Einfache Sprache unterstützt den Einstieg im Betrieb
Wie können Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Spracherwerb unterstützen? Welche Tipps und Tricks gibt es zur erfolgreichen Verständigung in den ersten Monaten?
Das Steigenberger Frankfurter Hof befindet sich seit 1876 inmitten des Frankfurter Bankenviertels. Unter den knapp 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern arbeiten zurzeit auch 10 Geflüchtete.
Da die Hotellerie schon immer ein internationales Gewerbe ist, blickt der Frankfurter Hof bereits auf langjährige Erfahrungen mit sprachlichen Herausforderungen zurück. In diesen Erfahrungen sieht Marion Freddy Krämer, seit acht Jahren die Personalverantwortliche in dem 5-SterneSuperior-Hotel, einen enormen Vorteil.
Was hat sich bei Ihnen im Unternehmen bewährt, um den Spracherwerb zu erleichtern?
Neben dem Angebot von Sprachkursen arbeiten wir aktuell an einem Wiki, in dem wir Fachbegriffe bildlich erklären: Was beinhaltet ein gutes „Mise en place“ oder wie stelle ich Tische in eine U-Form? Außerdem stellen wir unseren Auszubildenden mit Fluchthintergrund eine App zur Verfügung, um die Prüfungsfragen zu üben. Denn nicht nur die Fachsprache ist eine Herausforderung, sondern auch die Formulierung der Prüfungsfragen. Damit müssen aus meiner Sicht Nicht-Muttersprachler viel früher in Berührung kommen.
Kann einfache Sprache beim Einstieg in den Beruf unterstützen?
Auf jeden Fall, aber das Schwierige ist, die eigenen Gewohnheiten abzulegen. Wir verwenden viel häufiger Umgangssprache oder bildliche Sprache, als uns wahrscheinlich bewusst ist. Deshalb schulen wir unsere Mentoren und Mentorinnen im Hotel, wie Sprache besser aufbereitet werden kann.
Und Ihr bester Tipp an andere Unternehmen?
Menschen aus anderen Kulturen sind es häufig nicht gewohnt, nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben, da es als unhöflich gilt. Aus meiner Erfahrung ist es deshalb hilfreich, den Geflüchteten erstens das Gefühl zu geben, dass man ihre Kultur versteht oder verstehen möchte und respektiert. Dadurch erreicht man Kommunikation auf Augenhöhe. Und zweitens hilft es, vertrauensvolle Räume für Fragen zu schaffen. Wir versuchen, Aufgaben im Vorfeld zu besprechen. Das kann man nicht bis ins Detail planen, aber wenn man 60 Prozent vorbereitet, kommen die weiteren 40 Prozent sicher einfacher dazu und man vermeidet Missverständnisse in stressigen Situationen.