Profitipps für Azubis mit Fluchthintergrund und ihre AusbilderInnen

Veröffentlicht am: 17.02.2021

Heute im Interview: Britta Schwab, ehrenamtliche Prüferin für die IHK für Rheinhessen.

1.Frau Schwab, seit wann sind Sie Prüferin und für welchen Bereich genau?

Schwab: Ich bin Prüferin etwa seit 2003. Zunächst nur für den Beruf IT-Systemkaufleute, etwas später auch für die Kaufleute im Gesundheitswesen

2. Was sind die größten Herausforderungen bei der praktischen Abschlussprüfung?

Schwab: In meinen Augen ist die größte Herausforderung für die mündlichen Prüfungen die häufig mündlich gestellten Fragen zu verstehen. Diese Azubis haben in der Regel zunächst mal das Problem, dass sie Deutsch lernen müssen, damit sie dann die fachlichen Hintergründe verstehen.

Die IT-Systemkaufleute haben den Vorteil, dass sie ein Projekt umsetzen, eine Dokumentation schreiben und dieses Projekt im Rahmen einer Präsentation als mündliche Prüfung vorstellen müssen. Dies ist natürlich auch eine enorme Herausforderung, hat aber den Vorteil, dass dies gut vorbereitet und geübt werden kann.

3. Wie sollte man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten?

Schwab: Hier sehe ich die Azubis in der Pflicht, Deutsch zu lernen. Sie können eine Prüfung nur bestehen, wenn sie die Aufgaben verstehen (egal, ob sie in schriftlicher oder mündlicher Form gestellt werden).

In diesem Zusammenhang sind auch Redewendungen häufige Stolpersteine, über die man sich als Person mit Muttersprache Deutsch keine Gedanken macht, die aber ein Azubi mit Migrationshintergrund nicht versteht. Hier kann man den Azubis nur raten, sofort zu fragen, wenn sie etwas nicht verstehen oder mit Hilfe von Übersetzungsprogrammen oder Wörterbüchern den Sinn nachzuvollziehen.

4. Ihr Tipp für AusbilderInnen: Wie unterstützt man Auszubildende mit Fluchthintergrund bei der Prüfungsvorbereitung?

Schwab: Gerade im Bereich der IT-Systemkaufleute (oder allen Berufen, bei denen ein Projekt durchgeführt werden muss) sollten die AusbilderInnen die Projektedokumentationen lesen und ggfs. korrigieren und sich die Präsentationen mehrfach anhören, damit die Azubis auch die Sicherheit bekommen, in einer fremden Sprache eine Präsentation zu halten.

Die AusbilderInnen könnten natürlich auch das Deutsch lernen unterstützen. Natürlich sind die Azubis in der Pflicht, Deutsch zu lernen. Allerdings bin ich durchaus der Meinung, wenn ich als AusbilderIn das Abenteuer mit einem Azubi mit Migrationshintergrund eingehe, dann muss ich auch dafür Verantwortung übernehmen.

Die AusbilderInnen sollten auch darauf achten, bei Erklärungen oder Fragen die Sätze so einfach wie möglich zu formulieren, aber die Fachbegriffe zu verwenden, damit die Azubis diese lernen können.

Vielen Dank für das Interview und die zahlreichen guten Tipps, Frau Schwab!

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