
„Ich träume von einer großen Sache und möchte viele Leute ausbilden“
Tamim al-Sakka kam als Flüchtling und ist inzwischen ein erfolgreicher Unternehmer
13.10.2017. 150 Mitarbeiter, eine Fabrik und 25 Geschäfte – in Damaskus und Homs war Tamim al-Sakka ein erfolgreicher Unternehmer. In seiner Fabrik produzierte er syrische Süßigkeiten. Nüsse, Butter und Zucker sind die wichtigsten Zutaten für die arabischen Leckereien. Das Handwerk hat er von seinem Vater erlernt, dessen Rezepte er über die Jahre immer weiter verfeinert und um eigene Kreationen ergänzt hat. In Syrien war der 43-Jährige sehr bekannt. Die Menschen liebten seine Süßigkeiten. Doch der Krieg hat ihn erst gezwungen, sein Geschäft aufzugeben und dann sein Heimatland zu verlassen.
Heute sitzt er vor der Konditorei Damaskus in der Sonnenallee im Berliner Stadtteil Neukölln, grüßt Passanten und unterhält sich mit seinen Kunden. Viele von ihnen haben schon in Syrien bei ihm eingekauft. Doch gut die Hälfte sind deutsche Kunden, die auf den syrischen Geschmack gekommen sind. Viele kaufen inzwischen regelmäßig bei ihm. Er hat erkannt, dass überschwängliche Anerkennung in Deutschland häufig nur aus wenigen Worten besteht. „Wenn die Deutschen sagen, dass es sehr gut schmeckt, bist du der Beste,“ lacht er.
Es ist nun gut drei Jahre her, dass er sich entschlossen hat, mit seiner Frau und den beiden Kindern nach Deutschland zu gehen. Ihre Reise endete schließlich in einem Dorf in der Nähe von Berlin. In der Flüchtlingsunterkunft angekommen, mussten er und seine Frau sechs Monate warten, bis sie einen Sprachkurs besuchen konnte. Nach weiteren sechs Monate hielt er zwar ein B1-Sprachzertifikat in der Hand, doch Zuhause rumsitzen und Sozialleistungen beziehen? Das ist nichts für den geborenen Unternehmer. „Wir müssen etwas machen, aber welcher Job kann das sein?“, fragte er sich.
Ein Schock zeigt die Marklücke für die Konditorei Damaskus
Die Antwort lag dem leidenschaftlichen Konditor sprichwörtlich auf der Zunge – die Süßigkeiten in Berlin waren für ihn ein Schock: „Sie sind billig und haben einen anderen Geschmack.“ Aus seiner Heimat war er eine viel bessere Qualität gewohnt. Seine Schlussfolgerung: Auch in Berlin gibt es einen Markt für hochwertige arabische Süßigkeiten. Doch von der Geschäftsidee bis zum eigenen Unternehmen war es für den erfahrenen Konditor ein langer Weg.
Anfangs hat er Syrer um Rat gefragt, die schon lange in Deutschland leben. Doch nicht alle glaubten an den Erfolg seiner Geschäftsidee. Angesichts der Bürokratie sei es schwer, ein Unternehmen zu gründen. „In Deutschland gibt es viele Papiere, die schwer zu verstehen sind“, musste auch al-Sakka feststellen. Doch davon aufhalten ließ er sich nicht. Er hat die bürokratischen Hürden auf deutsche Weise genommen – und einen Anwalt engagiert. Nach zwei Monaten hatte dieser den Papierkram erledigt. Dann musste er noch ein passendes Ladenlokal finden, was ebenfalls nicht einfach war, doch nach weiteren zwei Monaten war auch diese Aufgabe gelöst.

Qualität braucht verlässliche Zulieferer und gutes Personal
Um sein neues Unternehmen zum Erfolg zu führen, hatte al-Sakka noch zwei weitere unternehmerische Aufgaben zu stemmen: Zutaten beschaffen und Personal finden. Lange hat er hat nach Großhändlern gesucht, die Waren mit konstant hoher Qualität liefern können. Inzwischen hat er Verträge mit zwei deutschen Händlern abgeschlossen, die zum Beispiel Pistazien aus der Türkei und Butter aus Holland liefern.
Auch die Suche nach Mitarbeiter ist mittlerweile kein großes Problem mehr: „Die Leute kommen in meinen Laden und fragen, ob ich Arbeit für sie habe. Ich prüfe sie einen Monat als Praktikant und entscheide dann, ob sie passen.“ Inzwischen beschäftigt er zehn Mitarbeiter. Alle sind syrische Flüchtlinge, von denen einige neben dem Deutschkurs in Teilzeit bei ihm Süßigkeiten zubereiten und verkaufen. Angefangen hatte er nur mit seinem Bruder und zwei Helfern.
Tamim al-Sakka ist nun über ein Jahr mit der Konditorei Damaskus erfolgreich. Doch auf dem Erfolg ausruhen möchte er sich nicht. Er will neue Kundengruppen erschließen: „Wir sind in Deutschland und müssen darüber nachdenken, was die Deutschen mögen. Nicht zu viel Fett und nicht zu viel Zucker ist ihnen wichtig.“ Auch für eine größere Produktion hat er schon konkrete Pläne. Einen Ort für seine kleine Fabrik hat er bereits gefunden. Die Küche muss renoviert werden und die Bürokratie bereitet ihm noch Arbeit. Doch von seinen Zielen lässt er sich auch von den neuen Herausforderungen nicht abbringen: „Ich träume von einer großen Sache und möchte viele Leute ausbilden, auch Deutsche.“
Kontakt Konditorei Damaskus:
Konditorei Damaskus
Sonnenallee 93
12045 Berlin
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