ausbildung und Beschäftigung geflüchteter Menschen. Sie entwickeln Ideen und Lösungen, teilen sie im NETZWERK und sind im Umgang mit Behörden gut vertraut.

Abbildung 9: Beschäftigen sie eingewanderte Fachkräfte oder Auszubildende aus Drittstaaten, die im Rahmen der Fachkräfteeinwanderung nach Deutschland gekommen sind?

Weitere Informationen

Download der Ergebnisse als PDF

Das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge wurde 2016 als gemeinsame Initiative der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gegründet. Mit aktuell fast 4.000 Mitgliedern ist es deutschlandweit der größte Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für die Beschäftigung von Geflüchteten engagieren. Die Angebote des NETZWERKs wie Informationsmaterialien, Webinare, Workshops und Veranstaltungen sind wie die Mitgliedschaft kostenlos.

Weitere Information unter www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de.

Pressekontakt

Kai von Lengerke

NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge
E-Mail: vonlengerke.kai@dihk.de
Tel.: +49 30 20 308 – 6574

Die Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2024

Auswertung Online-Befragung 2024

Wohnraummangel ist große Herausforderung für Unternehmen, die Geflüchtete und Azubis aus Drittstaaten beschäftigen

10.04.2024: Das neunte Jahr in Folge hat das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge (NUiF) seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten befragt. Zudem spielte die Einwanderung in Ausbildung aus Drittstaaten in den letzten Jahren eine immer größere Rolle für die Mitgliedsbetriebe. Deshalb wurden sie erstmals auch zu den Herausforderungen in der Arbeitsmarkintegration von Azubis aus Drittstaaten befragt.

Von den zum Befragungszeitpunkt rund 4.300 Mitgliedern haben insgesamt 374 Unternehmen an der Befragung teilgenommen. Zwei Drittel der teilnehmenden Betriebe (66 Prozent) sind kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitenden.

Zentrale Erkenntnisse

Die Ergebnisse im Jahresvergleich

1. Das Hauptmotiv für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten bleibt der Fach- und Hilfskräftemangel (80 Prozent), gefolgt von der Übernahme sozialer Verantwortung (72 Prozent).

Trotz eines wirtschaftlich herausfordernden Jahres 2024 konnten, laut DIHK-Fachkräfte-Report 2024/2025, 43 Prozent der befragten Betriebe offene Stellen teilweise nicht besetzen. Diese Herausforderung spüren auch die Unternehmen im NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge: Für 80 Prozent der Betriebe ist der Fach- und Hilfskräftemangel der Hauptgrund, Geflüchtete einzustellen – und bleibt damit wie erstmalig im Vorjahr das wichtigste Motiv. Daneben ist die Übernahme sozialer Verantwortung mit 72 Prozent weiterhin ein zentraler Beweggrund für die Ausbildung und Beschäftigung.

Abbildung 1: Beweggründe der Unternehmen Geflüchtete einzustellen (Im Jahresvergleich)

2. Wohnraummangel wird von den NETZWERK-Unternehmen als größte Herausforderung bei der Beschäftigung von Geflüchteten bewertet, gefolgt von komplizierten Verfahren und Vorschriften und der Anerkennung von Abschlüssen.

Das Thema Wohnraum hat in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit erfahren und beschäftigte auch die NETZWERK-Betriebe immer wieder, deshalb wurde dieses Kriterium in der Frage nach den Integrationsherausforderungen 2024 erstmals hinzugefügt. Der Wohnraummangel setzt sich direkt an die Spitze der Herausforderungen und wird von 43 Prozent der befragten Unternehmen als sehr schwierig oder nicht zu überwinden eingeschätzt. Bezahlbarer Wohnraum gilt in vielen Regionen Deutschlands als Mangelware und wird zur kritischen Limitation für Stellenbesetzungen, vor allem wenn ein Wohnortwechsel nötig wird.

Zudem sehen 35 Prozent der befragten Unternehmen die komplexen Verfahren und Vorschriften bei der Beschäftigung von Geflüchteten als eine große Herausforderung an. Auch wenn dieses Problem um 7 Prozentpunkte seltener genannt wird als im Vorjahr, bleibt es ein zentrales Thema für die Unternehmen. Die Ursachen dafür scheinen unverändert: Das Asylrecht mit seiner Vielzahl an unterschiedlichen Status ist nach wie vor sehr komplex. Zudem stellen die bürokratischen Prozesse in den Behörden Unternehmen in der Praxis immer wieder vor Herausforderungen.

