4 Fragen an unsere Regionalbotschafterin aus Rheinland-Pfalz
Veröffentlicht am: 17.12.2019
Ein Interview mit Renata Zukaite-Schmitz von der ProContur Individuelle Feinblech- und Kunststoffprodukte GmbH
Um bundesweit Best Practices zu erarbeiten, hat das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge Betriebe aus den einzelnen Bundesländern ausgewählt, die für ein Jahr den Titel „Regionalbotschafter“ tragen. So entsteht ein Netzwerk von Experten, das die Arbeitsmarktintegration praktisch lebt und die Expertise an Unternehmen in der Region weitergibt. In Form von kurzen Interviews möchten wir hier unsere Regionalbotschafter vorstellen.
Für Rheinland-Pfalz sprachen wir mit unserer Regionalbotschafterin Renata Zukaite-Schmitz, Personalreferentin bei ProContur Individuelle Feinblech- und Kunststoffprodukte GmbH. Die Firma hat ihren Sitz in der Eifel und stellt seit mehr als 40 Jahren individuelle Produkte aus Feinblech und Kunststoff her. Unter den rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind 11 verschiedene Nationen vertreten.
Ich bin Regionalbotschafterin, weil …
... ich viele positiven Erfahrungen über eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Geflüchteten, Institutionen und Organisationen gesammelt habe. Diese Erfahrungen möchte ich den anderen Unternehmen (und insbesondere der Öffentlichkeit) mitteilen und sie dadurch dazu ermutigen, die Zielgruppe „Geflüchtete“ zu entdecken und ernst zu nehmen.
Zudem möchte ich als Regionalbotschafterin eine Stimme sein für all die fleißigen, motivierten und tollen Menschen, die in uns ihren (teilweise ersten) Arbeitgeber gefunden, neue Kollegen (und Freunde) kennengelernt haben und sich dadurch als vollwertige, gleichgestellte und ernstgenomme Mitglieder unserer Gesellschaft fühlen.
Meine beste Erfahrung in der Arbeit mit Geflüchteten:
Geflüchtete: Fleiß, Ehrgeiz, Motivation, konstruktive Zusammenarbeit, Anpassungsfähigkeit, Höflichkeit. Einige Vorurteile bzw. das Wissen (Bsp. Ramadan, Beten, Einstellung zu Frauen) haben sich bei uns, nicht mal annähernd bestätigt.
Behörden: unbürokratische und aktive Zusammenarbeit (Bsp. Arbeitsagentur, Jobcenter, Ausländerbehörde).
Netzwerk: (sehr wichtig!) NETZWERK, DRK, Caritas, IHK, HWK, Arbeitsagentur, Jobcenter, etc.
Einer unserer ersten Mitarbeiter aus Syrien ist mittlerweile Teamleiter bei uns. Er hat sogar weitere sehr gute Bewerber zu uns empfohlen. Er organisiert den Ablauf in der Abteilung und schaut darüber hinaus bewusster als manch anderer Teamleiter auf Optimierung etc..
Den Betrieben in Rheinland-Pfalz gebe ich mit, ...
... dass es in Zeiten des Arbeitskräftemangels umso wichtiger ist, kreativ und mutig zu sein. Die Flüchtlinge in unserer Region sind eine potenzielle und attraktive Zielgruppe für (fast) jede Branche. Die Mehrarbeit bei der Einarbeitung bringt die Möglichkeit mit sich, einen motivierten, fleißigen und loyalen Mitarbeiter zu finden. Die gesellschaftliche Verantwortung, einen wesentlichen Beitrag bei der Integration geleistet zu haben, sollte für jeden Unternehmer und jede Unternehmerin ausschlaggebend sein.
Schwierig war bei uns zunächst, ...
... dass wir von Anfang unterschiedliche Herausforderungen hatten, die wir immer individuell lösen mussten. Das würde ich jedoch nicht als speziell oder besonders betrachten, denn jede neue Einstellung bringt ihre Schwierigkeiten mit. Sprachliche Hürden gab es selten, die meisten konnten sich auf dem A2-/B1-Niveau gut verständigen.
Außerdem konnte ich individuelle Konzepte für eine Zusammenarbeit mit Geflüchteten und Migranten entwickeln. In dem Konzept habe ich aus der großen Menge an vorhandenen Informationen (Internet, Infobroschüren, Erfahrungen aus Gesprächen) diejenigen zusammengefasst, die für ProContur relevant sind. Zudem konnten wir interne Anforderungen an den Bewerber, Prozessabläufe, Zuständigkeiten, Stellenausschreibung, etc. festlegen und dokumentieren. Somit hatte ich für den Start meiner Arbeit einen „roten Faden“: Wen stellen wir ein? Welche Dokumente benötigen wir? Wer ist für was zuständig (intern/extern)? Wo und welche Unterstützung kann angefordert werden?
Der positive Nebeneffekt daraus: Ich habe ein Netzwerk aus kompetenten Partnern aufgebaut, auf das ich kurzfristig zurückgreifen kann.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass aus meiner Erfahrung die offene und respektvolle Kommunikation sowie eine wertschätzende Haltung das A und O sind. Sobald das Vertrauen aufgebaut ist, können viele Herausforderungen behoben werden, bevor sie sich zu echten Problemen entwickeln.
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Alle unsere Regionalbotschafter lernen Sie hier kennen.
Weitere Informationen zu der ProContur Individuelle Feinblech- und Kunststoffprodukte GmbH lesen Sie in unseren "Guten Beispielen" und unter www.procontur.de.