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Kulinarische Vielfalt im Hotel Esplanade: Amer Othman, Eva Stefanidou und Ali Othman kochten für die Belegschaft rund um die stellv. Hoteldirektorin Katja Kortmann (2. v. r.) und Hausdame Simone Ademoski (Mitte).

 

Unternehmen aus dem NETZWERK zeigen, wie die Integration gelingt

Drei Betriebe aus Dortmund und Hamm beschäftigen erfolgreich Geflüchtete

 

11.06.2018. Mehr als eine Million Personen flüchteten seit dem Jahr 2015 aus krisen- und kriegsgebeutelten Ländern wie Syrien, Afghanistan oder Pakistan nach Deutschland, um Schutz zu suchen. Sie alle machten sich auf den Weg in eine ungewisse Zukunft ohne festen Wohnsitz oder feste Arbeit. Besonders Ausbildung und Arbeit sind ein wesentlicher Bestandteil erfolgreicher Integration. Wie die betriebliche Integration erfolgreich gelingt, zeigen  drei NETZWERK-Unternehmen aus Dortmund und Hamm:

 

 

Hotel Esplanade

Seit Anfang des Jahres 2017 ist das Hotel Esplanade aus Dortmund Mitglied des NETZWERKs. Das Hotel beschäftigt aktuell mehr als 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter zwei geflüchtete Menschen aus Syrien und eine junge Frau aus Griechenland. „Wir haben Amer aus Syrien im Zuge der ersten Flüchtlingswelle bei uns angestellt. Öffentliche Ämter und Schulen waren zu dieser Zeit noch sehr überfordert mit den neuen Herausforderungen“, erinnert sich Katja Kortmann, Geschäftsführerin des Hotels Esplanade. „Das NETZWERK war daher eine große Unterstützung für uns, da es viele hilfreiche Informationen bereitstellte und uns auch mental unterstützte. Wir fühlten uns somit nie auf uns allein gestellt, sondern eher für unsere Integration, die ja auch mit Arbeit und Investitionen einhergeht, geschätzt.“

 

Neben dem 30-jährigen Amer Othman beschäftigt das Hotel auch dessen 35-jährigen Cousin Ali Othman und die 25-jährige Eva Stefanidou. Sie kommt aus Griechenland. Amer Othman und Eva Stefanidou absolvieren eine Ausbildung zum Hotelfachmann bzw. zur Hotelfachfrau. Ali Othman, der eigentlich gelernter Buchhalter ist, arbeitet im Hotel als Aushilfe. Das Hotel Esplanade unterstützt die Drei beim Aufbau ihrer wohnlichen Existenz, dem Lernen der deutschen Sprache sowie der Kommunikation mit Ämtern, Behörden und der Berufsschule. „In der Schule sind Eva und Amer bei den Lehrern sehr beliebt, da sie ehrgeizig und höflich sind“, berichtet Kortmann. „Einige Menschen – auch in unserem Hotel – hatten zunächst Vorurteile gegenüber syrischen Flüchtlingen wie Amer. Durch seine überaus freundliche Art konnte er diese Vorurteile allerdings in sehr kurzer Zeit abbauen und die Menschen positiv überraschen.“

 

Um die Integration der Drei weiter voranzutreiben, veranstaltete das Hotel Esplanade unter anderem einen internen Integrationstag. An diesem Tag kochten die Drei ihre Lieblingsspeisen und berichteten über ihren Weg nach Deutschland. „Die rege Teilnahme unserer anderen Mitarbeiter an dieser freiwilligen Veranstaltung zeigt, wie gut Eva, Amer und Ali inzwischen in unser Team integriert sind“, freut sich Katja Kortmann.

 

 

Handelshof Hamm

Der Lebensmittelgroßhändler Handelshof aus Hamm ist seit rund zwei Jahren Mitglied des NETZWERK. „Durch unser Engagement im NETZWERK möchten wir unserer sozialen Verantwortung als Unternehmen gerecht werden“, betont Geschäftsleiter Jürgen Bringsken. Derzeit absolviert der 19-jährige Feras Jasim Khder aus Syrien beim Handelshof eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel. Weitere Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan haben zudem verschiedene Praktika in dem 112 Mitarbeiter zählenden Unternehmen absolviert.

