Tipps für die Zusammenarbeit zwischen
Betrieb und Berufsschule

Veröffentlicht am: 15.07.2021

Heute im Interview: Hannah Fink, Ausbildungsmanagerin an der Schule für Farbe und Gestaltung in Stuttgart.

1. Frau Fink, seit wann arbeiten Sie schon beruflich mit Azubis mit Fluchthintergrund?

In meiner Funktion als Ausbildungsmanagerin der Stadt Stuttgart arbeite ich seit September 2019 eng mit Geflüchteten an der Schule für Farbe und Gestaltung in Stuttgart zusammen.

2. Was sind die größten Herausforderungen in der Berufsschule für Azubis mit Fluchthintergrund?

Die Azubis bringen oft andere Bildungserfahrungen mit, die eine Teilnahme am Unterricht erschweren. Und da der Unterricht immer nur blockweise erfolgt, ist es schwer, das schulische Lernen zu verbessern. Außerdem wird dem schulischen Teil der Ausbildung auf Grund von Sozialisationsunterschieden oft weniger Bedeutung geschenkt. Oft ist dann auch die Verwunderung bei den Betrieben groß, dass ihr Azubi, der im Betrieb sehr gut arbeitet, in der Berufsschule nur schwache Leistungen zeigt.

3. Welche Tipps haben Sie, damit Azubis auch in der Berufsschule und bei der Abschlussprüfung erfolgreich sind?

Die Azubis sollten auf jeden Fall zusätzliche Angebote wie Deutschkurse oder Nachhilfe wahrnehmen, wenn sie merken, dass Nachholbedarf besteht. Sollte dabei klar werden, dass die Defizite in der Berufsschule sehr groß sind, empfehlen wir oft eine Ausbildungsverlängerung, also die Wiederholung des ersten Lehrjahres. Dies stößt aus verschiedenen Gründen, wie etwa finanziellem Druck oder Alter, leider bei den Azubis oft auf Widerstand. Außerdem sind vorbereitende Maßnahmen, wie etwa VAB-O, EQ-Plus oder Sommerintensivkurse eine gute Möglichkeit, besser vorbereitet in die Ausbildung zu starten. Hierzu ist die Kooperation mit Betrieben und Kammern essenziell.

4. Wie kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Berufsschule aussehen?

Gute Erfahrungen haben wir zum Beispiel bei der Freistellung der Azubis durch die Betriebe für zusätzliche Sprachkurse gemacht. Davon profitieren in der Regel alle. Wichtig ist auch die Kommunikation mit der Berufsschule. Wenn es dann Probleme in der Schule oder im Betrieb gibt, können diese gemeinsam besprochen werden. Darüber hinaus ist es hilfreich, mit allen Beteiligten ins offene Gespräch zu gehen und für interkulturelle Unterschiede zu sensibilisieren. Wenn Verständnis füreinander geschaffen werden kann, ist dies meist die beste Voraussetzung gute Lösungen für alle zu finden.

Vielen Dank für das Interview und die guten Tipps, Frau Fink!

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