Tipps für die Zusammenarbeit zwischen
Betrieb und Berufsschule

Veröffentlicht am: 14.04.2023

Heute im Interview: Ronald Rahmig, Schulleiter des Oberstufenzentrums (OSZ) KfZ-Technik in Berlin.

1. Herr Rahmig, seit wann arbeiten Sie schon beruflich mit Azubis mit Fluchthintergrund?

Wir haben an der Schule seit ca. 3-4 Jahren Willkommensklassen und vermitteln SchülerInnen in Ausbildung. Unsere SchülerInnen werden dabei in unterschiedliche Sprachniveaus eingestuft. Und bei uns gibt es Alphabetisierungsklassen, weil der Bedarf in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Diese Schülerinnen brauchen eine Grundunterrichtung.

2. Was sind die größten Herausforderungen in der Berufsschule für Azubis mit Fluchthintergrund?

Ganz klar die Sprache. In den Berufsschulkassen wird ein Sprachniveau vorausgesetzt, das sich nicht nur auf die Fachtermini bezieht, sondern auf den allgemeinen Umgang. Also zum Beispiel sinn- und texterfassendes Lesen aber auch Verbalisierung und die schriftliche Darstellung von Sachverhalten. Das wird für die Azubis zu einer besonderen Herausforderung, wenn die Deutschkenntnisse noch nicht so gut sind. Das gilt auch für die Ausbildung im Betrieb, wo es immer mal vorkommt, dass Notizen oder Texte eigenständig verfasst werden müssen.

3. Welche Tipps haben Sie, damit Azubis auch in der Berufsschule und bei der Abschlussprüfung erfolgreich sind?

Die Azubis brauchen eine sehr umfassende Betreuung, gerade auch bei der Sprache. Gute Unterstützung und vor allem auch genug Zeit für diese Unterstützung ist notwendig. Man muss diese Hilfe dann auch annehmen und über die noch vorhandene Stigmatisierung von Nachhilfen usw. hinwegsehen. Auch ist es ratsam, Sprachanlässe zu schaffen und aufzupassen, bei Schwierigkeiten nicht in die Muttersprache zu verfallen. Azubis sollten so viel wie möglich die deutsche Sprache anwenden. Die Vorbereitung auf die Prüfungen sollten bereits in den drei Jahren der Ausbildung erfolgen und nicht erst kurz davor.

4. Wie kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Berufsschule aussehen?

Es ist wichtig, einen direkten Draht zueinander zu haben, am besten zwischen einer (Klassen-)Lehrkraft und einer festen Ansprechperson im Betrieb. Zwischen diesen sollte ein frühzeitiger Austausch über Herausforderungen, aber auch über Erfolge, stattfinden. Den Betrieben muss klar sein, dass die Ausbildung von Menschen mit entwicklungsfähigen Deutschkenntnissen auch besondere Herausforderungen mit sich bringt. Eine Arbeitsteilung nach dem Motto „Sprache lernt er in der Schule, das Arbeiten im Betrieb“ funktioniert nicht. Die Sprachförderung muss auch in den Arbeitsalltag integriert werden und das klappt am besten in Zusammenarbeit mit der Berufsschule. Und von Seiten der Schule ist eine klare Zuordnung von betreuenden Lehrkräften notwendig, damit Azubis mit Förderbedarf in den Klassen nicht einfach untergehen. Also eine Art MentorInnen-System, das den Schul- und Betriebsalltag umfasst.

Vielen Dank für das Interview und die guten Tipps, Herr Rahmig!

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