 

Zufriedene Gesichter im Handelshof: Geschäftsleiter Jürgen Bringsken und Azubi Feras Jasim Khder aus Syrien.
Zufriedene Gesichter im Handelshof: Geschäftsleiter Jürgen Bringsken und Azubi Feras Jasim Khder aus Syrien.

 

„Wir behandeln Feras als ganz normalen Azubi“, erzählt Jürgen Bringsken. „Bei Fragen oder Problemen jeglicher Art haben wir aber selbstverständlich jederzeit ein offenes Ohr für ihn“, so der Geschäftsleiter. Am NETZWERK schätzt er vor allem den stetigen Informationsaustausch mit anderen Unternehmen und dem Projektteam: „So werden wir immer auf dem Laufenden gehalten.“

 

 

proLogistik

Bereits seit der Planungsphase des NETZWERKs im Winter 2015 ist das Dortmunder Logistik-Systemhaus proLogistik mit diesem verbunden. Für das auf die Intralogistik spezialisierte Unternehmen sind insgesamt 177 Mitarbeiter tätig. Sechs von ihnen sind geflüchtete Menschen aus Syrien und Afghanistan. ProLogistik begleitet diese auf ihrem Weg in das deutsche Berufsleben. „Unsere Integration baut auf einem siebenmonatigen Integrationskonzept auf, welches zunächst eine praxisnahe Betreuung rund um die Themen Spracherwerb, kulturelle Bildung und Rechtskenntnisse durch zwei Deutschlehrerinnen und einen Sozialpädagogen beinhaltet“, berichtet Anja Velebil, Personalreferentin von proLogistik. „Ziel dieses Programms ist es, dass unsere Praktikanten nach einem halben Jahr in die reguläre Ausbildung eintreten, aus der wir sie dann nach erfolgreichem Abschluss übernehmen können.“

 

Deutschunterricht bei NETZWERK-Mitglied proLogistik: die Azubis Mohamad Habra, Zabihollah Khodadady, Fittahi Salah, Muhamed Ali Abdulaziz und Mohamed Ali Natoura (v.l.n.r.), Softwareentwickler Adnan Awad (hinten Mitte) und Lehrerin Bettina Kliebisch.
Deutschunterricht bei proLogistik: die Azubis Mohamad Habra, Zabihollah Khodadady, Fittahi Salah, Muhamed Ali Abdulaziz und Mohamed Ali Natoura (v.l.n.r.), Softwareentwickler Adnan Awad (hinten Mitte) und Lehrerin Bettina Kliebisch.

Ein Konzept, das aufgeht. Derzeit erlernen zwei geflüchtete Personen den Beruf des Fachinformatikers für Systemintegration und drei den Beruf des Fachinformatikers für Anwendungsentwicklung. Eine geflüchtete Person ist zudem als Softwareentwickler für proLogistik tätig. „Die Integration gestaltet sich sehr einfach und unproblematisch“, freut sich Anja Velebil. „Unsere Mitarbeiterkultur ist sehr bunt und besteht aus verschiedensten Nationalitäten. Daher sind alle Kolleginnen und Kollegen generell sehr offen.“

 

Diese kulturelle Vielfalt im Personalmanagement ist auch dem Verein Multikulturelles Forum (MkF) aufgefallen. Dieser zeichnete das Unternehmen proLogistik daher im Jahr 2016 mit dem Interkulturellen Wirtschaftspreis aus.

 

„Das NETZWERK hilft uns dabei, mit geflüchteten Personen in Kontakt zu treten, die Interesse an einer Ausbildung im IT-Bereich haben. Außerdem unterstützt es den Informationsaustausch zwischen unserem und anderen Unternehmen“, erklärt Anja Velebil. „Denn nur gemeinsam mit vielen engagierten Unternehmen kann die Integration von geflüchteten Menschen gelingen.“