Tipps für die Zusammenarbeit zwischen
Betrieb und Berufsschule

Veröffentlicht am: 11.11.2021

Heute im Interview: Katja Wenzel, Lehrerin am Oberstufenzentrum Gesundheit I in Berlin. 

1. Frau Wenzel, seit wann arbeiten Sie schon beruflich mit Azubis mit Fluchthintergrund?

Ich arbeite seit ca. 5 Jahren mit SchülerInnen mit Fluchthintergrund an der Schule. Dabei sind einige bereits Auszubildende im dualen System, andere absolvieren noch eine Integrierte Berufsausbildungsvorbereitung (IBA) bei uns.  

2. Was sind die größten Herausforderungen in der Berufsschule für Azubis mit Fluchthintergrund?

Das Thema Sprache erschwert oft den Bildungserfolg in der Schule. Wenn zum Beispiel Arbeitsanweisungen nicht verstanden werden oder die Handschrift der Lehrkraft nicht gelesen werden kann, führt dies oft zu Misserfolg, obwohl die Person vielleicht sogar über das nötige Fachwissen verfügt.  
In den Vorbereitungsklassen fällt mir zudem auf, dass vielen Geflüchteten noch das Bewusstsein für die Vorteile des dualen Ausbildungssystems fehlt. Eine Ausbildung erscheint ihnen dann als ein wenig attraktiver Berufsweg. 

3. Welche Tipps haben Sie, damit Azubis auch in der Berufsschule und bei der Abschlussprüfung erfolgreich sind?

Sie sollten schon mit Beginn der Ausbildung alle Hilfsangebote, wie Sprachkurse außerhalb der Unterrichtszeit, wahrnehmen und aktiv um Hilfe bitten, wenn sie diese benötigen. Lehrkräfte sind da gute AnsprechpartnerInnen, die selbst unterstützen können oder an die richtigen Stellen vermitteln.  

4. Wie kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Berufsschule aussehen?

Als Teil des Pilotprojekts Lernortkooperation (LOK) haben wir als Schule verschiedene Maßnahmen umgesetzt, die zu einer besseren Kooperation mit unseren Betrieben geführt haben. Dazu gehören Praxisbesuche, bei denen Lehrkräfte ihre SchülerInnen am Arbeitsplatz besuchen, regelmäßige AusbilderInnen-Abende und die Einführung eines Kommunikationsheftes, in dem Fehlzeiten, Noten und Notizen vermerkt und zwischen Azubi, Betrieb und Berufsschule ausgetauscht werden. Das Feedback der Unternehmen war dabei überwiegend positiv. Besonders durch die Corona-Pandemie mussten wir allerdings feststellen, dass diese Instrumente auf analogem Weg nicht optimal funktionieren. Wir arbeiten deshalb daran, die Kommunikationsformen - wie das Heft - zu digitalisieren und auch Praxisbesuche durch Videokonferenzen zu ersetzen.  

Vielen Dank für das Interview und die guten Tipps, Frau Wenzel!

Noch nicht genug? Weitere Interviews mit Lehrkräften gibt es übrigens hier.

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