Profitipps für Azubis mit Fluchthintergrund und ihre AusbilderInnen

Veröffentlicht am: 02.12.2020

Heute im Interview: Thomas E. Goerke, ehrenamtlicher Prüfer für die Ausbildungsberufe "Hotelfachmann/-frau", "Restaurantfachmann/-frau" und "Fachmann/-frau für Systemgastronomie"

1. Herr Goerke, seit wann sind Sie Prüfer und für was genau?

Goerke: Seit ca. 31 Jahren wirke ich mit als Prüfer für die praktischen Abschlussprüfungen der gastronomischen Ausbildungsberufe Restaurant- und Hotelfachmann/frau und bei den mündlichen Prüfungen der Systemgastronomen u.a. für die IHK Ulm und die IHK Region Stuttgart. Darüber hinaus habe ich zwei Prüfungshilfen zur Vorbereitung auf die praktische Prüfung zum Hotelfachmann/-frau und zum Restaurantfachmann/-frau geschrieben, die im Matthaes Verlag erschienen sind. Sie sehen, das Thema liegt mir sehr am Herzen!

2. Was sind die größten Herausforderungen bei der mündlichen Abschlussprüfung?

Goerke: Eine große Herausforderung, mit der Prüflinge häufig zu kämpfen haben, ist meiner Erfahrung nach das Thema Prüfungsangst. Die Angst und Ungewissheit vor dem Prüfungsausschuss und der konkreten Prüfungssituation kann viele Prüflinge bereits bei der Prüfungsvorbereitung hemmen und auch die Leistungsfähigkeit am Tag der Prüfung beeinflussen.

Ein wesentlicher Schritt zum Abbau von Prüfungsangst besteht darin, sie sich bewusst zu machen und zu erkennen, dass in der Prüfung nicht die Wertigkeit der Person, sondern einzelne fachliche Leistungen beurteilt werden. Diese wiederum sind erlernbar, können vorher geübt und bis zur Prüfung beherrscht werden.

3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?

Goerke: Ich empfehle allen Prüflingen sich vorab so viele Informationen über die anstehende Prüfungssituation einzuholen wie nur möglich. Informieren Sie sich über den genauen Prüfungsort und die Rahmenbedingungen und Gegebenheiten vor Ort. Setzen Sie sich frühzeitig mit möglichen Prüfungsinhalten auseinander. Machen Sie sich gedanklich mit der Prüfungssituation vertraut. Spielen Sie die Situation durch, simulieren Sie vorab Prüfungsaufgaben. Und ich sage immer wieder: Fragt nach! Bittet AusbilderInnen und/oder KollegInnen um Hilfe, sollten Ausbildungsinhalte unklar sein. Und das am besten direkt von Ausbildungsbeginn an. Darüber hinaus ist es wichtig, sich mit den organisatorischen Voraussetzungen der Prüfung vorab vertraut zu machen: Welche Unterlagen werden benötigt? Welche Kleidung ist angemessen? Und wie viel Zeit muss ich einplanen, um rechtzeitig am Prüfungsort zu sein?

4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?

Goerke: Das Ausbilden junger Menschen ist eine überaus verantwortungsvolle und aktive Aufgabe. Es gilt die Auszubildenden zu fördern, zu fordern und auch immer wieder zu motivieren. Ich finde es wichtig, den Auszubildenden ein Wir-Gefühl zu vermitteln, damit sie Sicherheit in ihrem Handeln entwickeln können und sich nicht scheuen, Verantwortung zu übernehmen. Und noch ein Tipp zum Thema Sprache: Lassen Sie Ihre Auszubildenden mit Fluchthintergrund regelmäßig Texte aus Fachzeitschriften vorlesen und Inhalte mit eigenen Worten wiedergeben. Dies hilft zum einen, die Fachsprache zu festigen und die Aussprache zu verbessern und zum anderen merkt man recht schnell, was inhaltlich verstanden wurde oder wo noch Förderbedarf besteht.   

Vielen Dank für das Interview und die vielen guten Tipps, Herr Goerke!

Noch nicht genug? Weitere Interviews mit PrüferInnen gibt es übrigens hier.

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