Profitipps für Azubis mit Fluchthintergrund und ihre AusbilderInnen

Veröffentlicht am: 10.08.2021

Heute im Interview: Petra Dietrich, ehrenamtliche Prüferin für die IHK zu Kiel

1. Frau Dietrich, seit wann sind Sie Prüferin und für welchen Bereich?

Dietrich: Ich prüfe seit über 14 Jahren, hauptsächlich Kaufleute für Büromanagement, kann aber als "Feuerwehrfrau" auch bei Einzelhandelskaufleuten und Handelsfachwirten prüfen, da ich in einem Handelsbetrieb gelernt und auch ausgebildet habe.

2. Was sind die größten Herausforderungen bei der praktischen Abschlussprüfung?

Dietrich: Zur normalen Nervosität kommt hinzu, dass Viele Angst haben, nach ihren sprachlichen Fähigkeiten eingeschätzt zu werden. Vielfach fehlt das Wissen um das Fachvokabular oder es fällt ihnen in der Prüfungssituation nicht ein. Wir als Prüfer helfen dann mit der Ermunterung "Beschreiben Sie, was alles dazu gehört, den Vorgang, was Sie machen..." daraus erkennen wir, was der Prüfling weiß.

Manchmal hakt es, weil der Prüfling die Aufgabenstellung aufgrund des Fachvokabulars nicht verstanden hat. Auch dann helfen wir und versuchen die Aufgabenstellung zu umschreiben oder anders zu beschrieben!

3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?

Dietrich: Rechtzeitig anfangen, eher zu früh, als auf den letzten "Drücker", spätestens ein 1 bis ein 1, 5 Jahre vor den Prüfungen sollte begonnen werden. Den alten Stoff der Berufsschule (wenn möglich) und die Prüfungen der letzten Jahre noch einmal durchgehen, sich in effektiven Lerngruppen Inhalte erarbeiten, ehemalige Auszubildende fragen wie deren Prüfung abgelaufen ist. Aufkommende Fragen aufschreiben und mit der Ausbilderin oder dem Ausbilder klären und immer wieder fragen, fragen, fragen, wenn Unklarheiten oder Fachbegriffe auftauchen.

Für manche Ausbildungsberufe gibt es auch zusätzlich gute Internet-Foren. Ein guter Wegbegleiter für meine Ausbildung war das Buch "Sicher zum/zur....." (hier liegt der Fokus auf den Kaufleuten ), aber es gibt auch sehr gute Werke mit "Prüfungswissen"- viele ehemalige Prüflinge geben diese nach ihren Prüfungen auch gern weiter!

4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?

Dietrich: Prüfungen der vorangegangenen Jahre sind einen gute Basis, um sich an die Sprache, den Aufbau und die gewünschten Beantwortungen zu gewöhnen. Diese sind käuflich zu erwerben und lassen sich z. B. gut für eine Unterweisung oder Gruppenarbeit einsetzen. Prüfungssituationen durchspielen: sobald ein Prüfling in der Vorbereitungszeit sich beispielsweise einen Themenkomplex erarbeitet hat, ihn mit Fachfragen dazu befragen. So lassen sich sowohl Fachvokabular als auch Prüfungssituation üben- dies kann beispielsweise in einer Abteilung mit Mitarbeitern als "Prüfern" geschehen. Hier gilt: je häufiger eine Prüfungssituation durchgespielt wird, desto geringer kann die Nervosität ausfallen.

Prüflinge ständig begleiten: nach Lernfortschritt erkundigen, Hilfe anbieten und üben - am Besten nahezu täglich oder wenn möglich, andere Mitarbeiter als Hilfe zur Seite stellen.

Vielen Dank für das Interview und die zahlreichen guten Tipps, Frau Dietrich!

Noch nicht genug? Weitere Interviews mit PrüferInnen gibt es übrigens hier.

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