Tipps für die Zusammenarbeit zwischen
Betrieb und Berufsschule
Veröffentlicht am: 25.11.2021
Heute im Interview: Steffen Freudenberg, Lehrer am Berufskolleg Bachstraße in Düsseldorf.
1. Herr Freudenberg, seit wann arbeiten Sie schon beruflich mit Azubis mit Fluchthintergrund?
Ich bin seit 15 Jahren Lehrer an der Schule und von Beginn an war ich in den Migranten- und später dann in unseren Internationalen Förderklassen eingesetzt. Vor drei Jahren haben wir dann das Förderkonzept „Deutsch im Beruf“ entwickelt, durch das Geflüchtete in Ausbildung bei ihrer beruflichen Integration unterstützt werden.
2. Was sind die größten Herausforderungen in der Berufsschule für Azubis mit Fluchthintergrund?
Die Sprache ist natürlich die größte Herausforderung: Aufgaben verstehen, dem Unterricht folgen, sich aktiv beteiligen und Klassenarbeiten erfolgreich schreiben. Das stellt viele Flüchtlinge vor sehr komplexe Herausforderungen. Die Aufgabe der Schule und der in den Klassen eingesetzten Lehrkräfte muss darin bestehen, die Azubis zu motivieren und zu unterstützen, um Frustration bzw. Resignation entgegenzuwirken.
3. Welche Tipps haben Sie, damit Azubis auch in der Berufsschule und bei der Abschlussprüfung erfolgreich sind?
Im Hinblick auf Zwischen- und Abschlussprüfungen sollten die Auszubildenden wiederholt überprüfen, ob sie Aufgabenstellungen sprachlich verstehen und dies auch bei den FachlehrerInnen thematisieren, damit dieses Verständnis geübt werden kann.
Ungeachtet der Fördermöglichkeiten, die sowohl die Betriebe als auch die Schulen anbieten können, müssen die Azubis zudem in Ihrem privaten Alltag möglichst viel Deutsch sprechen. Das heißt natürlich auch, dass eine gelingende gesellschaftliche Integration, z.B. durch neue deutschsprachige Freunde und Teilnahme am kulturellen Leben, Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Laufbahn ist.
4. Wie kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Berufsschule aussehen?
Beide Akteure sollten möglichst früh in Kontakt treten. Wenn Betriebe schon bei der Anmeldung des Auszubildenden in der Berufsschule einen möglichen Sprachförderbedarf melden, können wir unsere Angebote besser planen. Oft verstreichen zu Schuljahresbeginn einige Wochen, bis wir alle Azubis mit Förderbedarf identifiziert haben und Ihnen die richtigen Förderangebote machen können. Anschließend sollte es im Verlauf der Schuljahre einen regelmäßigen Austausch geben, um sich über die Entwicklung austauschen zu können.
Vielen Dank für das Interview und die guten Tipps, Herr Freudenberg!
Noch nicht genug? Weitere Interviews mit Lehrkräften gibt es übrigens hier.
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