Knapp ein Drittel der Unternehmen (31 Prozent) schätzt zudem das Thema „Anerkennung von Abschlüssen“ als sehr schwierig oder nicht zu überwinden ein. Diese Herausforderung wurde in der aktuellen Befragung ebenfalls das erste Mal abgefragt. Hintergrund für die häufige Nennung dieser Herausforderung könnte sein, dass mit einem Anteil von 22 Prozent, Unternehmen in den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen und Erziehung und Unterricht einen wesentlichen Anteil unter den Befragungsteilnehmenden ausmachen. Die dazu zählenden Pflege- und Erziehungsberufe sind in Deutschland reglementiert und die Anerkennung ausländischer Abschlüsse ist für die Ausübung dieser Berufe verpflichtend.

Abbildung 2: Herausforderungen bei der Integration von Geflüchteten

3. Fast alle NETZWERK-Betriebe unterstützen ihre Mitarbeitenden mit Fluchthintergrund auf unterschiedliche Art. Weiterbildungen und Hilfe bei Behördengängen sind zentrale Angebote, um Mitarbeitende mit Fluchthintergrund bei der Integration im Unternehmen und im Alltag zu unterstützen.

Wie auch in den vorherigen Jahren ist das Engagement der Unternehmen sehr hoch, wenn es darum geht, ihre Azubis und Mitarbeitenden mit Fluchthintergrund im Arbeitsalltag und auch bei der Integration ins private Umfeld zu unterstützen.

Während 2023 die Unterstützung bei der Wohnungssuche auf einen Rekordwert (63 Prozent) angestiegen war, ist diese im aktuellen Befragungsjahr wieder um 11 Prozentpunkte auf 52 Prozent gefallen. Dies könnte vor allem damit zusammenhängen, dass Unternehmen aktuell noch nach Wegen und Lösungen suchen, wie sie dieser Herausforderung begegnen können.

Generell zeigt sich, dass Unternehmen vor allem da unterstützen, wo sie selbst aktiv werden können. So unterstützen 67 Prozent der Unternehmen sowohl bei Behördengängen als auch mit Schulungen und Weiterbildungen. Mehr als die Hälfte der Betriebe ermöglichen auch (zusätzliche) Sprachkurse (56 Prozent) und bieten gezielten Nachhilfeunterricht für ihre Auszubildenden (52 Prozent) an.

Abbildung 3: Unterstützungsangebote der Unternehmen
Abbildung 4: Unterstützungsangebote der Unternehmen (im Jahresvergleich)

4. Zum ersten Mal wurden die NETZWERK-Betriebe zu ihren Erfahrungen mit der Einwanderung in die Ausbildung befragt. Bereits 40 Prozent der Mitgliedsunternehmen beschäftigen Auszubildende aus Drittstaaten oder befinden sich aktuell im Rekrutierungsprozess.

So viele Betriebe wie nie können ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen – laut DIHK-Ausbildungsumfrage ist mittlerweile knapp die Hälfte der IHK-Ausbildungsbetriebe betroffen. Die Rekrutierung von Auszubildenden aus Drittstaaten gewinnt daher an Bedeutung. Erstmals hat die Mitgliederbefragung 2024 die Erfahrungen der NETZWERK-Unternehmen dazu erfasst. Bereits 40 Prozent der Befragten bilden demnach Auszubildende aus Drittstaaten aus oder befinden sich aktuell im Rekrutierungsprozess. Weitere 17 Prozent denken darüber nach, Auszubildende aus Drittstaaten zu rekrutieren, um den eigenen Bedarf an Azubis zu decken.

Abbildung 6: Azubis aus Drittstaaten

Mit Blick auf die Bewertung der Herausforderungen bei der Integration dieser Zielgruppe zeigen sich Ähnlichkeiten zu den Geflüchteten. Unternehmen, die bereits Azubis aus Drittstaaten beschäftigen, nehmen, ähnlich wie bei der Beschäftigung von Geflüchteten, den Wohnungsmangel (52 Prozent) und die komplizierten Verfahren (37 Prozent) als größte Hürden wahr. Mit 9 Prozentpunkten mehr wird das Thema Wohnungsmangel bei der Azubi-Rekrutierung aus Drittstaaten als nochmal herausfordernder wahrgenommen. Das kann vor allem damit zusammenhängen, dass die einreisewilligen Auszubildenden bereits aus dem Ausland heraus eine Wohnung finden müssen. Häufig übernehmen Betriebe die Wohnungssuche, denn zum Teil verlangen Botschaften bereits einen Mietvertrag als Voraussetzung für das Visum.

