Geflüchtete in der Pflegebranche

Sie sind auf der Suche nach Personal in der Pflegebranche und denken darüber nach, Menschen mit Fluchthintergrund zu beschäftigen? Wie kann der Weg zur Fachkraft in der Praxis aussehen? Wie wichtig ist die deutsche Sprache im Arbeitsalltag?

„BEI ST. OTTO“ GMBH, LAUF AN DER PEGNITZ

Die Seniorenbetreuung und -pflege „bei St. Otto“ bietet seit 2002 bis zu 68 Pflegeplätze in Doppelund Einzelzimmern mit eigenem Badezimmer an. Rund 40 Pflegekräfte sind bei dem Familienbetrieb in Lauf an der Pegnitz beschäftigt. Aktuell werden sie von vier Mitarbeitern mit Fluchthintergrund unterstützt, die Kristine Lütke, Geschäftsführerin des „bei St. Otto“, sehr gerne bei sich beschäftigt.

Was war Ihre Motivation, Menschen mit Fluchthintergrund zu beschäftigen?

Wir beschäftigen schon immer Mitarbeiter aus vielen verschiedenen Ländern. Geflüchteten eine Chance zu geben, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, war daher selbstverständlich für uns. Die Pflegebranche kann über eine Helfertätigkeit einen guten Einstieg bieten, und für uns ist es eine riesengroße Chance, offene Stellen zu besetzen und unseren Beitrag zur Integration zu leisten.

Können Geflüchtete Fachkräfte im Pflegebereich werden? Und wie kann dieser Weg aussehen?

Wir beschäftigen bereits seit Längerem einen Mitarbeiter mit Fluchthintergrund. Solomon kommt aus Äthiopien und hat 2005 über ein Praktikum den Einstieg als Altenpflegehelfer bei uns gefunden. Nach ca. einem Jahr kam er auf mich zu und meinte, dass er gerne eine Ausbildung machen würde. Über WeGebAU sind wir dann gemeinsam diesen Schritt gegangen.

Inzwischen hat sich Solomon über den Wundmanager zur leitenden Pflegekraft in der Pflege „bei St. Otto“ weiterqualifiziert. Der Weg zur Fachkraft in Leitungsfunktion wurde bei uns also bereits erfolgreich beschritten und aus meiner Perspektive kann seine Karriere im St. Otto gerne noch weitergehen.

Welche Rolle spielt die Sprache?

Im direkten Kontakt mit den Bewohnern ist ein gewisses Sprachverständnis sehr wichtig. Für eine Ausbildung empfehle ich ein Sprachniveau von B2. In der Pflege „bei St. Otto“ leben wir aber auch nach dem Motto „learning by doing“. Neue Mitarbeiter/-innen schauen sich die täglichen Übergaben z. B. zwei Mal an und müssen dann selbst über ihre Bewohner berichten. So wird die relevante Fachsprache gleich zu Beginn konsequent angewendet und täglich wiederholt.