Tipps für die Zusammenarbeit zwischen
Betrieb und Berufsschule

Veröffentlicht am: 10.08.2021

Heute im Interview: Friederike Felske, Diplompsychologin und Psychologische Psychotherapeutin bei der Schulpsychologischen Beratungsstelle Singen (Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg Regionalstelle Freiburg).

1. Frau Felske, seit wann arbeiten Sie schon beruflich mit Azubis mit Fluchthintergrund?

Schon in meiner Zeit als Bezugstherapeutin in einer psychiatrisch-psychosomatischen Klinik für Erwachsene, Jugendliche und Kinder habe ich mit geflüchteten Menschen zusammengearbeitet. Seit 2004 bin ich in der Schulpsychologie tätig und betreue Geflüchtete u.a. im Berufsschulkontext.

2. Was sind die größten Herausforderungen in der Berufsschule für Azubis mit Fluchthintergrund?

Ein großes Thema sind die psychischen Belastungen. Nicht jede/r Geflüchtete ist traumatisiert, aber es ist so, dass Menschen mit Fluchthintergrund psychisch starkbelastet sind. Das hat unter anderem Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit in der Schule. Auch Motivationsprobleme, Müdigkeit und Teilnahmslosigkeit können Symptome einer solchen psychischen Belastung oder auch einer Traumatisierung sein. Dies wirkt sich dann natürlich negativ auf die Leistungen in der Berufsschule und im Betrieb aus.

3. Welche Tipps haben Sie, damit Azubis auch in der Berufsschule und bei der Abschlussprüfung erfolgreich sind?

Es kann meiner Erfahrung nach Sinn machen, dass Azubis in der Berufsschule einen Paten oder eine Patin an ihrer Seite haben, vielleicht eine Lehrkraft oder ein/e in etwa gleichaltrige/r Azubi. Diese vertraute Person kann dann, besonders wenn die Prüfungen näher rücken, bei fachlichen, organisatorischen oder persönlichen Fragen weiterhelfen. Auch eine intensivere Betreuung in den Tagen unmittelbar davor und die gemeinsame Anreise zum Prüfungsort können dabei helfen, dass der/die Auszubildende mit einem guten Gefühl und weniger Angst in die Prüfung geht.

4. Wie kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Berufsschule aussehen?

Wenn es zu Problemen kommt, die den Ausbildungserfolg des/der Auszubildenden gefährden, sollten beide Akteure den direkten Kontakt suchen und eventuell auch Hilfe von außen mit hinzuholen. Je nach Situation könnte das eine Mediation oder jemand mit psychologischem Knowhow sein. Ein solcher Austausch kann auch bei nicht-fachlichen Auffälligkeiten Sinn machen, zum Beispiel bei verändertem Verhalten wie Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Reizbarkeit, Ungeduld oder schneller Frustration. Dies sollte aber immer im vorherigen Einverständnis mit dem/der betroffenen Auszubildenden geschehen.

Vielen Dank für das Interview und die guten Tipps, Frau Felske!

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