Zudem wird die Unsicherheit in der Personalplanung von fast einem Drittel (29 Prozent) der Unternehmen als sehr schwierig oder nicht zu überwinden eingeschätzt. Für Unternehmen stellen vor allem die Verfahrenslänge der Antragstellung und die Prozesse bei der Visumvergabe zwei besondere Herausforderung in der Betriebspraxis dar. Zudem wünschen sich Unternehmen, dass Einreisevisa mit mehr Vorlauf zum Ausbildungsbeginn ausgestellt werden, damit noch ausreichend Zeit für organisatorische und persönliche Angelegenheiten vor dem Ausbildungsstart bleibt.

Abbildung 7: Herausforderungen für Unternehmen bei der Integration von Azubis aus Drittstaaten

Weitere Informationen

Download der Ergebnisse als PDF

Das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge wurde 2016 als gemeinsame Initiative der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gegründet. Mit mehr als 4.400 Mitgliedern ist es deutschlandweit der größte Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für die Beschäftigung von Geflüchteten engagieren. Die Angebote des NETZWERKs wie Informationsmaterialien, Webinare, Workshops und Veranstaltungen sind wie die Mitgliedschaft kostenlos.

Weitere Information unter www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de.

Pressekontakt

Katharina Reiche

NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge
E-Mail: reiche.katharina@dihk.de
Tel.: +49 30 20 308 – 6559

Mitgliederbefragung 2023

Neu erschienen:
Auswertung Online-Befragung 2023

Fach- und Hilfskräftemangel:
Hauptantrieb für Integration von Geflüchteten

Bereits das achte Jahr in Folge hat das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge (NUiF) seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten befragt. Wie bereits in der Befragung von 2022 spielte auch dieses Jahr die Situation der aus der Ukraine geflüchteten Menschen eine besondere Rolle und wurde gezielt erfasst.

Von den zum Befragungszeitpunkt rund 3.800 Mitgliedern haben insgesamt 325 Unternehmen teilgenommen. Zwei Drittel der teilnehmenden Betriebe (72 Prozent) sind kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitenden.

Zur Mitgliederbefragung geht es hier:

Übrigens: Eine Übersicht all unserer Befragungen finden Sie hier.

Herzlich Willkommen, Böhm Güterverkehrs GmbH!

Fragen an das 3500. NUiF-Mitglied

Die Böhm Güterverkehrs GmbH ist 3500. Mitglied im NETZWERK

Das NETZWERK wächst weiter! Wir freuen uns, die Böhm Güterverkehrs GmbH als unser 3.500stes Unternehmen im NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge begrüßen zu dürfen! Wir sprachen mit Ines Basse. Sie ist Ausbildungsreferentin bei der Böhm Güterverkehrs GmbH. Der Betrieb engagiert sich seit 2015 für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und beschäftigt aktuell Geflüchtete aus Syrien, Irak und der Ukraine. Wir sprachen mit ihr über ihre Erfahrungen und Wünsche:

[©privat]

1. Frau Basse, seit wann engagiert sich die Böhm Güterverkehrs GmbH für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten?

Die Böhm Güterverkehrs GmbH ist bereits seit 2015 in der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten aktiv. Intensiv engagieren wir uns in den letzten 3 Jahren. Bereits 2020 haben wir zwei geflüchteten jungen Menschen, einem aus dem Irak und einen aus Syrien, die Möglichkeit gegeben, eine Ausbildung in unserem Unternehmen zu beginnen.  Beide werden diesem Sommer ihre Ausbildung zum Berufskraftfahrer beenden. Ein weiterer junger Mann, geflüchtet aus der Ukraine, absolviert derzeit eine Einstiegsqualifikation bei uns, um dann zum 01.08.23 seine Berufsausbildung zu starten.

2. Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer Zusammenarbeit mit Geflüchteten gemacht?

