Teilqualifikationen als Chance für Menschen mit Fluchthintergrund

Wie können ältere Geflüchtete ohne Berufsabschluss auf dem Weg zur Fachkraft unterstützt werden? Wie werden berufsrelevante Kompetenzen sichtbar?

CO-CHECK GMBH, NÜRNBERG (BAYERN)

Die co-check GmbH mit Sitz in Nürnberg ist ein AZAV-zertifizierter Bildungsträger mit Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen im Industrie- und Handwerksbereich. Der Geschäftsbereich Bildung wurde 2016 aus der Industrie heraus gegründet und kann daher auf Erfahrungen und Kenntnisse der hohen Anforderungen der industriellen Fertigung zurückgreifen.

Die nachhaltige Integration von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt spielt eine immer größer werdende Rolle für die Unternehmensgruppe mit ca. 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Eine schnelle, am Markt orientierte berufliche Qualifizierung in Kombination mit Sprachvermittlung sind ein guter Weg, beruflich Fuß zu fassen in Deutschland, erklärt Aram Azimi, Projektmanager bei co-check.

Wieso sind Teilqualifikationen (TQ) ein gutes Instrument für Menschen mit Fluchthintergrund?

Über TQ können Menschen mit Fluchthintergrund oftmals das erste Zertifikat mit Wertigkeit und Relevanz für den deutschen Arbeitsmarkt erwerben. Erste Lernerfolge im Rahmen der TQ führen bei unseren Teilnehmern und Teilnehmerinnen dann meist zu einem Lernhunger und können so der erste wichtige Schritt Richtung Fachkraft sein. Zudem sprechen TQ die Zielgruppe der über 25-Jährigen an, für die es grundsätzlich eher wenige Maßnahmen gibt, und bieten eine hohe Flexibilität für die Teilnehmenden.

Wie genau läuft die TQ-Maßnahme ab?

Wir haben die Maßnahme gemeinsam mit der IHK Nürnberg spezifisch für die Gruppe der Geflüchteten entwickelt. Die IHK Nürnberg führt am Ende einer TQ-Maßnahme eine Kompetenzfeststellung durch und vergibt ein IHK-Zertifikat, das eine bundesweit einheitliche Anerkennung garantiert. In die TQ-Maßnahme ist bei uns eine Kombination aus fachlicher Qualifizierung und dem Erlernen von fachspezifischem Deutsch über sechs bis sieben Monate integriert. Dann geht es zwei Monate für ein Praktikum in einen Betrieb. Stabilisierende Maßnahmen wie z. B. eine sozialpädagogische Betreuung der Teilnehmenden sind ebenfalls möglich.

Was empfehlen Sie anderen Betrieben?

Betriebe können unseren TQ-Teilnehmenden z. B. einen Praktikumsplatz anbieten oder Hilfskräfte im Unternehmen über eine Teilqualifizierung weiterbilden und so den Weg in Richtung Berufsabschluss ebnen. Wer sich für TQ interessiert, wendet sich am besten an seine IHK vor Ort oder an die Arbeitsagentur bzw. das Jobcenter. Wir tragen unseren Teil, von der kompletten Qualifizierung bis zur Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt, dann mit großer Freude bei.

Prüfung in der Praxis – Kompetenzen richtig einschätzen

Sie möchten eine Stelle mit einer geflüchteten Person besetzen – wissen aber nicht, welche Qualifikationen sie mitbringt? Wie gelingt es, auch jenseits von deutschen Ausbildungswegen und Zeugnissen geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden?

Michael Hagemann, Geschäftsführer des BZI, und Marcel Bechte, als Willkommenslotse im Berufsbildungszentrum tätig, ermöglichen Geflüchteten im BZI erste Einblicke in die duale Berufsausbildung in Deutschland.

Das Berufsbildungszentrum der Remscheider Metall- und Elektroindustrie GmbH (BZI) bietet jungen Flüchtlingen im Rahmen einer Berufsorientierung die Möglichkeit, verschiedene Berufsfelder und Arbeitsvorgänge der Metall- und Elektrobranche kennenzulernen.

Was war Ihre Motivation für das Engagement für Geflüchtete?

Eine unserer Aufgaben ist es, geeignete Nachwuchskräfte für die Industrie bei uns vor Ort zu finden und zu qualifizieren. Für uns war daher gleich klar, dass wir unsere ausbildungsvorbereitenden Maßnahmen auch auf die Zielgruppe der Flüchtlinge ausdehnen und zuschneiden müssen.

Mit welchen Methoden schätzen Sie die beruflichen Fähigkeiten und Qualifikationen von Flüchtlingen ein?

Wir haben uns ganz klar gegen theoretische Tests entschieden. Diese überfordern die Geflüchteten häufig. Wir laden stattdessen direkt an unsere Werkbank ein. Feilen, Anreißen, Körnen und Bohren: Diese Arbeitsschritte stehen in der Metallindustrie tagtäglich an und können in unserer Probierwerkstatt in der Praxis getestet werden.

Und Ihre Empfehlung an andere Unternehmen zur Einschätzung der Kompetenzen von Geflüchteten?

Beim ersten Kennenlernen ist es wichtig, die Fähigkeiten und Qualifikationen ganz praktisch abzufragen. Die Gespräche finden direkt in unserer Werkstatt statt, um gestenunterstützt über Werkzeuge und Arbeitsschritte sprechen zu können. Zur Einschätzung des Sprachniveaus lasse ich die Bewerber gerne einen Text vorlesen; die Fertigkeiten an der Werkbank lassen sich über eine kleine praktische Aufgabe erfassen.

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