4 Fragen an unseren Regionalbotschafter aus Bremen

Veröffentlicht am: 20.07.2020

Ein Interview mit Robert Bau von der Elbe-Weser Welten gGmbH

Um bundesweit Best Practices zu erarbeiten, hat das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge im zweiten Jahr Betriebe aus den einzelnen Bundesländern ausgewählt, die für ein Jahr den Titel „Regionalbotschafter“ tragen. So entsteht ein Netzwerk von Experten, das die Arbeitsmarktintegration praktisch lebt und die Expertise an Unternehmen in der Region weitergibt. In Form von kurzen Interviews möchten wir hier unsere Regionalbotschafter vorstellen.

Für Bremen sprachen wir mit unserem Regionalbotschafter Robert Bau. Er ist Geschäftsführer der Elbe-Weser Welten gGmbH (EWW), einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Bremerhaven und setzt sich dort für Inklusion und Gleichberechtigung ein.

Ich bin Regionalbotschafter, weil …

... die gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsleben eines unserer langfristigen Unternehmensziele ist. Wir fördern und unterstützen Menschen mit Behinderungen und begleiten sie auf ihrem Berufsweg. Dabei ist es für uns unerheblich, ob unsere Klienten einen Flucht- oder Migrationshintergrund haben. Wir stellen uns sehr flexibel auf den individuellen Bedarf ein. So bieten wir zum Beispiel in Kooperation mit der Volkshochschule einen Sprachkurs „Deutsch als Fremdsprache“ an.

Die Menschen, die bei uns beschäftigt sind, kommen aus allen gesellschaftlichen Bereichen mit ganz unterschiedlichen Einschränkungen, aber mit sehr vielschichtigen Fähigkeiten und Talenten. Wir sind kein geschlossener Kosmos, sondern offen für alle. Die Welt ist bunt, ebenso wie die Elbe-Weser Welten. Am Ende profitieren wir alle voneinander. Und diese Sichtweise möchte ich als Regionalbotschafter gerne den Unternehmen im Land Bremen nahe bringen.

Meine beste Erfahrung in der Arbeit mit Geflüchteten:

Die EWW kooperieren sehr erfolgreich mit einer städtischen Einrichtung, die sich um die Belange von jungen Geflüchteten kümmert. Diese Zusammenarbeit hat dazu führt, dass schon mehrere geflüchtete Jugendliche über den Bundesfreiwilligendienst den Weg in die EWW gefunden haben. Unsere Erfahrungen sind sehr positiv. Die jungen Menschen kannten die Arbeit mit Menschen mit Behinderung aus ihren Heimatländern gar nicht oder nur sehr begrenzt. Dennoch sind „Hilfsbereitschaft“, „Empathie“ und „Wertschätzung“ die Begriffe, die am häufigsten fallen, wenn Fachkollegen die Arbeit mit Geflüchteten beschreiben. Anfängliche Sprachbarrieren haben sich sehr schnell abgebaut, unterschiedliche Kulturen oder Religionen waren nie ein Problem. Im Gegenteil, alle Beteiligten haben das gegenseitige Kennenlernen als persönliche Bereicherung empfunden. Umso mehr freuen wir uns darüber, dass einige Geflüchtete im Anschluss an den Freiwilligendienst eine Berufsausbildung angefangen haben. Ein wichtiger Schritt zur Integration bzw. Inklusion.

Bisher ist noch kein Geflüchteter mit Behinderung in einem unserer Arbeitsbereiche innerhalb der WfbM (Werkstatt für behinderte Menschen) beschäftigt. Da viele unserer Mitarbeiter mit Handicap in unseren Werkstätten aus unterschiedlichen Kulturen kommen und anfänglichen sprachlichen Barrieren überwunden werden mussten, sind wir jederzeit in der Lage, uns auf diese Herausforderung einzustellen. Wir werden das Arbeitsumfeld den jeweiligen Bedarfen der Beschäftigten anpassen.

Den Betrieben in Bremen gebe ich mit, ...

... dass das Anderssein oft eine Bereicherung und keine Einschränkung ist. Haben Sie den Mut, auf Menschen mit Migrationshintergrund und/oder mit Beeinträchtigungen zuzugehen. Sie werden feststellen, dass es nicht den Geflüchteten oder den behinderten Menschen gibt. Wir alle sind einzigartig und bringen ganz unterschiedliche Begabungen mit. Manchmal müssen diese Fähigkeiten, Neigungen und Talente gemeinsam entdeckt und gefördert werden. Aber der Einsatz wird belohnt und führt letztendlich zu einer „bunten“ Gesellschaft für alle.

Gerne unterstützen wir alle Unternehmen in unserer Region, die einen Arbeitsplatz für geflüchtete Menschen oder Menschen mit Handicap anbieten möchten, mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen.

Schwierig war bei uns zunächst ...

… die deutsche Sprache. Sie war am Anfang eine Barriere, die es galt, zu überwinden. Es ist allerdings immer wieder erstaunlich, in welch kurzer Zeit, Verständigungsprobleme kein Thema mehr waren. Aus der anfänglichen Unsicherheit im Umgang mit Menschen mit Handicap ist erstaunlich schnell ein verständnisvolles Miteinander geworden. In unserer Arbeit in den EWW sprechen wir von der Vermittlung sogenannter Kernkompetenzen, dazu gehören unter anderem Pünktlichkeit und die Einhaltung von Regeln. So ist die „Deutsche Pünktlichkeit“ in den Herkunftsländern der Geflüchteten nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit. Und die vermeintliche Sinnhaftigkeit von der Einhaltung bestimmter Regeln muss vielleicht das ein oder andere Mal wiederholt dargelegt werden.

Aber dennoch ist mein Fazit, dass die Beschäftigung von Geflüchteten für die Unternehmen viele positive Aspekte mit sich bringt.

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Weitere Informationen zu den Elbe-Weser Welten lesen Sie unter: https://eww.de/