Grundsätzlich haben wir die Erfahrung, dass alle, die bei uns arbeiten, engagiert und willensstark sind. Allerdings muss man auch klar sagen, dass es oft erhebliche Herausforderungen bezüglich der Sprache gibt – hauptsächlich bei der berufsspezifischen Sprache. Das ist immer wieder ein forderndes Thema für alle Beteiligten.

3. Welche beruflichen Perspektiven und Unterstützungsangebote bieten Sie Menschen mit Fluchthintergrund in Ihrem Unternehmen?

Wir freuen uns über Bewerbungen, und wie bereits erwähnt, startet zum 01.08. bereits ein junger Mann aus der Ukraine. Wir stehen mit allen Unterstützungsangeboten zur Seite. Es hört nicht beim Sprachunterricht auf. Wir stehen ebenso für alltägliche Fragen, Behördengänge u. ä. zur Seite. Genauso haben unsere Auszubildenden, bei Interesse, die Möglichkeit einen Mentor*in an die Seite zu bekommen.

Wir haben immer ein offenes Ohr für alle Belange. Das gilt natürlich nicht nur für unsere Auszubildenden, gleichermaßen natürlich auch für unser Fahrpersonal.   

4. Gibt es etwas, dass Sie anderen Betrieben mit auf den Weg geben würden?

Offen sein, kulturellen Austausch, Vorurteile hinterfragen bzw. ablegen, sich darauf einlassen. Netzwerke aufbauen, gute Vernetzung ist wichtig, um weiterhelfen und unterstützen zu können. Ebenso Rat einholen.

5. Was wünschen Sie sich für Ihre Mitgliedschaft im NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge?

Unterstützung, um einfach schneller an aktuelle Informationen zu kommen, Entwicklungen voranbringen, politisches Engagement, Berufszugänge erleichtern, speziell in unserem Berufsstand, sind die Voraussetzungen, um hier in Deutschland LKW zu fahren, zu hoch. Das müsste schneller und einheitlicher umgesetzt werden.


Weitere Informationen und Links

Einladung zur digitalen NETZWERK-Tagung am 11. – 14. Mai 2020

Vom 11. bis zum 14. Mai 2020 ist es soweit:
Die NETZWERK-Tagung kommt zu Ihnen nach Hause!

Wir laden Sie ganz herzlich zu unserer viertägigen NETZWERK-Tagung in „digitaler Quarantäne“ ein

Durch die jetzige Situation mussten wir uns schweren Herzens dazu durchringen, die NETZWERK-Tagung auf Ende 2020 oder ins 1. Quartal 2021 zu verschieben. Doch Not macht erfinderisch und daher haben wir für Sie ein Programm für eine NETZWERK-Tagung in „digitaler Quarantäne“ entwickelt. Das Programm bietet Ihnen eine Bandbreite an unterschiedlichen Formaten und Inhalten. Begleiten Sie uns durch die Woche oder wählen Sie Ihr persönliches Highlight aus! 😊

Die Termine im kurzen Überblick:

11. Mai: Digitale Lesung & Gespräch mit Hatice Akyün, Tagesspiegel-Kolumnistin & Bestseller-Autorin
12. Mai: Fallberatung Interkulturelle Vielfalt: Dr. Kundri Böhmer-Bauer berät mit Ihnen Fälle aus der Praxis.
13. Mai: UnternehmerInnen berichten über Ausbildung & Beschäftigung Geflüchteter in Zeiten von Corona.
14. Mai: Interaktives Quiz: Ankommen in Deutschland – Der spielerische Überblick über Rechtliches.

Nach jeder Session folgt unser „Digital Eatery“, ein virtuelles Mittagessen mit uns und anderen NETZWERK-Mitgliedern. 🍝

✍ Ausführliche Informationen zum Programm und die Anmeldeseite finden Sie hier.

Wir würden uns sehr freuen, wenn wir uns zur digitalen NETZWERK-Tagung wiedersehen!

E-Mail

Schicken Sie uns Ihre Fragen. Wir antworten Ihnen so schnell wie möglich.

E-Mail schreiben

Hotline

Über unsere Hotline erhalten Sie am Telefon eine persönliche Beratung. Wir freuen uns auf Ihren Anruf.

Zur Hotline

FAQ

Häufig gestellte Fragen im Überblick.

FAQ lesen

Kontakt