Auswertung Online-Befragung 2018
Veröffentlicht am: 20.02.2019
Unternehmen packen erfolgreich die Integration von Geflüchteten an
20. Februar 2019. Bereits zum dritten Mal befragte das bundesweite NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge seine Mitgliedsunternehmen zum aktuellen Stand der Integration von Geflüchteten. Von den zu diesem Zeitpunkt 1.886 Mitgliedsunternehmen, darunter der Großteil kleine und mittelständische Unternehmen, haben insgesamt 483 (entspricht 26 Prozent) an der Umfrage teilgenommen. Insgesamt beschäftigen diese Unternehmen 5.122 Menschen mit Fluchthintergrund.
Zentrale Erkenntnisse
- Der Trend setzt sich fort: Die Ausbildung wird immer wichtiger und ist erstmalig die stärkste Beschäftigungsform.
- Die steigende Zahl der Ausbildungen bringt neue Herausforderungen für Unternehmen, etwa bei der Bewältigung der Berufsschule.
- Die Herausforderungen sinken dort, wo die Unternehmen selbst aktiv werden können. Die größten Herausforderungen sind weiterhin die Bürokratie und mangelnde Planungsunsicherheit.
1. Der Trend zur Ausbildung setzt sich fort
Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen bildet aktuell Menschen mit Fluchthintergrund aus (48 Prozent). Bei der Mitgliederbefragung 2016 war es noch jedes dritte Unternehmen. Damit ist die Ausbildung erstmalig die stärkste der sechs ermittelten Beschäftigungsformen. Darüber hinaus bereitet fast ein Viertel der Unternehmen (24 Prozent) Geflüchtete im Rahmen einer Einstiegsqualifizierung (EQ) auf eine angehende Ausbildung vor.
Die Zahl der Betriebe, die Geflüchtete als Fach- und Führungskräfte beschäftigen, hat sich in den vergangenen zwei Jahren auf 21 Prozent verdoppelt. 2/3 beschäftigen Geflüchtete im Praktikum (41 Prozent). Hilfsarbeitertätigkeiten werden in einem guten Viertel der Unternehmen von Geflüchteten ausgeführt (27 Prozent).
Auch zukünftig ist die Bereitschaft der Unternehmen vorhanden, Geflüchtete betrieblich zu integrieren. Bei nahezu der Hälfte der Unternehmen wird die Zahl der beschäftigten Geflüchteten in 2019 gleich bleiben (26 Prozent) oder steigen (21 Prozent). Nur 4 Prozent werden weniger Geflüchtete beschäftigen. Die restlichen befragten Unternehmen können es noch nicht abschätzen.
Warum haben sich die Unternehmen dazu entschieden, Geflüchtete auszubilden oder zu beschäftigen? Diese Frage beantworteten die meisten Unternehmen mit der sozialen Verantwortung, die sie übernehmen wollen (80 Prozent), und der schlichten Notwendigkeit, um dem Fach- und Hilfskräftemangel entgegenzuwirken (65 Prozent). 37 Prozent wollen die kulturelle Vielfalt nutzen und 18 Prozent das eigene Image steigern.
2. Steigende Zahl der Ausbildungen bringt neue Herausforderungen für Unternehmen
Fast 40 Prozent der Unternehmen gaben an, dass die Bewältigung der Berufsschule sehr schwierig bis unüberwindbar ist. Mehr als jedes zweite Unternehmen reagiert auf diese Herausforderung mit dem Angebot von Nachhilfeunterricht für Auszubildende.
3. Herausforderungen sinken dort, wo Unternehmen selbst aktiv werden können
Außerhalb der betrieblichen Abläufe bieten die meisten Unternehmen eine breite Palette an Unterstützung, etwa bei Behördengängen (59 Prozent) und der Wohnungssuche (45 Prozent) oder mit Sprachkursen (47 Prozent) und Mentoren-/Patenprogrammen (34 Prozent).
Und das zahlt sich aus: Dort, wo die Unternehmen selbst aktiv werden können, sinken auch die wahrgenommenen Herausforderungen, etwa bei der Vermittlung der Sprache oder der kulturellen Integration in das Unternehmen. Mehr als jedes dritte Unternehmen unterstützt bei der Integration ins Umfeld, beispielsweise durch das Einbeziehen in Vereinen.
Wie bereits in den Jahren 2016 und 2017 waren auch im vergangenen Jahr die Bürokratie sowie mangelnde langfristige Perspektiven bezüglich des Aufenthalts der Geflüchteten die größten Herausforderungen für die Unternehmen.
Mit der im Integrationsgesetz beschlossenen Ausbildungsduldung, auch 3+2-Regelung genannt, gibt es die Möglichkeit, dass Geflüchtete für die Gesamtdauer der Ausbildung eine Duldung erhalten und im Anschluss eine Aufenthaltserlaubnis für zwei darauffolgende Berufsjahre ausgesprochen wird. Dies räumt den Unternehmen mehr Planungssicherheit ein. Die Mitgliederbefragung ergab, dass mittlerweile jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) Erfahrungen mit der Ausbildungsduldung gemacht hat. Diejenigen, die Erfahrung damit gemacht haben, schätzen diese als neutral bis positiv ein. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 6 auf einer Skala von 1 (sehr negativ) bis 10 (sehr positiv).
Die kulturellen Unterschiede und der Zugang zu Geflüchteten für die Personalplanung sind auch weiterhin die Herausforderungen, die aus Sicht der Unternehmer am einfachsten überwunden werden können.
Erstmalig abgefragt wurden vom NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge die Einschätzung der Kompetenzen und Qualifikationen. Hier sind die Erfahrungen der Unternehmen recht divers: Fast 40 Prozent gaben an, dass sie diese Herausforderung als schwierig, aber machbar ansehen. Mehr als ein Viertel der Unternehmen erachten die Einschätzung der Kompetenzen als kleine Herausforderung. Ein weiteres Viertel als sehr schwierig.
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Pressemitteilung zur Umfrage (20.02.2019)
Kontakt für weitere Informationen und Fragen
Ellen Boettcher
Pressereferentin
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