Tipps für die Zusammenarbeit zwischen
Betrieb und Berufsschule

Veröffentlicht am: 13.12.2021

Heute im Interview: Sven Mohr, Schulleiter am Regionalen Berufsbildungszentrum Flensburg.

1. Herr Mohr, seit wann arbeiten Sie schon beruflich mit Azubis mit Fluchthintergrund?

Schon seit Beginn meines Referendariats Anfang der 90er-Jahre arbeite ich mit Auszubildenden mit Flucht- und Zuwanderungshintergrund im Unterricht zusammen. Aktuell haben etwa 10% unserer SchülerInnen einen Flucht- oder Migrationshintergrund.

2. Was sind die größten Herausforderungen in der Berufsschule für Azubis mit Fluchthintergrund?

Die größte Herausforderung ist meiner Erfahrung nach das Erlernen der Fachsprache. Jeder Beruf lebt von seiner Fachsprache und viele Azubis, auch MuttersprachlerInnen, haben anfangs Probleme damit. Ein anderes Problem ist, wenn Jugendliche in Ausbildungsberufen landen, die nicht ihren Interessen entsprechen und diese nur aufgrund von Alternativlosigkeit ausüben. In diesen Fällen sind die Ausbildungsabbrüche sehr häufig.

3. Welche Tipps haben Sie, damit Azubis auch in der Berufsschule und bei der Abschlussprüfung erfolgreich sind?

Das Wesentliche ist, dass sie sich bewusst für ihren Ausbildungsberuf entscheiden und Lust darauf haben, diesen Beruf auszuüben. Auch ein gewisses Maß an Frustrationstoleranz ist notwendig. Allerdings bringen viele Geflüchtete diese Resilienz mit. Voraussetzung ist dabei, dass sie die Fluchterfahrung aufgearbeitet haben, sonst kann es zu stressbedingten Problemen in der Ausbildung kommen.

4. Wie kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Berufsschule aussehen?

Für uns im ländlichen Raum ist wichtig, dass die Betriebe auf uns zukommen. Wenn wir teilweise bei 20 Azubis in der Klasse 20 verschiedene Ausbildungsbetriebe haben, sind wir davon abhängig, dass die Unternehmen an Ausbilder-Abenden teilnehmen und den Austausch suchen. Außerdem ist es hilfreich, wenn es in den Betrieben feste Ansprechpersonen gibt und diese der Schule auch bekannt sind. Diese Person sollte dann auf jeden Fall mit den ausbildungsrelevanten Themen vertraut sein.

Vielen Dank für das Interview und die guten Tipps, Herr Mohr!

Noch nicht genug? Weitere Interviews mit Lehrkräften gibt es übrigens hier.

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